Ein Earl mit Mut und Leidenschaft
Mrs Percy den Hut zurück. „Ich werde Lady Pleinsworth auf alle Fälle berichten, wie schön Ihre Hüte sind. Bestimmt wird sie mit ihren Töchtern bei Ihnen vorbeischauen, während sie hier zu Besuch ist.“
„Mit ihren Töchtern?“, wiederholte Mrs Percy, die bei dieser Aussicht munter wurde.
„Sie hat vier davon“, sagte Daniel liebenswürdig. „Und meine Mutter und meine Schwester befinden sich zurzeit ebenfalls auf Whipple Hill.“
Während Mrs Percy sich Luft zufächelte, ganz erhitzt vor Aufregung darüber, dass sieben adelige Damen so nahe bei ihrem Hutgeschäft weilten, nutzte Daniel die Gelegenheit, Anne den Arm zu bieten.
„Dürfte ich Sie zu Ihrer nächsten Besorgung begleiten?“, fragte er sie, im vollen Bewusstsein, dass es für sie nicht leicht sein würde, ihn in Mrs Percys Beisein abzuweisen.
„Ich bin fast fertig“, entgegnete sie. „Ich brauche nur noch ein bisschen Siegelwachs.“
„Zum Glück für Sie weiß ich genau, wo Sie das bekommen.“
„Im Schreibwarenladen, würde ich meinen.“
Liebe Güte, sie machte es ihm aber sehr schwer. „Ja, aber ich weiß genau, wo der Schreibwarenladen ist“, erwiderte er.
Sie deutete Richtung Westen. „Über die Straße, glaube ich, und dann den Hügel hinauf.“
Er änderte seine Position, sodass Mr und Mrs Percy sie nicht so leicht beobachten konnten. Leise sagte er: „Hörst du jetzt endlich auf, Schwierigkeiten zu machen, und lässt dich von mir beim Siegelwachskaufen begleiten?“
Ihre Lippen waren zusammengepresst, was bedeutete, dass das leise Prusten, das er von ihr hörte, durch ihre Nase gekommen sein musste. Dennoch wirkte sie äußerst würdevoll, als sie erklärte: „Nun, wenn du es so ausdrückst, bleibt mir ja gar nichts anderes übrig, als anzunehmen.“
Ihm fielen gleich mehrere Antworten ein, doch er hatte das Gefühl, dass keine davon laut ausgesprochen so witzig klingen würde wie in seinem Kopf, daher nickte er einfach nur und bot ihr den Arm, den sie lächelnd ergriff.
Draußen jedoch wandte Anne sich ihm mit schmalen Augen zu und fragte unverblümt: „Stellst du mir etwa nach?“
Er hüstelte. „Nun, nachstellen würde ich es nicht direkt nennen.
„Nicht direkt?“ Ihr Gesichtsausdruck konnte noch so streng sein, ihre Augen verrieten sie.
„Nun“, sagte er mit Unschuldsmiene, „schließlich war ich vor dir im Laden. Manche würden vielleicht sagen, dass du mir gefolgt bist.“
„Manche vielleicht“, stimmte sie zu. „Ich aber nicht. Oder du.“
„Nein.“ Er unterdrückte ein Grinsen. „Bestimmt nicht.“
Sie gingen bergauf Richtung Schreibwarenladen, und obwohl Anne das Thema nicht weiter vertiefte, genoss er die Unterhaltung doch viel zu sehr, um lockerzulassen, und so begann er: „Wenn du es unbedingt wissen musst, man hat mir erzählt, dass du möglicherweise im Dorf bist.“
„Offensichtlich muss ich es unbedingt wissen“, murmelte sie. „Und da man mir ebenfalls ein paar Besorgungen aufgetragen hat... “
„Dir?“, unterbrach sie ihn. „Aufgetragen?“
Er entschloss sich, das zu ignorieren. „Und da es so aussah, als könnte es regnen, hielt ich es für meine Pflicht als Gentleman, heute ins Dorf zu fahren, damit du nicht ohne angemessene Rückfahrgelegenheit vom schlechten Wetter überrascht wirst.“ Sie schwieg gerade lang genug, um einen zweifelnden Blick in seine Richtung zu schicken, und dann sagte sie (sie fragte es nicht, sie sagte es): „Wirklich.“
„Nein“, räumte er grinsend ein. „In der Hauptsache habe ich nach dir gesucht. Aber ich muss mich ohnehin mal bei den Ladeninhabern blicken lassen, und ich ...“ Er hielt inne, sah auf. „Es regnet.“
Anne streckte eine Hand aus, worauf tatsächlich ein dicker Tropfen auf ihren Fingern landete. „Nun, eigentlich erstaunt mich das nicht. Der Himmel hat sich schon den ganzen Tag immer weiter zugezogen.“
„Sollen wir noch rasch dein Siegelwachs besorgen und uns dann auf den Weg machen? Ich bin mit dem Karriol hier und würde dich gern nach Hause mitnehmen.“
„In deinem Karriol?“, fragte sie und hob die Augenbrauen. „Nass wirst du trotzdem werden“, meinte er, „aber immerhin mit Stil.“ Sie lächelte ihn an, und er fügte hinzu: „Außerdem kommst du so schneller nach Whipple Hill.“
Bis sie das Siegelwachs gekauft hatten - sie wählten ein tiefes, dunkles Blau, genau dieselbe Farbe, wie der Hut, den sie eben noch in den Händen gehalten hatte -, hatte es sich richtig einregnet, nicht stark,
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