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Ein eisiger Tod - Ein Inspector-Rebus-Roman

Titel: Ein eisiger Tod - Ein Inspector-Rebus-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin Giovanni Bandini Ditte Bandini
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er das keinesfalls tun würde.

    So ließ er sich stattdessen von Duggan zu ihrer Bleibe dirigieren. Es war eine Wohnung in Leith, in dem Gewirr von engen Straßen hinter der Great Junction Street.
    »Eine von deinen, wie?«, fragte Rebus Duggan. Aber Duggan war damit beschäftigt, Kirsties Stirn zu streicheln, obwohl sie schlief und nichts mitbekam.
    Sie trugen sie halb die Treppe hinauf, jeder auf einer Seite, die Arme um ihren Rücken geschlungen, die Arme des Mädchens um ihrer beider Schultern gelegt. Rebus konnte die Schwellung einer kleinen Brust und die schmalen Rippen darunter spüren.
    »Sie hatten doch gesagt, dass Sie sie sehen wollten«, sagte Duggan.
    »Und es wird auch nicht bei diesem einen Mal bleiben.« Er wusste, dass sie ihm mehr sagen konnte, dass er mehr von ihr erfahren musste.
    Er versuchte, sich darüber klar zu werden, wer oder was für den Tod Willies und Dixies verantwortlich war. Dieses gewichtlose Geschöpf, das er die Treppe hinauftrug? Die Jungen selbst? Die Polizei, weil sie sie gehetzt hatte? Der Lord Provost, weil er zu all dem seinen Segen gegeben hatte? Vielleicht sogar die Stiefmutter, weil sie Kirstie aus dem Haus getrieben hatte? Bloß dass es nicht die Stiefmutter gewesen war, sondern etwas, was sie im Zusammenhang mit ihrem Vater , dem Lord Provost, begriffen hatte …
    Vielleicht war es das System, genau das System, das Sammy so leidenschaftlich attackierte. Ein System, das ebenso selbstverständlich Willie und Dixie im Stich gelassen hatte, wie es Leute vom Kaliber Sir Iain Hunters und Robbie Mathiesons wachsen und gedeihen ließ. In der Natur musste es immer einen Ausgleich geben; während manche aufstiegen, fielen andere oder wurden hinuntergestoßen - oder sprangen selbst.
    Oder vielleicht... vielleicht war es auch Rebus selbst gewesen,
weil er aus dem Autowrack geklettert war und sie unbedingt hatte stellen müssen … weil er ihnen entgegengetreten war, sie gezwungen hatte, eine Entscheidung zu treffen. Meine fixe Idee, dachte er. Meine privaten Moralvorstellungen. Möglicherweise hatte der Farmer ja Recht …
    »Bleibst du bei ihr?«, fragte er Duggan, als sie vor der Wohnungstür angelangt waren.
    Duggan nickte. Rebus war wegen Kirstie beruhigt. Sie hatte jemanden, der sich um sie kümmerte.
    »Und was ist mit Ihnen?«, fragte Duggan. »Was haben Sie vor?«
    Aber Rebus hatte den Körper des Mädchens losgelassen und stieg schon wieder die Treppe hinunter.
     
    Er suchte eine Spelunke am unteren Ende des Leith Walk auf, die er kannte. Sie hatte einen burgunderroten Linoleumfußboden und dazu passend gestrichene Wände: ein Anblick, als starre man jemandem in den Rachen.
    »Whisky«, sagte Rebus, »einen Doppelten.«
    Und als der Whisky kam, kippte er ihn in zwei Schlucken hinunter.
    »Wissen Sie was?«, sagte er, zu seinem Trinknachbarn gewandt. »Erst vor ein paar Tagen hab ich geräucherten Wildlachs gegessen und Tontauben geschossen.«
    »Immer noch besser als andersrum, Jungchen«, meinte der nicht mehr ganz junge Trinker und rückte sich die Mütze zurecht.
     
    An dem Abend kam Mrs. Cochran herauf, um ihm mitzuteilen, dass an der Decke ihres Wohnzimmers ein kleiner Feuchtigkeitsfleck aufgetaucht sei. Rebus hatte vergessen, das Kaffeeglas zu leeren. Die nackten Dielen darunter hatten sich mit Wasser voll gesogen.
    »Warten Sie, bis es getrocknet ist«, sagte er anstelle einer
Entschuldigung, »und dann streiche ich Ihnen die Stelle nach.«
    Er hatte in seinem Sessel geschlafen, aber jetzt fühlte er sich hellwach. Es war halb zwölf, zu spät für was auch immer. Dann klingelte das Telefon, und er nahm ab.
    »Kein Interesse«, sagte er.
    »Das wird Sie schon interessieren.«
    Rebus erkannte die Stimme D.C. Robert Burns’. »Erzählen Sie mir nicht, dass das West End meine Hilfe braucht!«
    » So heruntergekommen sind wir noch nicht. Ich dachte nur, ich tu Ihnen einen Gefallen. Sieht so aus, als hätten wir einen Mord.«
    Rebus’ Hand krampfte sich um den Hörer. »Jemand, den ich kenne?«
    »Der bei der Leiche aufgefundene Ausweis legt den Schluss nahe, dass es sich um einen Thomas Gillespie handelt.«
    » Councillor Gillespie?«
    »Das Beste habe ich Ihnen noch gar nicht gesagt. Er wurde in einer Gasse gefunden, die Dundee Street mit Dalry Road verbindet.«
    Rebus mobilisierte alle seine topographischen Kenntnisse. »Am Friedhof?«
    »Ja. Die Gasse heißt Coffin Walk.«
     
    Der »Sargweg« stieg recht steil von der Dalry Road an. Er verlief zwischen der viel

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