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Ein Earl mit Mut und Leidenschaft

Titel: Ein Earl mit Mut und Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Quinn
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getroffen von einem Tritt in den Unterleib, der andere rang noch um das Messer.
    „Wer hat euch geschickt?“, knurrte Daniel. Sie standen dicht voreinander, berührten sich beinahe mit der Nasenspitze, und reckten im Kampf um die Waffe die Arme.
    „Ich will bloß dein Geld sehen“, sagte der Rohling. Er grinste, und in seinen Augen glitzerte eine Spur Grausamkeit. „Gib mir dein Geld, dann können wir alle nach Hause.“
    Er log. Das wusste Daniel ganz genau. Wenn er die Handgelenke des Mannes auch nur einen Augenblick freigäbe, hätte er das Messer zwischen den Rippen stecken. Und ihm blieb nicht mehr viel Zeit, bis der Mann auf dem Boden wieder zu sich kam.
    „Heda! Was ist da los?“
    Daniel linste rasch zur anderen Straßenseite hinüber und entdeckte zwei Männer, die aus einem Wirtshaus gekommen waren. Sein Angreifer sah sie auch und ließ das Messer mit einem Zucken des Handgelenks auf die Straße fallen. Dann befreite er sich schiebend und stoßend aus Daniels Griff und rannte davon. Sein Freund, der inzwischen das Bewusstsein wiedererlangt hatte, folgte ihm auf dem Fuß.
    Daniel lief ihnen nach, fest entschlossen, wenigstens einen zu kriegen. Nur so würde er ein paar Antworten bekommen. Doch bevor er um die Ecke biegen konnte, hatten ihn die beiden Männer aus dem Wirtshaus, die ihn für einen der Verbrecher hielten, von hinten gepackt und zu Boden geworfen.
    „Verdammt!“, brüllte Daniel. Aber es brachte nichts, den Mann zu verfluchen, der ihn niedergeschlagen hatte. Wenn er nicht eingeschritten wäre, hätte Daniel jetzt tot sein können.
    Wenn er Antworten wollte, würde er Hugh Prentice aufsuchen müssen.
    Jetzt gleich.

5. Kapitel
    Hugh bewohnte eine kleine Zimmerflucht im Albany, einem eleganten Gebäude, das Gentlemen von vornehmer Herkunft und bescheidenen Mitteln beherbergte. Hugh hätte natürlich in dem riesigen Stadthaus seines Vaters Unterkommen können, Lord Ramsgate hatte auch mit allen Mitteln außer Erpressung versucht, ihn zum Bleiben zu bewegen. Aber Hugh, wie er Daniel auf der langen Rückreise von Italien erzählt hatte, redete nicht mehr mit seinem Vater.
    Leider sprach sein Vater noch mit ihm.
    Bei Daniels Ankunft war Hugh nicht zu Hause, doch sein Kammerdiener führte Daniel in den Salon und versicherte ihm, dass Hugh bald zurückkehren würde.
    Beinahe eine Stunde lang lief Daniel in dem Zimmer auf und ab, ging dabei noch einmal jedes Detail des Angriffs durch. Es war nicht die am hellsten beleuchtete Straße Londons gewesen, aber sie lag auch nicht in den gefährlichen Vierteln. Andererseits musste ein Dieb, der eine prall gefüllte Börse erbeuten wollte, sich außerhalb der Elendsviertel St. Giles oder Old Nichol auf Raubzug begeben. Daniel war nicht der erste Gentleman, der so nahe an Mayfair und St. James’s überfallen worden war.
    Es hätte auch ein einfacher Raubüberfall sein können. Oder? Sie hatten gesagt, sie wollten sein Geld. Vielleicht stimmte das ja.
    Aber Daniel hatte sich zu lange mit der Sorge getragen, von Ramsgates Häschern erwischt zu werden, um sich mit einfachen Erklärungen zufriedenzugeben. Als Hugh also endlich nach Hause kam, wartete Daniel immer noch auf ihn.
    „Winstead“, sagte Hugh sofort. Er wirkte nicht überrascht, allerdings hatte Daniel Hugh noch nie überrascht erlebt. Stets trug er eine bemerkenswert ausdruckslose Miene zur Schau. Das war einer der Gründe, warum er beim Kartenspielen nie zu schlagen gewesen war. Das und sein unglaublicher Sinn für Zahlen.
    „Was tust du hier?“, fragte Hugh. Er schloss die Tür hinter sich und humpelte herein, wobei er sich schwer auf seinen Stock stützte. Daniel zwang sich, nicht den Blick abzuwenden. Als sie sich in Italien zum ersten Mal wiedergesehen hatten, war es Daniel schwergefallen, Hughs schmerzhaftes Fortkommen zu beobachten, da er ja wusste, dass er dafür verantwortlich war. Nun betrachtete er es als eine Art Buße, obwohl er sich nach den Ereignissen dieses Abends nicht mehr sicher war, ob er diese Buße verdient hatte.
    „Ich bin überfallen worden“, sagte Daniel knapp.
    Hugh wurde still. Langsam drehte er sich um, musterte Daniel von Kopf bis Fuß. „Setz dich“, sagte er abrupt und deutete auf einen Sessel.
    Daniel war noch viel zu erregt, um sich jetzt hinzusetzen. „Ich ziehe es vor zu stehen.“
    „Dann entschuldige bitte, wenn ich mich setze“, sagte Hugh und verzog selbstironisch die Lippen. Mühsam begab er sich zu einem Sessel und ließ sich darin nieder. Als

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