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Ein eisiger Tod - Ein Inspector-Rebus-Roman

Titel: Ein eisiger Tod - Ein Inspector-Rebus-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin Giovanni Bandini Ditte Bandini
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verpasste Rebus einem der Kartons einen Tritt.
     
    Als er später in Ruhe darüber nachdachte, konnte Rebus dem Farmer keinen Vorwurf machen. Er nahm lediglich seinen Arsch aus der Schusslinie; und das Gleiche tat Gill letzten Endes auch. Jetzt war Rebus sein eigener Herr, jedenfalls bis auf Widerruf. Er konnte jetzt nur noch sich selbst in Schwierigkeiten bringen, und das war ihm ganz recht so. Er hatte alles, was auf seinem Schreibtisch lag, in die Schubladen und dann, als die voll waren, in den Papierkorb gestopft. Er hatte St. Leonard’s verlassen, ohne jemandem ein Wort zu sagen.
    Es gab nur zwei - nicht gerade unbeträchtliche - Probleme, und die ließ er sich gründlich durch den Kopf gehen, sobald er im Hinterzimmer der Oxford Bar vor einem kleinen Starkbier und einem doppelten Malt saß.
    Das erste Problem war, dass die Polizeiarbeit seinem Alltag Form und Inhalt verlieh; sie gab ihm ein Programm, das er abarbeiten konnte, einen Grund, morgens aufzustehen. Er verabscheute jede dienstfreie Zeit, vor den Sonntagen graute ihm. Er lebte, um zu arbeiten, und er arbeitete
auch, buchstäblich, um zu leben: die vielgeschmähte protestantische Arbeitsethik. Kürzte man aus der Gleichung die Arbeit weg, lief der Tag schlaff auseinander, wie Gelee, das man aus der Form kippte. Außerdem fehlte ihm ohne Arbeit jeglicher Grund, nicht zu trinken.
    Das machte ihm Sorgen, denn jetzt hielt ihn nichts mehr davon ab, dem Schatten Wee Shug McAnallys - eines nicht gerade allgemein betrauerten Mannes - tschüs zu sagen und sich ernsthaft dem Suff zu ergeben. Von Wett-Klatsch unterhalten und durch bridies und sonstige Pasteten gestärkt, konnte er es im Ox problemlos von sieben bis zehn durchhalten. Es wäre wunderbar einfach.
    Und dann gab’s noch das zweite Problem, das in gewisser Weise mit dem ersten zusammenhing.
    Denn wenn er jetzt so viel Zeit totzuschlagen hatte, was sollte ihn da noch daran hindern, sich einen Termin beim Zahnarzt geben zu lassen?
     
    Es blieb ihm also nichts anderes übrig, als weiterzuarbeiten. Außerdem gab’s da noch ein paar Dinge, die er sofort erledigen musste, bevor sich herumsprach, dass er beurlaubt war. Das Erste davon implizierte einen weiteren Besuch bei der Abteilung C am Torphichen Place.
    Zu Rebus’ Erleichterung hatte D.I. Davidson wieder Dienst.
    »Ich kann ihn riechen«, sagte Davidson, während er ihn ins CID-Zimmer führte.
    »Wen?«
    »Den Alkohol, den Sie ausschwitzen. Wie können Sie so grausam sein? Meine Schicht ist erst in zwei Stunden zu Ende.«
    Rebus stellte fest, dass sie im CID-Zimmer allein waren. »Ich brauch die Aufzeichnungen zum McAnally-Fall, der Vergewaltigungssache.«

    »Wozu?«
    Rebus zuckte die Achseln. »Ich muss sie mir eben ansehen.«
    Davidson zog eine Schreibtischschublade auf und holte einen Schlüsselbund heraus. »Wissen Sie, John, eigentlich haben wir genügend aktuelle Fälle, um uns die Zeit zu vertreiben.« Er ging zu einem begehbaren Schrank und schloss ihn auf. »Ich glaube nicht, dass noch eine Kopie hier ist. Mittlerweile dürfte alles archiviert sein.«
    Die Regale waren voll gepackt mit Berichten. Auf dem Rücken jeder Akte stand in dicken Filzstiftbuchstaben der Name des Beamten, von dem das Material jeweils stammte. Die Ordner zeigten mit dem Rücken nach oben, während der untere Teil der Akte, auf dem der Name des Angeschuldigten stand, nach vorn wies. Einen McAnally gab es nicht.
    Also mussten sie in einen anderen Teil des Gebäudes gehen, einen anderen Schlüsselbund ausfindig machen und einen Magazinraum aufschließen, in dem ein Dutzend hohe doppeltürige Aktenschränke standen. Davidson blieb einen Augenblick nachdenklich stehen und deutete dann auf einen davon.
    »Da drin ist wahrscheinlich das Jahr, das wir suchen.« Er schloss den Schrank auf. Modergeruch schlug ihnen entgegen, weit stärker als aus dem Schrank, in dem sie zunächst gesucht hatten. Davidson fuhr die Aktenrücken mit dem Finger Reihe für Reihe entlang. »McAnally«, sagte er schließlich, zog zwei dicke Heftordner in A4-Format heraus und übergab sie Rebus. Die blauen Pappdeckel waren an den Kanten verblasst. Auf dem Rücken stand Davidsons Name geschrieben. Rebus las vom Umschlag der oben liegenden Akte:
    »›Ergebnisse der Ermittlung gegen Hugh McAnally, geboren am 12.1.44‹.« Er blätterte beide Akten rasch durch
und war nicht weiter überrascht festzustellen, dass sie zum größten Teil aus Zeugenaussagen bestanden.
    »Viel Spaß«, sagte Davidson und

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