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Ein Earl mit Mut und Leidenschaft

Titel: Ein Earl mit Mut und Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Quinn
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mich verletzt.“
    „Oh Gott. Oh Gott. Das wollte ich doch nicht.“ Der Brieföffner glitt ihr aus der Hand, und sie rutschte zurück bis zur Wand, fast als versuchte sie, sich selbst zu entkommen. „Das wollte ich nicht“, wiederholte sie voller Grauen.
    Aber vielleicht hatte sie es doch gewollt.
    „Ich bringe dich um!“ Blut quoll ihm durch die Finger, tropfte auf sein schneeweißes Hemd. „Hast du das kapiert? “ Hasserfüllt blickte er sie an. „Ich sehe dich in der Hölle!“
    Annelise schob sich an ihm vorbei und begann zu rennen.
    Drei Tage später stand Annelise vor ihrem Vater und vor Georges Vater und lauschte den zahlreichen Punkten, die ihr zum Vorwurf gemacht wurden.
    Sie war eine Schlampe.
    Sie hätte Georges Leben zerstören können.
    Möglicherweise hatte sie die Zukunft ihrer Schwestern zerstört.
    Wenn sie schwanger war, wäre sie selbst daran schuld; sie brauchte gar nicht zu glauben, dass George verpflichtet sei, sie zu heiraten.
    Als ob er das Mädchen heiraten müsste, das ihn für alle Zeiten entstellt hatte. 
    Annelise war immer noch übel. Aber nicht deswegen, weil sie sich verteidigt hatte - mit dieser Sicht der Dinge war sie im Übrigen allein. Die anderen schienen eher der Meinung zu sein, er habe jedes Recht gehabt, sich derart ungebührlich zu benehmen, nachdem sie sich ihm schon einmal geschenkt hatte.
    Aber sie spürte immer noch diesen schrecklichen Rückstoß, den feuchten, fleischigen Widerstand, als sich die Klinge in seine Wange gebohrt hatte. Sie hatte es nicht gewollt, hatte nur mit der Waffe herumgefuchtelt, um ihn abzuschrecken.
    „Es ist abgemacht“, sagte ihr Vater tonlos, „und du solltest Sir Charles auf Knien danken, dass er so großzügig gewesen ist.
    „Sie werden diesen Ort verlassen“, sagte Sir Charles scharf, „und werden nie zurückkommen. Sie werden weder zu meinem Sohn noch zu einem anderen Mitglied meiner Familie Kontakt aufnehmen. Sie werden keinerlei Kontakt mit Ihrer Familie haben. Es wird sein, als hätte es Sie nie gegeben. Haben Sie verstanden?“
    Ungläubig schüttelte sie den Kopf. Sie verstand es nicht. Sie würde es nie verstehen. Bei Sir Charles wunderte es sie nicht weiter. Aber dass ihre eigene Familie sie wirklich verstieß?
    „Wir haben eine Stellung für dich gefunden“, erklärte ihr Vater. Sein Ton war knapp und angewidert. „Die Schwester der Gattin des Vetters deiner Mutter braucht eine Gesellschafterin.“
    Wer? Annelise schüttelte den Kopf, versuchte verzweifelt, dem Ganzen zu folgen. Von wem sprach er da?
    „Sie lebt auf der Isle of Man.“
    „Was? Nein!“ Anne stolperte vorwärts, versuchte die Hand ihres Vaters zu ergreifen. „Das ist so weit weg. Ich will nicht dahin.“
    „Schweig!“, donnerte er und schlug ihr mit dem Handrücken ins Gesicht. Anne taumelte rückwärts, wobei der Schreck über den Angriff weitaus größer war als der Schmerz. Ihr Vater hatte sie geschlagen. Er hatte sie geschlagen. In ihren sechzehn Lebensjahren hatte er bisher nie die Hand gegen sie erhoben, und nun ...
    „Du bist in den Augen aller, die dich kennen, ruiniert“, raunzte er unbarmherzig. „Wenn du nicht tust, was wir sagen, bringst du noch mehr Schande über deine Familie und machst die verbleibenden Chancen deiner Schwestern auf irgendeine Heirat zunichte.“
    Annelise dachte an Charlotte, die sie mehr als alles andere auf der Welt liebte. Und an Marabeth, der sie nie nahe gestanden hatte ... Aber sie war immer noch ihre Schwester. Nichts hätte wichtiger sein können.
    „Ich werde gehen“, flüsterte sie. Sie betastete ihre Wange, die immer noch brannte vom Schlag ihres Vaters.
    „Du brichst in zwei Tagen auf“, sagte er. „Wir haben ...“
    „Wo ist sie?“
    Annelise keuchte auf, als George ins Zimmer platzte. Sein Blick war wild, und sein Gesicht war schweißüberströmt. Er atmete schwer, anscheinend war er durch das ganze Haus gerannt, als er von ihrer Anwesenheit erfahren hatte. Eine Seite seines Gesichts war mit einem Verband bedeckt, der an den Rändern bereits verrutscht war. Annelise hatte schrecklich Angst, dass er einfach abfallen könnte. Sie wollte nicht sehen, was sich darunter verbarg.
    „Ich bringe dich um!“, schrie er und kam auf sie zugestürmt.
    Sie sprang zurück, lief unwillkürlich um Schutz suchend zu ihrem Vater. Und er musste in seinem Herzen noch einen Funken Liebe für sie empfunden haben, denn er stellte sich vor sie, hielt einen Arm hoch, um George aufzuhalten, der voranpreschte, bis

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