Ein Earl kommt selten allein (German Edition)
zu hindern, hereinzukommen«, sagte Daniel leise.
Richard knurrte und musterte eine andere Tür an der angrenzenden Wand, die – wie er vermutete – zu Christianas Zimmer führte. Er konnte nur hoffen, dass sie nicht abgeschlossen war. Er nahm sein Ende auf und nickte in Richtung Tür. »Da entlang.«
Daniel bewegte sich rückwärts durch das Zimmer. Sie seufzten beide erleichtert, als er sein Ende absetzte, nach dem Türknauf griff und ihn drehte. Dann machte er sich daran, die Tür weit aufzuschieben, hielt aber abrupt inne und zog sie stattdessen wieder zu.
»Was ist?«
»Eine Frau schläft in einem Stuhl beim Kamin«, zischte Daniel.
Richard zögerte, dann ließ er sein Ende von George langsam auf den Boden sinken und sah selbst nach. Tatsächlich kauerte eine Frau mittleren Alters in einem Sessel beim Kamin; sie schnarchte leise. Wahrscheinlich Christianas Zofe, dachte Richard. Er verzog das Gesicht, schloss leise die Tür und lehnte die Stirn gegen das Holz.
»Was tun wir jetzt?«, fragte Daniel.
Richard drehte sich um und sah seinen in die Decke gewickelten Bruder an. Er bückte sich, packte den steifen Körper um die Taille und hob ihn hoch. Dann richtete er sich auf und presste sich George etwas höher an die Brust, damit dessen Füße nicht den Boden berührten.
»Wirst du ihn so tragen können?«, flüsterte Daniel besorgt.
»Ich habe das letzte Jahr auf einem Hof gearbeitet, ich schaffe das schon. Und es wird schneller gehen, als wenn wir beide ihn gemeinsam schleppen. Wenn wir schnell und leise sind, sollten wir durch den Raum kommen, ohne die Zofe zu wecken.« Richard war sich nicht sicher, ob das stimmte, aber er hoffte es. Glücklicherweise erhob Daniel keine Einwände, sondern half ihm, George noch etwas höher zu heben, sodass er dessen Oberschenkel umfassen konnte, gleich unterhalb des Gesäßes. Auf diese Weise konnte Richard seine eigenen Beine bewegen, ohne dass sie bei jedem Schritt gegen George stießen. Als er sich sicher war, dass er George gut im Griff hatte, sagte er: »Du wirst mir die Türen aufmachen müssen.«
Daniel nickte und ging zu der Verbindungstür zum angrenzenden Schlafzimmer. Er machte sie gerade genug auf, um einen Blick hineinwerfen zu können, dann, als er die Zofe immer noch schlafend sah, zog er sie weit auf und bedeutete Richard, sich zu beeilen.
Richard holte tief Luft und machte sich mit seiner Last auf den Weg. Er atmete allerdings erst wieder, als sie den Raum durchquert hatten und Daniel die Tür öffnete und ihn in den Korridor schob.
»Gütiger Gott, Richard, ich dachte schon einen Moment, wir sind erledigt«, keuchte Daniel, als er die Tür wieder sicher geschlossen hatte.
»Jetzt müssen wir nur noch aus dem Haus raus«, murmelte Richard und setzte sich erneut in Bewegung. Er wollte unbedingt hinaus, bevor sie noch irgendjemand anderem begegneten, und er hatte die Treppe gerade erreicht, als sich unten die Eingangstür öffnete. Ihm blieb schier das Herz stehen. Er wich zurück und stieß heftig gegen den nichts ahnenden Daniel. Glücklicherweise blieb sein Freund auf den Beinen und drehte sich schnell zur Seite, um aus dem Weg zu gehen. Die beiden eilten den Korridor entlang, bis Daniel auf die Idee kam, eine der anderen Türen auszuprobieren. Er stellte fest, dass sie nicht abgeschlossen war, und winkte Richard mit seiner Last ins dahinterliegende Zimmer. Anschließend folgte er ihm, zog die Tür hinter ihnen zu und drückte sein Ohr gegen das Holz.
Richard wartete in der Dunkelheit, die in eine Decke gewickelte Leiche seines Bruders an die Brust gedrückt, und fragte schließlich: »Hörst du etwas?«
»Sie unterhalten sich«, flüsterte Daniel. »Ich glaube, sie sind noch in der Eingangshalle.«
Richard trat zu Daniel, um besser hören zu können, was gesprochen wurde.
»Ich schwöre, dass er tot war, Chrissy. Als wir heute Abend weggegangen sind, ist er schon kalt geworden.«
Christiana zog bei Lisas verzweifelten Worten ein Gesicht, aber sie konzentrierte sich darauf, einen Fuß vor den anderen zu setzen, und murmelte nur: »Er muss einen Pakt mit dem Teufel geschlossen haben, um zurückzukommen.«
»Still, sonst hört uns noch einer der Dienstboten«, warnte Suzette, als sie die Eingangstür schloss. Die Worte waren ihr kaum über die Lippen gekommen, als Haversham am Ende der Eingangshalle auftauchte und auf sie zueilte.
Christiana winkte ihn weg. Sie brauchten keine Hilfe. Außerdem wollte sie nicht, dass irgendjemand sie in
Weitere Kostenlose Bücher