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Ein dunkler Ort

Ein dunkler Ort

Titel: Ein dunkler Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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in England und Frankreich hatte, was ist mit denen passiert? Was ist aus den Mädchen geworden, die sie besucht haben? Warum hat deine Mutter diese Schulen geschlossen und ist nach Amerika gekommen?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte Jules, »ich hab sie nie danach gefragt.«
    »Wie kann das sein? Du warst doch da, als die Entscheidung getroffen wurde, oder etwa nicht?«
    »Nein, war ich nicht. Ich war auf dem Konservatorium. Das habe ich dir doch erzählt. Nur während der Ferien, wenn sie geschlossen waren, hab ich mich in den Schulen meiner Mutter aufgehalten. Für ihre Arbeit habe ich mich nicht besonders interessiert. Mir war damals nicht klar, in welchem Umfang sie tätig war.«
    »Du wusstest nicht, dass sie ein Medium war?«
    »Dass sie in dieser Richtung begabt war, wusste ich schon«, gab Jules zu. »Aber ich wusste nicht, dass sie ihre Schüler als Empfänger benutzte. Und ich hatte keine Ahnung, dass sie etwas so Aufregendes tat, wie der Welt ihre kreativen Genies zurückzugeben. Erst als sie ihre Schule in Frankreich schloss und Vorbereitungen traf, hierher zu kommen, hat sie mir davon erzählt. Sie dachte, dann würde ich sicher mitkommen wollen.«
    »Und ist es so, wie du es dir vorgestellt hast?«, fragte Kit. »Bist du wirklich glücklich damit, Jules? Ganz ehrlich. Siehst du nicht, was mit Lynda passiert, mit Sandy und mir … und findest du das richtig?«
    »Kit, du musst dich daran gewöhnen«, sagte Jules. »Ich geb dir recht, ihr seid in keiner guten Verfassung. Aber daran seid ihr selber schuld. Ihr kämpft so sehr dagegen an, dass ihr körperlich und psychisch erschöpft seid. Es gefällt mir nicht, dich so zu sehen, so leichenblass und dünn und müde, und ich mache mir Sorgen deswegen. Aber ich kann dir nicht helfen, es liegt bei dir. Wenn du einfach akzeptieren würdest, was geschieht, und mitmachen würdest, dann ginge es dir bestimmt bestens, da bin ich mir sicher.«
    »Du kapierst es nicht. Du begreifst gar nichts!«, schrie Kit frustriert. Tränen, die sie sonst nie vergoss, stiegen ihr in die Augen. »Jules, wenn du mich magst, wenn du wirklich mein Freund bist, dann hilf mir. Hilf uns allen! Hol uns hier raus!«
    Jules schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht. Das weißt du. Es würde alles kaputt machen.«
    »Wenn du das nicht tun willst, kannst du dann etwas anderes für mich machen? Kannst du herausfinden, was mit den anderen Mädchen passiert ist, denen, die auf die europäischen Schulen von deiner Mutter gegangen sind? In ihrem Büro gibt es Unterlagen über sie. Das hat sie mir selbst erzählt.«
    »Was versprichst du dir davon?«, fragte Jules. »Die sind wahrscheinlich in alle Winde verstreut.«
    »Du könntest doch mal nachschauen, oder nicht? Das kann doch wohl nicht schaden?«
    Jules schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht einfach in den privaten Unterlagen meiner Mutter wühlen. Aber wenn du willst, frage ich sie, und dann lasse ich dich wissen, was sie gesagt hat. Oder du fragst sie selbst.«
    Kit explodierte. »Das wird mich ganz bestimmt weiterbringen!«
    Die Tränen standen ihr schon wieder in den Augen, wenn sie noch einen Augenblick länger blieb, würde sie sie nicht mehr zurückhalten können. Sie drehte sich auf dem Absatz um, verließ den Raum und knallte die Tür hinter sich zu. Nun stand sie wieder im Flur – und sie sah, dass die große Eingangstür offen war. Eine bekannte Gestalt stand daneben und zupfte sich den Mantelkragen zurecht.
    Kit kreischte auf und streckte die Arme aus. »Natalie!«
    Die Gestalt drehte sich um und Natalie Culler nickte ihr zu. Sie schien auf dem Weg nach draußen zu sein, denn sie knöpfte sich den Mantel zu.
    »Natalie, warte. Geh nicht!« Kit lief auf sie zu. »Was machst du hier?«
    »Mein Geld holen«, sagte Natalie. »Als eure Gnädigste mich gefeuert hat, schuldete sie mir noch den Lohn für zwei Wochen. Ich war so wütend, dass ich gar nicht dran gedacht habe und einfach gegangen bin. Aber das Geld gehört mir. Ich hab mir jeden Penny davon verdient und heute hole ich es mir.«
    »Wie bist du hergekommen?«, fragte Kit aufgeregt.
    »Mit dem Auto. Wie sonst? Glaubst du etwa, ich lauf zu Fuß vom Dorf hier raus?«
    »Und konntest du durchs Tor kommen?«
    »Ich hab vorher angerufen«, sagte Natalie. »Sie hat Mr Jules runtergeschickt, er hat aufgemacht. Ich glaub, sie wusste, dass ich mich nicht abwimmeln lassen würde.« Sie hielt inne und schaute Kit an, die Wut in ihrem Gesicht wich der Besorgnis. »Nimm mir nicht übel,

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