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Ein Earl kommt selten allein (German Edition)

Ein Earl kommt selten allein (German Edition)

Titel: Ein Earl kommt selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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Hilfe zu schätzen weiß«, sagte Richard schließlich, als er wieder sicher auf dem Ast kniete, »lass doch jetzt bitte meine Hose los.«
    Daniel kicherte als Antwort, löste aber den Griff. »Wir sollten besser vom Baum runterkommen, bevor wir noch gesehen werden.«
    Da dies genau das war, was Richard vorgehabt hatte, brummte er nur und schob sich weiter so schnell den Ast entlang, wie er sich traute. Nachdem er sich mit einem letzten kurzen Blick vergewissert hatte, dass noch niemand hereingekommen war, schwang er sich über den Fenstersims ins Zimmer. Da er wusste, dass Daniel ihm folgte, richtete er sich rasch auf und wich zur Seite aus. So fand er sich plötzlich neben dem Bett wieder und starrte auf den denjenigen hinunter, der darin lag. Es kam Richard fast vor, als würde er in einen Spiegel blicken, abgesehen davon, dass sein Gesicht natürlich nicht so feucht und todesgrau war wie das seines Bruders.
    »Ich würde sagen, er ist eindeutig tot«, murmelte Daniel, als er neben ihn trat. »Ansonsten sieht er allerdings ziemlich wohlbehalten aus. Er hat weder an Gewicht zugelegt, noch weist er irgendwelche Anzeichen eines ausschweifenden Lebens auf, seit ich ihn das letzte Mal gesehen habe. Ich frage mich, woran er wohl gestorben sein mag.«
    Richard schüttelte den Kopf. Er hatte keine Ahnung und musste sich außerdem zu sehr mit einer unerwarteten Gefühlsaufwallung herumschlagen, um über diese Frage nachdenken zu können. Das hier war nicht das Wiedersehen mit seinem Bruder, das er für diesen Abend erwartet hatte, und wenn auch ein Teil von ihm sich um die Konfrontation betrogen fühlte, empfand ein anderer tatsächlich so etwas wie Trauer um den Verlust seines Zwillingsbruders. Obwohl sich George als Mistkerl erwiesen hatte, indem er versucht hatte, Richard töten zu lassen, um seinen Titel und seine Ländereien zu übernehmen, waren sie nicht immer Feinde gewesen. Als Kinder waren sie sogar enge Freunde gewesen. Erst als George alt genug geworden war, um zu verstehen, dass er als geringer angesehen wurde, weil er sich seinen Weg aus dem Mutterleib nicht als Erster erkämpft hatte, war er verbittert geworden und hatte zugelassen, dass Eifersucht seine Gedanken verdrehte.
    Trotzdem war dieser Mann das letzte Familienmitglied gewesen, das Richard noch gehabt hatte. Ihr Vater war der einzige Sohn gewesen, und ihre Mutter hatte ihre Familie bei einem Brand verloren, als sie noch ein Kind gewesen war. Deshalb hatte George mit seinem Plan davonkommen können. Es hatte keine anderen Familienmitglieder gegeben, die den Trick hätten durchschauen können, und er hatte sich offenbar von den wenigen guten Freunden, die Richard im Laufe der Jahre gefunden hatte, ferngehalten. Alle hatten angenommen, dass er um den Verlust seines Zwillingsbruders George trauerte und ihn in Ruhe gelassen, damit er damit fertigwerden konnte. Auch Daniel hatte so gedacht, bis er Richards Brief erhalten hatte. Und er konnte dankbar sein, dass es Daniel gab. Denn ohne ihn wäre er immer noch in Amerika.
    »Wie zum Teufel sollen wir ihn von hier wegschaffen?«
    Richard blinzelte und drehte sich dann zum Fenster und dem Baum dahinter um.
    »Oh, nein«, sagte Daniel sofort. »Wir können unmöglich über diesen Baum zurückkehren und Georges Leiche dabei mitschleppen.«
    Richard fuhr sich mit einer Hand durch die Haare, während er sich wieder George zuwandte. »Dann werden wir ihn wohl die Treppe runtertragen müssen.«
    »Und wie bitte sollen wir das machen, ohne dabei erwischt zu werden?«
    »Die meisten Dienstboten sind wahrscheinlich inzwischen ohnehin schon im Bett«, erklärte Richard. »Wenn wir uns beeilen, können wir es schaffen.«
    »Na klar«, sagte Daniel trocken.
    »Komm schon.« Richard ging zum Kopfende des Betts. »Je schneller wir es hinter uns bringen, desto besser.«
    Er beugte sich vornüber, um die Hände unter die Achseln seines Bruders zu schieben und ihn in eine aufrechte Position zu bringen, aber dabei kam sein Gesicht dem von George sehr nahe. Er hielt inne.
    »Was ist?«, fragte Daniel und war sofort an seiner Seite.
    Richard richtete sich auf und machte einen Schritt zurück. »Sieh mal, ob du an seinem Mund irgendetwas riechst.«
    Daniel zog eine Braue hoch, dann neigte er den Kopf und atmete dicht bei Georges Mund ein. »Whisky«, sagte er sofort. Er runzelte die Stirn. »Und Bittermandel?« Er richtete sich jetzt langsam auf und starrte Richard an. »Gift?«
    »Das war mein erster Gedanke«, gab Richard

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