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Ein Earl mit Mut und Leidenschaft

Titel: Ein Earl mit Mut und Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Quinn
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ja albern. Er war ein erwachsener Mann, und nun saß er in seinem (wenn auch großen) Haus herum und blies Trübsal, nur weil er die Gouvernante vermisste. Er konnte nicht still sitzen, er konnte anscheinend nicht einmal gerade sitzen. Im südlichen Salon hatte er sogar den Stuhl wechseln müssen, weil ihm gegenüber ein Spiegel hing und er seine bekümmerte, erbärmliche Miene nicht länger ertragen konnte.
    Schließlich machte er sich auf die Suche nach jemandem, der mit ihm eine Runde Karten spielte. Honoria und Sarah erklärten sich dazu bereit. Und auch wenn er keine große Lust auf Gesellschaft hatte, hoffte er, dass er dadurch ein wenig abgelenkt wurde. Doch als er den blauen Salon betrat, hatten sich all seine weiblichen Anverwandten (selbst die Kinder) um einen Tisch geschart und waren vertieft in ein Gespräch über Honorias bevorstehende Hochzeit.
    Daniel zog sich leise zur Tür zurück.
    „Ach, Daniel“, rief seine Mutter gerade noch rechtzeitig, bevor er sich hätte davonschleichen können, „setz dich doch zu uns. Wir diskutieren gerade, ob Honoria in lavendel- oder veilchenblau heiraten sollte.“
    Er öffnete den Mund, um sich nach dem Unterschied zu erkundigen, überlegte es sich dann aber anders. „Veilchenblau“, sagte er entschieden, ohne die geringste Ahnung zu haben, wovon er sprach.
    „Meinst du?“, fragte seine Mutter und runzelte die Stirn. „Ich fände Lavendelblau ja wirklich passender.“
    Das warf natürlich die Frage auf, warum sie ihn überhaupt um seine Meinung gebeten hatte, aber er beschloss, dass es sich nicht gehörte, diesen Umstand zu kommentieren. Stattdessen verneigte er sich höflich vor den Damen und verkündete, dass er nun aufbrechen wolle, um die neuesten Errungenschaften für seine Bibliothek zu katalogisieren.
    „Die Bibliothek?“, fragte Honoria. „Wirklich?“
    „Ich lese gern“, gab er zurück.
    „Ich auch, aber was hat das mit Katalogisieren zu tun?“
    Er beugte sich zu ihr herab und flüsterte ihr ins Ohr: „Ist das der Punkt, an dem ich laut zugeben muss, dass ich nur versuche, einer Schar Frauenzimmer zu entkommen?“
    Sie lächelte, wartete, bis er sich wieder aufgerichtet hatte, und erwiderte: „Ich glaube, das ist der Punkt, an dem du sagst, dass du schon viel zu lang kein englisches Buch mehr gelesen hast.“
    „Allerdings.“ Und damit entfernte er sich.
    Doch in der Bibliothek hielt er es nicht länger als fünf Minuten aus. Er blies nicht gerne Trübsal, und so straffte er schließlich die Schultern, nachdem er bemerkt hatte, dass er eine ganze Weile mit dem Kopf auf dem Tisch gelegen hatte, dachte über all die Gründe nach, warum er jetzt ins Dorf musste (das dauerte ungefähr einen Wimpernschlag), und entschied, sich sofort auf den Weg zu machen.
    Er war der Earl of Winstead. Er wohnte hier, und er war drei Jahre weg gewesen. Es war seine moralische Pflicht, im Dorf nach dem Rechten zu sehen. Dort lebten immerhin die Menschen, die ihm anvertraut waren. Genau!
    Er machte sich im Geist eine Notiz, diese Worte niemals laut zu äußern, damit Honoria und Sarah nicht vor Lachen umfielen, schlüpfte in seinen Mantel und ging hinaus zu den Ställen. Das Wetter war nicht ganz so schön wie am Tag zuvor, der Himmel war ziemlich wolkenbedeckt. Daniel glaubte nicht, dass es regnen würde, zumindest nicht in unmittelbarer Zukunft, und so ließ er für die Strecke von zwei Meilen sein Karriol Vorfahren. Ein geschlossener Wagen wäre für eine Fahrt ins Dorf viel zu pompös gewesen, und er beschloss, dass er sich selbst kutschieren würde. Außerdem spürte er gern den Wind im Gesicht.
    Und sein Karriol hatte ihm gefehlt. Es war ein wendiger kleiner Wagen, nicht so flott wie ein Phaeton, aber dafür standfester. Und er hatte es erst zwei Monate vor seiner erzwungenen Abreise ins Ausland gekauft.
    Im Dorf angekommen, übergab er einem Jungen in der Poststation die Zügel und wappnete sich innerlich für seine Besuche. Er würde in jedem Etablissement vorsprechen müssen, damit sich niemand übergangen fühlte, und so begann er unten an der Hauptstraße beim Krämer und arbeitete sich nach oben durch. Seine Anwesenheit sprach sich rasch herum, und als Daniel Percys Hüte & Hauben betrat (was erst sein dritter Besuch an diesem Tag war), standen Mr und Mrs Percy schon vor dem Laden und begrüßten ihn mit breitem Lächeln.
    „Mylord“, sagte Mrs Percy und ließ sich in einen so tiefen Knicks sinken, wie es ihr bei ihrer Leibesfülle möglich war.

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