Ein Earl kommt selten allein (German Edition)
und länger wurden, wenn sie versuchte, mit ihm zu diskutieren. Also nahm sie sich ein Stück Toast und etwas Obst und wollte sich schon umdrehen.
»Du isst etwas Vernünftiges«, fauchte Dicky und hielt sie fest. »Gib mir deinen Teller.«
Als er ihr das China-Porzellan aus der Hand riss, biss sich Christiana auf die Zunge. Es gelang ihr gerade noch, einen aufsteigenden Seufzer zu unterdrücken, während Dicky Bohnen und Räucherfisch auf ihren Teller häufte. Sie hasste beides, Bohnen wie Räucherfisch, und das wusste er. Es schien, als hätte er bereits mit der Bestrafung begonnen.
»Da. Jetzt kannst du dich hinsetzen.«
Als sie einen Blick auf den Teller warf, den Dicky ihr unter die Nase hielt, sah sie, dass er auch noch Rührei auf die Bohnen und den Fisch gepackt hatte. Sie aß lieber gekochte Eier, nahm den Teller aber wortlos und ging zum Tisch. Dennoch wünschte sie sich ganze Zeit, dass sie den Mut hätte, ihm den Teller mitsamt Essen einfach ins Gesicht zu werfen. Unglückseligerweise tat sie nie etwas so Kühnes. Vielleicht hätte sie es getan, hätte er es gewagt, sie so zu behandeln, bevor sie geheiratet hatten, aber damals war er durch und durch charmant gewesen und hatte ihr stets Komplimente gemacht. Dieses andere Verhalten hatte erst nach der Hochzeit angefangen, und Christiana war über die plötzliche Verwandlung so verblüfft gewesen, dass sie zu langsam reagiert hatte. Sie hatte sich so benommen gefühlt, als hätte ihr jemand einen Schlag auf den Kopf versetzt. Als sie schließlich über den Schreck hinweg war und anfing, für sich einzutreten, war es zu spät gewesen; die Kritik und die Misshandlungen wirkten bereits, und statt mit ihm zu streiten, hatte sie sich dabei ertappt, wie sie sich fragte, ob das Kleid, das er kritisierte, vielleicht
wirklich
etwas zu tief ausgeschnitten war oder der Farbton vielleicht
wirklich
nicht zu ihrer Haarfarbe passte. Ihr Selbstbewusstsein war erschüttert, und je mehr Zeit vergangen war, desto schlimmer war es geworden. Inzwischen dachte sie gar nicht mehr darüber nach, dass er sich vielleicht irren könnte, sondern war nur noch bestrebt, ihn zu beruhigen und zufriedenzustellen, seine Wut zu lindern und es ihm recht zu machen, sofern das möglich war. Irgendwann war sie zu einer Sklavin geworden, die weniger Rechte besaß als die Bediensteten, die für ihn arbeiteten.
»Du isst ja gar nichts«, sagte Dicky, als er sich zu ihr an den Tisch setzte.
Christiana räusperte sich. »Ich bin nicht sehr hungrig.«
»Das ist mir egal. Du bist zu dünn. Iss«, sagte Dicky mit fester Stimme und fügte hinzu: »Deine Ernährung ist furchtbar. Du isst nicht genug Fleisch. Iss die Bohnen und den Fisch.«
Christiana neigte den Kopf und begann zu essen, wobei sie sich alle Mühe gab, nicht zu schmecken, was sie in den Mund beförderte. Das allerdings war unmöglich, und so war sie mehr als froh, als sie den letzten Bissen hinuntergeschluckt hatte und aufstehen konnte.
»Was tust du da?«
Christiana verharrte mitten in der Bewegung; ihr Blick schoss zu ihrem Gemahl. »Ich bin fertig, Dicky. Ich dachte, ich könnte jetzt zu meinen Schwestern gehen, um –«
»Aber
ich
bin noch nicht fertig.« Als er Christianas verwirrten Gesichtsausdruck sah, fauchte er: »Ist es zu viel verlangt, dass meine Frau mir beim Frühstück Gesellschaft leistet?«
Zögernd setzte sie sich wieder hin, aber in ihrem Innern erwachten Groll und Wut. Sie frühstückten nie zusammen. Vom ersten Morgen ihrer Ehe an hatte er es sich zur Angewohnheit gemacht, entweder früh aufzustehen, zu frühstücken und das Haus zu verlassen, noch bevor sie sich auch nur gerührt hatte, oder länger als sie zu schlafen und das Frühstück allein in seinem Zimmer einzunehmen. Zuerst hatte sich Christiana deshalb Sorgen gemacht, da sie dachte, ein Ehepaar sollte gemeinsam frühstücken, aber nach einer Weile war sie froh über diese Erholungspausen gewesen. Jetzt war sie einfach nur wütend auf Dicky, denn sie wusste, dass er nur deshalb nach ihrer Gesellschaft verlangte, weil es eine Möglichkeit war, ihre Schwestern noch länger warten zu lassen.
Dicky ließ sich Zeit, sein Frühstück zu beenden, aber schließlich schob er den Teller weg und stand auf. Er bestand darauf, sie zum Salon zu begleiten, und tat das in einem Tempo, in dem jede Schnecke ihn hätte überholen können. Als er endlich die Tür zum Salon öffnete, biss Christiana die Zähne zusammen.
»Chrissy!« Als Christiana eintrat, sprang
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