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Ein eisiger Tod - Ein Inspector-Rebus-Roman

Titel: Ein eisiger Tod - Ein Inspector-Rebus-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin Giovanni Bandini Ditte Bandini
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Leute pissen einem in den Tee, man ist ein Ausgestoßener. Kann nicht gerade gut sein fürs Gemüt.«

    »Gemüt?« Flett lächelte spöttisch. »Sagen wir einfach, mir sind keinerlei Zwischenfälle dieser Art bekannt. Sollte etwas Derartiges vorkommen, würden wir selbstverständlich einschreiten.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich die Opfer allzuhäufig bei der Gefängnisleitung beschweren.«
    »Wenn Sie glauben, so viel über uns zu wissen, Inspector, sollten Sie vielleicht besser auf dieser Seite des Schreibtisches sitzen.«
    »Nein, danke.«
    »Hören Sie, es ist während seiner Haftzeit nichts vorgefallen, weswegen man damit hätte rechnen können, dass er sich eine Schrotflinte in den Mund stecken würde.«
    Rebus dachte einen Augenblick nach. »Kannten Sie ihn?«
    »Nein. Er war nur elf Monate bei uns.«
    »Wo war er vorher?«
    »Glenochil.«
    »Hatte es dort Probleme gegeben?«
    »Seiner Akte zufolge jedenfalls nicht. Hören Sie, Inspector, ich weiß, was Sie denken, was Sie zu konstruieren versuchen. Aber dass er die Flatter gemacht hat, lag an nichts, was hier vorgefallen wäre. Sein Zellengenosse war so schockiert wie alle anderen auch, die davon erfuhren. McAnally hatte bereits zwei Haftstrafen verbüßt; es war nicht so, dass das Gefängnis für ihn etwas Neues oder Ungewohntes bedeutet hätte.«
    Rebus dachte wieder an Willie und Dixie, daran, was im Gefängnis aus ihnen geworden wäre.
    »Realistischer«, fuhr Flett fort, »dürfte doch wohl die Erklärung sein, dass die Krankheit ihn zermürbte und schließlich zum Selbstmord trieb.«
    »Bei allem Respekt, Sir, aber seine Vorstrafen waren nicht wegen Vergewaltigung einer Minderjährigen.«
    Flett starrte Rebus an und schaute dann auf seine Uhr.

    »Nur noch zwei letzte Fragen, Sir. Mit wie viel Geld in der Tasche wurde er aus dem Gefängnis entlassen?«
    Dazu musste Flett in der Akte nachsehen. »Bei seiner Einlieferung befanden sich acht Pfund sechzig in seinem Besitz.«
    »Und darüber hinaus?«
    »Darüber hinaus hatte er Anspruch auf die gleichen Leistungen wie jeder andere Haftentlassene auch. Das ist eine etwas merkwürdige Frage.«
    »Seine Wohnung ist in jüngster Zeit renoviert worden; ich frage mich, woher das Geld dafür kam.«
    »Da erkundigen Sie sich am besten bei seiner Frau. Sonst noch etwas?«
    »Wer war seine Kontaktperson draußen?«
    »Sie meinen, sein Bewährungshelfer?« Auch hier musste Flett nachsehen. »Jennifer Benn, vom Sozialamt.« Rebus trug den Namen in sein Notizbuch ein. »Also, wenn das alles ist, Inspector...« Der Direktor war aufgestanden. Er ging um den Schreibtisch herum und lächelte, und plötzlich wusste Rebus, dass der Mann etwas verheimlichte. Während des Gesprächs hatte er nervös gewirkt, als befürchte er, dass ihm eine unangenehme Frage gestellt würde. Die war nun ausgeblieben, und dieses Lächeln, seine völlig veränderte Haltung, verrieten seine Erleichterung.
    Rebus rätselte, welche Frage das gewesen sein könnte. Als Big Jim ihm draußen im Büro seiner Sekretärin ein letztes Mal die Hand gab, dachte er immer noch darüber nach. Auf dem Weg zu seinem Wagen ließ er das ganze Gespräch noch einmal Revue passieren.
    »Ich komm ums Verrecken nicht drauf«, sagte er laut. Aber er wusste, dass er es würde herausfinden müssen.
     
    An dem Abend besuchte er eine der zwei Anlaufstellen, die Exgefangenen in Edinburgh zur Verfügung standen. Er
fühlte sich dort stark an Fraser Leitchs Drop-in-Center erinnert, nur dass im Fernsehzimmer kein Schwarzweiß-, sondern ein Farbgerät stand.
    Niemand konnte ihm weiterhelfen. Hugh McAnally war - jedenfalls soweit bekannt - nicht mal in die Nähe des Centers gekommen. Rebus hatte nicht vor, nachzuhaken oder die eher zähneknirschend gewährte Gastfreundschaft der Sozialarbeiter sonstwie überzustrapazieren, aber bevor er ging, sah er sich noch rasch um.
    In einer Ecke des Hauptraums kauerte eine Frau mit einer riesigen Umhängetasche aus Segeltuch vor einem Mann, der in einen Stuhl gefläzt saß, und redete auf ihn ein. Der Mann starrte desinteressiert an ihr vorbei. Schließlich gab die Frau es auf, schrieb etwas in einen Block, klappte ihn zu und steckte ihn in die Segeltuchtasche. In dem Moment beugte sich der Mann vor und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Sie errötete, stand auf und wandte sich ab.
    Rebus befand sich direkt hinter ihr. Sie blieb abrupt stehen, um einen Zusammenstoß zu vermeiden.
    »Sie sind nicht zufällig Jennifer

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