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Ein eisiger Tod - Ein Inspector-Rebus-Roman

Titel: Ein eisiger Tod - Ein Inspector-Rebus-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin Giovanni Bandini Ditte Bandini
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tief in ihr steckte noch ein letzter Kern von Empfindung, ein kostbares Klümpchen Schuldbewusstsein.
    »War das deine Idee, Kirstie?« Sie sah zu ihm auf. »Das war deine Idee, stimmt’s?«
    Sie stand auf. »Ich muss aufs Klo.«
    Rebus packte sie am Handgelenk. »Warum hast du das getan, Kirstie? Nur wegen des Geldes? Warum hast du den LABarum-Plan aus dem Arbeitszimmer deines Vaters mitgehen lassen?«
    Sie schüttelte seine Hand ab. »Lassen Sie mich los!« Sie rannte zur Toilette. Rebus lehnte sich zurück und zündete sich eine Zigarette an.
    »Rauchen verboten«, sagte ihm die Kellnerin.
    »Könnte ich ein Bier haben?«
    »Wir schenken keinen Alkohol aus.«
    Rebus drückte seine Zigarette aus und steckte sie ins Päckchen zurück. Er sah Paul Duggan an.
    »Du magst sie, stimmt’s?«
    Duggan schwieg. Er zeichnete mit seinem Löffel Kringel in die Sahne.
    »Weißt du noch, wie ich dir erzählt habe, sie hätte was in Willies Schlafzimmer versteckt? Das waren Dokumente, die sie ihrem Vater gestohlen hatte. Hast du eine Ahnung, warum sie sie mitgenommen hat?«
    Duggan schüttelte den Kopf, langsam, aber entschieden. »Sie ist … fassen Sie sie nicht so hart an, okay?«
    »Sonst?«
    »Sonst haut sie ab.« Duggan schwieg einen Moment. »Noch einmal.«

    Schließlich öffnete sich die Toilettentür, und Kirstie kam mit schlaff herabhängenden Armen wieder an den Tisch. Rebus sah ihr in die Augen: Ihre Pupillen waren zu Stecknadelköpfen zusammengeschrumpft.
    »Das war dumm.«
    »Na und?«, sagte sie und widmete sich wieder ihrem Eisbecher. Nach zwei Löffeln voll stieß sie den Teller beiseite.
    »Die Entführung«, sagte Rebus, »die Lösegeldforderung - das war alles deine Idee, stimmt’s?«
    »Ja.«
    »Um’s deiner Stiefmutter zu zeigen?«
    »Meinem Dad.«
    »Um dich an deinem Dad zu rächen?«
    Sie nickte. »Und an allem, was er darstellt, der alte Scheißer.« Sie fühlte sich jetzt weit besser, selbstsicherer. Es war ihr egal, was sie ihm erzählte.
    »Ist dir klar, dass du eine Straftat begangen hast?«, fragte Rebus.
    »Ich werd’s vor Gericht bestreiten. Ich werd’s überall bestreiten. Was gibt’s schon für Beweise, dass es nicht einfach zwei kleine Jungs mit einem dämlichen Plan im Kopf waren?«
    »Es gibt Zeugen.« Rebus warf Duggan einen Blick zu.
    »Sie glauben, Paul würde mich verpfeifen?« Sie lehnte sich an Duggans Schulter und streichelte sein Gesicht. »Das würd er nie tun.«
    »Nicht einmal, wenn ich ihm anbieten würde, seine krummen Mietgeschichten zu vergessen?«
    Kirstie schüttelte den Kopf. »Paul würde nix tun, was mir schadet. Dafür mag mich seine Mum zu sehr.«
    »Na ja, vielleicht brauche ich Paul auch gar nicht, sondern nur diese LABarum-Akte. Sie bringt dich mit Willie in Verbindung.« Er schwieg kurz. »Hast du auf die letzte Seite ›Dalgety‹ geschrieben?« Sie nickte. »Warum?«

    »Ich hab gehört, wie mein Dad das am Telefon sagte … als ich einmal gehorcht hab. Dalgety schien wichtig zu sein, irgendjemand, wegen dem er sich Sorgen machte.«
    »Dann ist Dalgety also eine Person?«
    »Ja.«
    »Kirstie, warum hast du den LABarum-Plan gestohlen?«
    Ihr Gesicht verzog sich zu einer verächtlichen Grimasse. »Das ist mein Dad, kapieren Sie nicht? Wenn Sie genau hinsehen, wenn Sie alles Kleingedruckte lesen und zwischen den Zeilen, dann sehen Sie da nix anderes als das Gesicht meines Dads, wie es Ihnen selbstzufrieden entgegengrinst.«
    »Warum ist er selbstzufrieden?«
    »Weil ihn das zu einem Helden machen wird. Und es ist ein einziger Schwindel. Ich hab ihn am Telefon gehört, wie er mit einem beredete, wie sie das alles vertuschen könnten. Die ganze verfickte Geschichte ist nur ein Haufen … ein Haufen... das ist alles ein einziger Haufen Scheiße! «
    »Ich kann solche Ausdrücke nicht dulden«, warnte die Kellnerin. »Es sind Kinder da.«
    »Die können mich am Arsch lecken!«, kreischte Kirstie und sprang auf. »Die sind nämlich sowieso schon verfickte Arschlecker, wie alle anderen auch!«
    »Ich muss Sie bitten, das Lokal zu verlassen.«
    Rebus und Duggan waren ebenfalls aufgestanden.
    »Komm, Kirstie.«
    »Das Mädchen steht unter Drogen oder sonst was, das sieht man doch!«
    Rebus warf Geld auf den Tisch. Kirstie Kennedys Beine waren plötzlich eingeknickt, und Duggan hielt sie aufrecht.
    »Schaffen wir sie ins Auto«, sagte Rebus, wohl wissend, dass er sie eigentlich schnurstracks aufs Revier hätte bringen müssen, und wütend auf sich, weil er wusste, dass

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