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Ein eisiger Tod - Ein Inspector-Rebus-Roman

Titel: Ein eisiger Tod - Ein Inspector-Rebus-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin Giovanni Bandini Ditte Bandini
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Benn?«
    »Doch.«
    »Das nenn ich Glück.« Rebus blickte an ihr vorbei zu dem sitzenden Mann, der sich die Stirn rieb und versuchte, sein Gesicht zu verbergen. »Wie steht’s, Pete?«
    Der Mann sah auf und schien Rebus erst jetzt wiederzuerkennen. »’n Abend, Mr. Rebus.«
    »Wie lang bist du draußen?«
    »Drei Wochen und zwei Tage.«
    »Und hast schon wieder Sehnsucht? Gib der Lady ihren Geldbeutel zurück.«
    Die Sozialarbeiterin staunte nicht schlecht, als Pete das prall gefüllte schwarzlederne Portemonnaie aus seiner Jeansjacke zog. Sie riss es ihm aus der Hand und kontrollierte dessen Inhalt.

    »Möchten Sie Anzeige erstatten?«, fragte Rebus. Sie schüttelte den Kopf. »Schön, dann plaudern wir ein bisschen.«
    Als sie die Eingangstür erreichten, hatte Jennifer Benn ihre Fassung wiedergewonnen.
    »Wo gehen wir hin?«
    »Wo ich eher willkommen bin. Direkt gegenüber ist ein Pub.«
    »Ich mag keine Pubs.«
    »Dann in mein Auto?«
    Sie sah ihm ins Gesicht. »Können Sie sich ausweisen?«
    »Ich dachte eigentlich, die kleine Szene eben hätte das hinlänglich getan.« Aber sie ließ nicht locker, also fischte er seinen Diensausweis heraus und überließ ihn ihr zu ausführlicher Begutachtung.
    »In Ordnung«, sagte sie schließlich und gab ihn ihm zurück. »Wir können hier reden.«
    »Hier?« Sie standen auf dem Bürgersteig. Sie schlang sich einen Wollschal um den Hals und zog Lammfellfäustlinge an. Sie war Ende zwanzig, hatte krause blonde Haare und trug eine große Brille. »Es ist eisig hier«, beschwerte sich Rebus.
    »Dann fassen Sie sich am besten kurz.«
    Er seufzte. »Sie waren Hugh McAnallys Bewährungshelferin?«
    »Stimmt.«
    »Ich ermittle wegen seines Selbstmords.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Da kann ich Ihnen leider nicht helfen. Er ist zu keinem einzigen Termin erschienen, wir haben uns nie getroffen.«
    »Haben Sie ihn gemeldet?«
    Sie nickte. »Aber ich habe nicht angenommen, dass dabei irgendwas herauskommen würde. Wie bestraft man jemanden mit Krebs im Endstadium?«
    Und damit kehrte sie ihm den Rücken und ging schnell
zu ihrem Wagen. Rebus fand, dass sie eine wirklich sehr gute Frage gestellt hatte.

16
    Am nächsten Morgen bestellte ihn Chief Superintendent Watson zu sich ins Büro.
    Als er ankam, war Gill Templer schon da. Sie stand mit verschränkten Armen vor dem Aktenschrank. Viel Platz war da nicht: Neben dem Schreibtisch lagen drei große Pappkartons mit der Aufschrift »PanoTech« auf dem Fußboden.
    »Mein neuer Computer«, erklärte der Farmer. »Setzen Sie sich, John.« Der Farmer sah wie jemand aus, der schlechte Neuigkeiten hat.
    »Ich bleibe lieber stehen, Sir.«
    »Haben Sie was angestellt, wovon wir wissen sollten, John?
    »Nein, Sir.«
    »Überhaupt nichts?«
    »Nicht dass ich wüsste, Sir. Warum?«
    Watson warf Gill Templer einen Blick zu. »Ich hatte gestern Abend einen Anruf von Allan Gunner.« Gunner: der stellvertretende Polizeipräsident. »Er ruft mich nicht gerade oft zu Hause an.«
    »Verstehe ich das richtig, dass er schlechte Neuigkeiten hatte?« Rebus beschloss, sich nun doch hinzusetzen.
    »Ihrer Majestät Inspectorate of Constabulary trägt sich mit dem Gedanken, uns unter die Lupe zu nehmen.«
    »Uns?«
    »Die Abteilung B.«
    »Das sind tatsächlich wir.«
    »Das ist nicht zum Lachen.«

    Das war es wirklich nicht. Das HMIC, die Polizei-Aufsichtsbehörde, stand außerhalb der polizeilichen Hierarchie; sie war unmittelbar dem Staatsminister für Schottland unterstellt. Zum öffentlichen Auftrag des HMIC gehörte es, die Arbeit der Polizeikräfte zu beurteilen und etwaige Bereiche aufzuzeigen, in denen Verbesserungen möglich waren. Es inspizierte jedes Jahr alle acht regionalen Polizeien, aber bei nur vier davon wurden vollständige, »primäre« Inspektionen durchgeführt. Was die Beamten des HMIC interessierte, waren steigende Verbrechensraten, sinkende Aufklärungsquoten und Beschwerden von Seiten der Bevölkerung. Keine Probleme, was das anging: Die Anzahl der gemeldeten Straftaten war konstant, wenn nicht sogar rückläufig, und die Aufklärungsquote in letzter Zeit geringfügig gestiegen. Aber das HMIC konnte allein durch seine Anwesenheit ein ganzes Revier lahm legen. Es gab lange Fragenkataloge, die es zu beantworten galt, eine erste Voruntersuchung, der dann die eigentliche Inspektion folgte... und wie jeder im Raum wusste, konnte das HMIC gelegentlich auch über etwas stolpern, an das man besser nicht gerührt hätte. Oder, wie der Farmer

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