Ein Earl mit Mut und Leidenschaft
sie gleichzeitig zu einem nahen Tagesbett drängte.
„George!“ Es fiel ihr schwer, weil auch sie erregt war, doch sie schob die Hände zwischen ihn und sich und stieß ihn weg.
„Was?“, fragte er und betrachtete sie überrascht. In seinem Blick lag noch etwas. Ärger?
„Dazu bin ich nicht hergekommen“, erklärte sie.
Er seufzte ungeduldig. „Was hast du denn gedacht, was hier passieren würde?“ Wieder trat er auf sie zu, sein Blick war glühend und lüstern. „Ich kann schon seit Tagen an nichts anderes mehr denken.“
Sie errötete heftig, da ihr klar war, was das hieß. Und auch wenn sie es genoss, dass er sie so begehrte, beunruhigte es sie auch ein wenig. Sie wusste nicht genau warum, aber sie war nicht länger sicher, ob sie hier mit ihm in diesem dunklen, abgelegenen Raum sein wollte.
Er packte sie an der Hand und zog sie so abrupt an sich, dass sie stolperte. „Dann wollen wir mal, Annie“, raunte er. „Du willst es doch auch.“
„Nein, ich ... ich ...“ Sie versuchte, sich vom ihm loszumachen, aber er gab sie nicht frei. „Es ist der Sommernachtsball. Ich dachte ...“ Sie verstummte. Es gelang ihr nicht, den Satz zu vollenden. Sie konnte die Worte nicht aussprechen, weil ihr auf einmal schmerzlich bewusst wurde, dass er nie die Absicht gehabt hatte, um ihre Hand anzuhalten. Er hatte sie geküsst und verführt, hatte ihr das eine geraubt, das sie für ihren Ehemann hätte bewahren müssen, und jetzt glaubte er, er könnte es sich noch einmal nehmen?
„Oh Gott“, sagte er und sah aus, als würde er jeden Augenblick anfangen zu lachen. Er ließ sie los und trat ein paar Schritte rückwärts. „Du dachtest, ich würde dich heiraten.“ Und dann lachte er tatsächlich. Annelise war überzeugt, dass in diesem Augenblick etwas in ihr starb.
„Du bist schön“, meinte er spöttisch, „das gestehe ich dir zu.
Und die Minuten zwischen deinen Schenkeln haben mir Vergnügen bereitet, aber ich bitte dich, Annie. Du hast kaum Geld, und deine Familie bringt meine Familie sicherlich nicht weiter.“ Sie wollte etwas erwidern. Sie wollte ihn schlagen. Aber sie stand nur da, in wachsendem Entsetzen, und konnte nicht fassen, was ihm da über die Lippen kam.
„Außerdem“, fuhr er grausam lächelnd fort, „habe ich schon eine Verlobte.“
Annelises Knie drohten nachzugeben, und sie klammerte sich Halt suchend an den Schreibtisch seiner Mutter. „Wen?“, stieß sie erstickt hervor.
„Fiona Beckwith“, sagte er. „Lord Hanleys Tochter. Ich habe ihr gestern Abend einen Heiratsantrag gemacht.“
„Hat sie ihn angenommen?“, wisperte Annelise.
Er lachte wieder. Laut. „Natürlich hat sie ihn angenommen. Und ihr Vater - der Viscount - hat erklärt, er sei überglücklich. Sie ist die Jüngste, aber seine Lieblingstochter, und so habe ich keinen Zweifel daran, dass er uns gut versorgen wird.“
Annelise schluckte. Sie bekam kaum noch Luft. Sie musste raus aus diesem Zimmer, raus aus diesem Haus.
„Sie ist auch recht hübsch“, sprach George ungerührt weiter und schlenderte wieder auf Annelise zu. Er lächelte, und es drehte ihr fast den Magen um, als sie feststellte, dass es dasselbe Lächeln war, mit dem er sie verführt hatte. Er war ein attraktiver Mistkerl, und das wusste er auch. „Aber ich bezweifle“, murmelte er und ließ einen Finger über ihre Wange gleiten, „dass sie ein so unartiger Wildfang ist wie du.“
„Nein“, versuchte sie, ihn aufzuhalten, doch er drückte seine Lippen schon wieder auf die ihren, und seine Hände schienen plötzlich überall zu sein. Sie wehrte sich, doch das amüsierte ihn offenbar nur. „Oh, du hättest es gern ein wenig härter, ja?“, meinte er und grinste. Und dann kniff er sie heftig in den Hintern, doch Annelise war der Schmerz hochwillkommen. Er weckte sie aus der Starre, in die sie verfallen war. Wut kochte in ihr hoch, sie schrie und schubste ihn von sich.
„Nehmen Sie Ihre dreckigen Finger weg!“, rief sie, doch er lachte nur. In ihrer Verzweiflung packte sie die einzige Waffe, derer sie habhaft werden konnte, einen antiken Brieföffner, der offen auf Lady Chervils Schreibtisch lag. Sie wedelte damit in der Luft herum und zischte: „Kommen Sie mir bloß nicht zu nahe! Ich warne Sie!“
„Oh, Annie“, sagte er herablassend und tat genau in dem Augenblick einen Schritt nach vorn, als sie den Brieföffner wild durch die Luft sausen ließ.
„Du Miststück!“, brüllte er und presste die Hand an die Wange. „Du hast
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