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Ein Earl mit Mut und Leidenschaft

Titel: Ein Earl mit Mut und Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Quinn
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konnte. Sie erhob ihn oft genug vor den Mädchen.
    „Stimmt etwas nicht?“, erkundigte sich Daniel.
    „Wie?“ Blinzelnd sah sie auf. Oh, anscheinend hatte er bemerkt, wie sie ihren Handschuh angefunkelt hatte. „Es ist nur mein Handschuh.“ Sie hielt ihn hoch. „Ein kleines Loch in der Naht. Ich werde es heute Abend flicken müssen.“ Sie untersuchte ihn genauer, bevor sie ihn auf den Tisch legte. Irgendwann konnte man einen Handschuh einfach nicht mehr reparieren, und sie hatte den Verdacht, dass ihrer bald am Ende seines Lebens angekommen sein würde.
    Daniel bestellte beim Wirt zwei Tassen Tee und wandte sich dann wieder ihr zu. „Auch auf die Gefahr hin, mich in Sachen Gouvernantenalltag als bodenlos unwissend zu erweisen, kann ich mir nicht vorstellen, dass meine Tante dir so wenig zahlt, dass du dir nicht mal ein neues Paar Handschuhe leisten kannst.“
    Anne war sich völlig sicher, dass er in Sachen Gouvernantenalltag tatsächlich vollkommen unwissend war, aber sie schätzte es, dass er zumindest bereit war, dieses Defizit zuzugeben. Vermutlich war er, was die Preise von Handschuhen oder überhaupt allem anging, ebenso ahnungslos. Sie war oft genug mit Angehörigen der Oberschicht einkaufen gewesen, um zu wissen, dass sie sich nie die Mühe machten, sich nach dem Preis von irgendetwas zu erkundigen. Wenn ihnen etwas gefiel, kauften sie es und ließen sich die Rechnung nach Hause schicken, wo sich irgendjemand anderes darum kümmern würde, dass sie bezahlt wurde.
    „Sie zahlt mir genug“, sagte sie zu ihm. „Aber Sparen ist auch eine Tugend, findest du nicht?“
    „Nicht wenn es bedeutet, dass einem die Finger abfrieren.“ Sie lächelte, vielleicht eine Spur herablassend. „Dazu wird es wohl kaum kommen. Diese Handschuhe kann man mindestens noch ein, zwei Mal flicken.“
    Er musterte sie finster. „Wie oft hast du sie denn schon geflickt?“
    „Liebe Güte, da muss ich überlegen. Fünfmal? Sechsmal?“ Seine Miene zeigte leichte Empörung. „Das ist vollkommen inakzeptabel. Ich werde Tante Claire sagen, dass sie dich mit angemessener Garderobe versorgen soll.“
    „Das wirst du nicht“, erwiderte sie hastig. Lieber Himmel, war er übergeschnappt? Wenn er weiter solches Interesse an ihr bekundete, würde sie auf der Straße landen. Es war schon schlimm genug, dass sie vor dem gesamten Dorf mit ihm in diesem Pub saß, aber zumindest konnte sie hier das schlechte Wetter als Erklärung anführen. Man konnte ihr wohl kaum einen Vorwurf daraus machen, dass sie Zuflucht vor dem Regen gesucht hatte.
    „Ich versichere dir“, meinte sie und nickte zu den Handschuhen, „dass sie in weitaus besserem Zustand sind als die Handschuhe anderer Leute.“ Ihr Blick fiel auf den Tisch, wo seine Handschuhe aus herrlich luxuriös gefüttertem Leder nachlässig herumlagen. Sie räusperte sich. „Anwesende natürlich ausgenommen.“
    Er rutschte ein wenig auf seinem Stuhl herum.
    „Natürlich ist es durchaus möglich, dass deine Handschuhe ebenfalls geflickt und nochmals geflickt wurden“, fügte sie gedankenlos hinzu. „Der einzige Unterschied ist der, dass dein Kammerdiener sich darum kümmert, bevor dir überhaupt auffällt, dass sie reparaturbedürftig sind.“
    Er schwieg, und sie schämte sich sofort für ihren Kommentar. Umgekehrter Snobismus war bei Weitem nicht so schlimm wie richtiger Snobismus, aber sie sollte dennoch darüber erhaben sein. „Entschuldigung“, sagte sie.
    Er starrte sie noch einen Augenblick länger an und fragte dann: „Warum reden wir von Handschuhen?“
    „Ich habe keine Ahnung.“ Aber das stimmte nicht ganz. Er mochte derjenige gewesen sein, der das Thema aufgebracht hatte, aber sie hätte sich nicht dermaßen ausführlich darüber verbreiten müssen. Sie hatte ihn daran erinnern wollen, dass sie von unterschiedlicher Stellung waren. Oder vielleicht hatte sie auch sich selbst daran erinnern wollen.
    „Genug davon!“, rief sie energisch und tätschelte die viel diskutierten Handschuhe. Sie sah ihn noch einmal an, wollte etwas vollkommen Harmloses über das Wetter äußern, doch er lächelte sie auf eine Art an, bei der sich die Fältchen in seinen Augenwinkeln vertieften, und ...
    „Ich glaube, deine Blessuren verheilen allmählich“, hörte sie sich sagen. Sie stellte fest, dass sein Lächeln anders war, nachdem die Schwellung um sein blaues Auge zurückgegangen war. Vielleicht sogar fröhlicher.
    Er berührte sich im Gesicht. „Meine Wange?“
    „Nein, dein

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