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Ein dunkler Gesang

Ein dunkler Gesang

Titel: Ein dunkler Gesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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ihm geraten, die Polizei einzuschalten.»
    Lol blinzelte. «Um Jane zu verhaften?»
    «Ich bin sicher, dass eine Menge Leute das für gar keine schlechte Idee halten würden, Laurence.»
    Nachdem er jetzt
Laurence
sagte, fühlte sich Pierce anscheinend sehr obenauf.
    «Entschuldigen Sie, Lyndon», sagte Lol, «aber ich komme gerade nicht ganz mit. Ist auf der Weide irgendetwas los?»
    Pierce schniefte. «Für mich sehen die alle gleich aus – Öko-Aktivisten, Tierschützer, lauter ungepflegte Faulenzer von Gott weiß wo.
Sie
nennen es eine Demonstration … aber man könnte es auch als bedrohliches Verhalten deuten.»
    «Sie meinen … es wird demonstriert?» Lol unterdrückte ein Lächeln. «Wegen der Ley-Linie?»
    «Wollen Sie etwa sagen, Sie wissen nichts davon? Das sind bloß ein Haufen Dummköpfe. Ungefähr ein Dutzend. Mit Schildern und Plakaten. Wollen etwas schützen, was
überhaupt nicht existiert
, wie jedermann weiß.»
    Lol sah, dass Pierce zu der Generalstabskarte mit den eingezeichneten Linien hinübersah.
    «Ja, Sie haben offenbar nicht das Geringste davon gewusst.»
    «Es hat im
Guardian
gestanden.»
    «Und wer hat den Artikel dort reingebracht, Laurence? Ich habe zugegebenermaßen Schwierigkeiten zu verstehen, warum Sie und dieses Mädchen und diese schmuddeligen Typen da draußen ein dringend notwendiges Bauprojekt auf einem ansonsten nutzlosen, brachliegenden Gelände verhindern wollen.»
    Pierce sah auf seine Schuhe hinunter und hob dann wieder den Blick. «Ich glaube, ich sollte Ihnen noch etwas sagen: Die Leute finden, es ist langsam an der Zeit, dass die Mutter etwas unternimmt, um dieses Mädchens an die Kandare zu nehmen, bevor …»
    «Bevor die Gemeinde etwas unternimmt? Wie wär’s mit Hausarrest? Oder einer gerichtlichen Verfügung, dass sie sich dem Cole Hill nicht mehr nähern darf?»
    «Werden Sie nicht albern.»
    Lol zog die Augenbrauen hoch. «Und das nur, weil sie sich dafür verantwortlich fühlt, das Erbe des Dorfes zu bewahren?»
    «Laurence, das ist
Schwachsinn
. Einer unserer Berater sagt, diese sogenannte Ley ist nicht mal in Watkins’ Buch. Es gibt keine Leys. Hat es nie gegeben. Das ist genauso ein Quatsch wie dieser UFO -Glaube. Wenn sie ein bisschen erwachsener wird, versteht sie bestimmt, dass sich Ledwardine, wie alle diese Dörfer, entweder entwickelt oder eingeht.»
    «Entwickelt zu was?»
    «Ich sage ja nur … wenn die Leute finden, dass man von hier aus nach London pendeln kann, dann müssen wir etwas daraus machen. Wenn ordentliche, hart arbeitende Leute hier wohnen wollen, warum sollen wir dann nicht …»
    «Zu einer Londoner Vorstadt werden? Gelten drei Stunden heutzutage als Pendler-Entfernung?»
    «Mit einem schnellen Auto dauert es nicht so lang.»
    «Du meine Güte», sagte Lol.
    «Bei Leuten wie Ihnen», Lyndon wippte auf den Absätzen, «muss ich wirklich lachen. Sie leben in der Vergangenheit. Ich bin Steuerberater, mein Freund, wir sind die Ersten, die Veränderungen mitbekommen. Ich sehe, wie die Verdienste der Bauern jedes Jahr weiter in den Keller gehen. Es ist eindeutig, dass bei den Billigimporten mit Landwirtschaft kein Geld mehr zu machen ist. Daran können wir nichts ändern, solange die Regierung diese Politik macht. Und zum Überleben verkaufen die Bauern ihr Land als Baugrund. Unsere Aufgabe ist es, die Bauern zu unterstützen.»
    «Das ist eine ziemlich verdrehte Logik, Lyndon.»
    «Und noch was: Städter und Leute mit Wochenendhäusern sind eine bessere Versorgung mit Läden gewöhnt, also müssen wir ihnen das in Ledwardine bieten – mehr Läden, richtige Supermärkte …»
    «Kennt Jim Prosser diese Pläne?»
    «Jim Prosser geht sowieso bald in den Ruhestand. Und wir holen nach, was auf dem Land seit Jahren versäumt wurde. Finden Sie nicht, dass es auch die Leute auf dem Land verdient haben, besser einkaufen zu können oder ein ordentliches Freizeitzentrum zu haben?»
    «Hat sie mal jemand gefragt?»
    «Laurence …» Lyndon Pierce atmete langsam und hörbar durch die Nase aus. «Dafür wird der Gemeinderat gewählt. Das nennt man kommunale Demokratie.» Nach dieser schlagenden Beweisführung strahlte er geradezu. «Wie dem auch sei, wenn Sie von Mrs. Watkins hören, setzen Sie sie doch bitte ins Bild, würden Sie das tun?»
    «Sind diese …», Lol hörte die Treppenstufen knarren, «… Demonstranten immer noch da?»
    «Nicht mehr lange. Dank der neuen Gesetze wird man mit diesen Nichtsnutzen inzwischen leicht fertig.

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