Ein Earl mit Mut und Leidenschaft
man so glücklich sein kann.“
„Und es wird immer besser“, sagte Charlotte voraus. Sie standen auf, immer noch Arm in Arm, und gingen zur Tür. „Wenn George erst einmal um deine Hand angehalten hat, wird dein Glück grenzenlos sein.“
Kichernd tanzte Annelise mit Charlotte zur Tür hinaus. Ihre Zukunft lag vor ihr, und sie konnte es kaum erwarten, sie zu erreichen.
Annelise entdeckte George sofort bei ihrer Ankunft. Einen Mann wie ihn konnte man auch nicht übersehen - so unglaublich gut aussehend, mit einem Lächeln, bei dem einem ganz schwach wurde. Alle Mädchen waren in ihn verliebt, waren es immer gewesen.
Annelise lächelte in sich hinein, als sie in den Ballsaal schwebte. Die anderen Mädchen mochten in ihn verliebt sein, aber sie war die Einzige, deren Liebe je erwidert worden war.
Das hatte er ihr gesagt.
Doch nachdem sie ihn eine Stunde lang dabei beobachtet hatte, wie er die Gäste seiner Familie begrüßte, wurde sie ungeduldig. Sie hatte mit drei anderen Gentlemen getanzt - zwei von ihnen durchaus akzeptabel -, und George hatte nicht einmal versucht, sich ihre Hand zu sichern. Nicht dass sie mit den anderen Herren getanzt hätte, um ihn eifersüchtig zu machen - nun ja, vielleicht ein bisschen. Aber sie akzeptierte immer, wenn sie zum Tanzen aufgefordert wurde, egal von wem.
Sie wusste, dass sie schön war. Man konnte es nicht die ganze Zeit gesagt bekommen und es nicht wissen. Annelise war eine Art Gruß aus der Vergangenheit, sagten die Leute, ihre glänzenden dunklen Locken ein Erbe eines walisischen Eindringlings aus grauer Vorzeit. Das Haar ihres Vaters war auch dunkel gewesen, damals, als er noch Haare gehabt hatte, aber jeder sagte, dass es nicht so wie ihres gewesen sei, nicht so glänzend und weich und so zart gelockt.
Marabeth war immer eifersüchtig gewesen. Marabeth, die Annelise eigentlich recht ähnlich sah, nur nicht so ... ausdrucksstark. Ihr Teint war nicht ganz so blass, ihre Augen nicht ganz so blau. Marabeth stellte Annelise immer als verzogenes kleines Biest hin, und vielleicht war das der Grund, warum Annelise bei ihrem ersten Ausflug in die Gesellschaft beschlossen hatte, dass sie mit jedem Mann tanzen würde, der sie dazu aufforderte. Niemand würde ihr vorwerfen können, dass sie es nur auf den gesellschaftlichen Aufstieg abgesehen hätte; sie wäre die freundliche Schönheit, das Mädchen, das jeder liebenswert fand.
Jetzt natürlich wollten alle Männer mit ihr tanzen, denn welcher Mann würde nicht mit dem schönsten Mädchen auf dem Ball tanzen wollen? Vor allem da keinerlei Gefahr bestand, zurückgewiesen zu werden.
Das ist wohl der Grund, warum George keinerlei Eifersucht zeigt, dachte Annelise. Er wusste, dass sie ein gutes Herz hatte. Er wusste, dass ihr diese Tänze nichts bedeuteten. Niemand konnte ihr Herz so berühren, wie er es getan hatte.
„Warum hat er mich noch nicht zum Tanzen aufgefordert?“, flüsterte sie Charlotte zu. „Das Warten bringt mich noch um!“ „Es ist der Ball seiner Eltern“, entgegnete Charlotte beruhigend. „Er hat Pflichten als Gastgeber.“
„Das ist mir klar. Es ist nur ... ich liebe ihn so sehr!“
Annelise hustete, spürte, wie ihr vor Verlegenheit die Wangen heiß wurden. Die Bemerkung war lauter herausgekommen als beabsichtigt, aber zum Glück schien niemand sie gehört zu haben.
„Komm“, meinte Charlotte mit der Entschlossenheit derjenigen, die gerade einen Entschluss gefasst hatten. „Gehen wir ein wenig auf und ab. Wir gehen so nah an Mr Chervil vorbei, dass es ihn schier zerreißt, weil er so gern mit dir zusammen sein würde.“
Annelise lachte und hängte sich bei Charlotte ein. „Du bist die beste aller Schwestern“, sagte sie ganz ernst.
Charlotte tätschelte ihr nur die Hand. „Lächle“, wisperte sie ihr zu. „Er kann dich sehen.“
Annelise schaute auf und begegnete tatsächlich seinem Blick. Seine grüngrauen Augen glänzten vor Begierde.
„Ach, du liebe Güte“, sagte Charlotte. „Wie er dich mit seinen Blicken verschlingt.“
„Mir läuft es heiß und kalt den Rücken hinunter“, gab Annelise zu.
„Wir gehen näher hin“, entschied Charlotte, und das taten sie, bis George und seine Eltern sie einfach wahrnehmen mussten.
„Guten Abend“, dröhnte sein Vater leutselig. „Wenn das nicht die reizenden Damen Shawcross sind.“ Er nickte beiden zu, und sie knicksten.
„Sir Charles“, murmelte Annelise, eifrig darum bemüht, sich ihm als höfliche, pflichtbewusste junge
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