Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ein Earl mit Mut und Leidenschaft

Titel: Ein Earl mit Mut und Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Quinn
Vom Netzwerk:
„früher hast du dich für meine Schwestern nie sonderlich interessiert.“
    „Das stimmt aber nicht.“ Er versuchte abzuschätzen, wie beleidigt er von diesem Kommentar wirken sollte. „Es sind doch meine Cousinen.“
    „Du hast jede Menge Cousinen.“
    „Die ich im Ausland alle sehr vermisst habe. Die Zuneigung wächst tatsächlich mit der Entfernung.“
    „Ach, hör doch auf“, rief Sarah schließlich. Sie sah aus, als hätte sie am liebsten enerviert die Hände in die Luft geworfen. „Mir kannst du nichts vormachen.“
    „Wie bitte?“ Daniel beschlich das ungute Gefühl, ertappt worden zu sein.
    Sarah verdrehte die Augen. „Glaubst du, du bist der Erste, dem auffällt, dass unsere Gouvernante unglaublich hübsch ist?“ Er suchte nach einer trockenen Antwort, doch Sarah machte den Eindruck, als wollte sie gleich sagen: Und jetzt erzähl mir nicht, das wäre dir nicht aufgefallen ... und so erwiderte er stattdessen einfach: „Nein.“
    Denn es hatte wirklich nicht viel Sinn, vorzugeben, ihm sei Miss Wynters Schönheit nicht aufgefallen. Sie war von der Art, dass Männer stehen blieben und sich nach ihr umdrehten. Es war nicht die stille Schönheit, die etwa seine Schwester oder auch Sarah auszeichnete. Sie waren beide hübsch, aber wie schön sie waren, fiel einem erst auf, wenn man sie näher kennenlernte. Bei Miss Wynter hingegen ...
    Ein Mann musste tot sein, um sie nicht zu bemerken. Toter als tot, falls das möglich war.
    Sarah seufzte, teils gereizt, teils resigniert. „Es wäre äußerst lästig, wenn sie nicht gleichzeitig so nett wäre.“
    „Schönheit geht nicht zwangsweise mit einem schlechten Charakter einher.“
    Sie hob die Augenbrauen. „Da ist jemand aber philosophisch geworden, seit er so viel Zeit auf dem Kontinent verbracht hat.“ „Ja, ja, du weißt schon, all die Griechen und Römer. Das färbt ab.“
    Sarah lachte. „Ach, Daniel, willst du mich über Miss Wynter ausfragen? Wenn ja, dann sag es doch einfach.“
    Er beugte sich vor. „Erzähl mir von Miss Wynter.“
    „Nun ja.“ Sarah beugte sich auch vor. „Da gibt es nicht viel zu erzählen.“
    „Möglicherweise muss ich dich erwürgen“, sagte er milde. „Nein, es stimmt. Ich weiß nur sehr wenig über sie. Sie ist ja auch nicht meine Gouvernante. Sie könnte eventuell aus Nordengland stammen. Sie hatte ein Empfehlungsschreiben von einer Familie in Shropshire. Und ein anderes von der Isle of Man.“ „Der Isle of Man?“, fragte er ungläubig. Seines Wissens kannte er niemanden, der dort schon einmal gewesen war. Es war ein äußerst entlegener Ort, schwer zu erreichen, und das Wetter auf der Insel war auch schlecht. Hatte er zumindest gehört.
    „Ich habe sie einmal danach gefragt“, sagte Sarah achselzuckend. „Sie hat gemeint, es sei ziemlich trostlos.“
    „Würde ich auch denken.“
    „Über ihre Familie spricht sie nicht, obwohl ich glaube, sie hat einmal eine Schwester erwähnt.“
    „Bekommt sie Post?“
    „Nicht dass ich wüsste. Und wenn sie selbst Briefe verschickt, dann nicht von hier. “
    Er blickte sie überrascht an.
    „Nun, irgendwann wäre es mir aufgefallen“, erklärte sie abwehrend. „Jedenfalls werde ich nicht erlauben, dass du Miss Wynter belästigst.“
    „Ich werde sie nicht belästigen.“ 
    „Oh doch. Das sehe ich dir doch an.“
    Er beugte sich noch weiter vor. „Für jemanden, der nicht auf die Bühne wollte, benimmst du dich aber recht melodramatisch.“
    Misstrauisch kniff sie die Augen zusammen. „Was meinst du damit?“
    „Nur, dass du offenbar bei bester Gesundheit bist.“
    Sie schnaubte damenhaft. „Willst du mich etwa erpressen? Da wünsche ich dir viel Glück. Dass ich krank war, hat mir ohnehin niemand abgenommen.“
    „Auch deine Mutter nicht?“
    Sarah richtete sich auf.
    Schachmatt.
    „Was willst du?“, fragte sie.
    Daniel hielt inne, um die Situation genüsslich auszukosten. Sarah wirkte so, als würde ihr gleich Dampf aus den Ohren steigen, wenn er nur lange genug wartete.
    „Daniel...“, stieß sie hervor.
    Er legte den Kopf schief, als überlegte er. „Tante Claire wäre so enttäuscht, wenn sie glauben müsste, dass ihre Tochter ihre musikalischen Pflichten vernachlässigt.“
    „Ich habe dich schon gefragt, was du ... Ach, vergiss es!“ Sie schüttelte den Kopf, als wollte sie einen Dreijährigen beruhigen. „Möglicherweise habe ich heute Morgen zufällig gehört, dass Miss Wynter mit Harriet, Elizabeth und Frances in den Hyde Park

Weitere Kostenlose Bücher