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Ein eisiger Tod - Ein Inspector-Rebus-Roman

Titel: Ein eisiger Tod - Ein Inspector-Rebus-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin Giovanni Bandini Ditte Bandini
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etwas Speck, mit dem er sich anschließend zwei Brötchen belegte, die er am Küchentisch aß.
    Es muss was Ernstes sein, dachte er. Der Direktor von Saughton, der Deputy Chief Constable... vielleicht sogar das Constabulary Inspectorate. Sie wollten einfach nicht, dass er sich mit der Angelegenheit befasste. Warum nicht? Das war die Frage. Es sah für Rebus sehr stark danach aus, als ob es etwas mit McAnallys Zeit in Saughton zu tun habe.
    Er ging ins Wohnzimmer zurück und nahm sich die Liste von McAnallys Vorstrafen vor. Kleinkram, dachte er, und nahm einen Schluck. Aber er hatte schon Glück gehabt, so oft mit Geldbußen und Anpfiffen davonzukommen, wenn eigentlich eine Haftstrafe angebracht gewesen wäre. Einmal hatte er ein Jahr, ein zweites Mal achtzehn Monate abgesessen - beides wegen Einbruchs -, und das war’s auch schon. Abgesehen davon war es bei einfachen Geldstrafen und Verwarnungen geblieben.
    Rebus lehnte sich zurück und vergaß, das Bier, das er im Mund hatte, hinunterzuschlucken. Ihm war ein Gedanke gekommen - ein alles andere als willkommener Gedanke. Er konnte sich nur einen vernünftigen Grund denken, warum Wee Shug ein solches Glück gehabt hatte, einen einzigen guten Grund, warum sich die Richter immer wieder so nachsichtig gezeigt haben konnten.
    Jemand hatte ein gutes Wort für ihn eingelegt.
    Und wer legte normalerweise ein gutes Wort bei Richtern ein? Antwort: Polizisten.
    Und warum taten sie das...?
    Rebus schluckte das Bier hinunter. »Er war ein Spitzel! Wee Shug McAnally war jemandes gottverdammter Informant gewesen!«

    Als er am nächsten Morgen aufwachte, brannte er schon darauf, zur Arbeit zu fahren - bis ihm wieder einfiel, dass er keine Arbeit hatte, zu der er hätte fahren können, keinen Ort, an dem er willkommen gewesen wäre. Gerade dann, wenn er einigen seiner Kollegen ein paar sehr heikle Fragen hätte stellen müssen …
    Er hatte die halbe Nacht wach gelegen, den bernsteinfarbenen Widerschein der Straßenlaternen an der Zimmerdecke betrachtet und mögliche Konstellationen im Kopf durchgespielt. Er wurde den Gedanken einfach nicht los, dass McAnally jemandes Augen und Ohren auf der Straße gewesen war. Alle guten Polizeibeamten hatten welche; jeder, der irgendwas erreichen wollte: V-Leute, Spitzel, Ratten, Informanten. Sie besaßen hundert verschiedene Bezeichnungen und hundert verschiedene Arbeitsplatzbeschreibungen.
    Das passte; es erklärte diese milden Urteile. Aber dann hatte McAnally die Grenze überschritten - kein Richter würde in einem Vergewaltigungsfall noch auf gute Worte hören. Vier Jahre weg von der Straße, und ein Spitzel verlor seinen Wert; es gab neue Ganoven, Leute, die er nicht kannte und niemals würde kennen lernen können. Vier Jahre waren auf der Straße eine lange Zeit; da unten veränderte sich die Welt schnell.
    Im Bett war Rebus noch etwas anderes eingefallen - nach Auskunft seines Weckers gegen drei Uhr früh. Was immer »es« sein mochte, was immer es war, wovor die Leute Angst hatten - es hatte mit McAnally zu tun, das ja, aber der Councillor steckte auch mit drin. Rebus hatte den Councillor aus der Gleichung entwischen lassen. Er hatte sich auf Brüche auf der einen Seite des Gleichheitszeichens konzentriert, während der Councillor ganz friedlich auf der anderen Seite saß. Und anders als McAnally war der Councillor noch immer am Leben und konnte Fragen beantworten.
Solange er der Spur des Toten folgte, würde Rebus nicht weiterkommen. Es war an der Zeit, sich auf die Lebenden zu konzentrieren.
    Es war an der Zeit, sich einzumischen.

17
    Councillor Tom Gillespie wohnte in einem riesigen Zweifamilienhaus mit Erkern, keine fünf Minuten zu Fuß von Rebus’ Wohnung. Das Haus war in zwei Wohnungen aufgeteilt, eine im ersten Stock, eine im Erdgeschoss. Den Gillespies gehörte die untere. Vor dem Haus befand sich ein gepflegter Rasen, und zur Straße hin verlief eine niedrige Steinmauer, von der blanke schwarze, in Lanzenspitzen auslaufende Gitterstäbe aufragten. Rebus öffnete das Tor und ging zur Eingangstür. Unter seinen Füßen knirschte lehmfarbenes Streusalz, Überbleibsel aus den Tagen grimmiger Kälte. Inzwischen war - mit Ausnahme einiger schmutzig weißer Reste in Ecken, die die Sonne nie erreichte - das Eis geschmolzen, und überall in der Stadt waren Bürgersteige und Straßen mit Salz überkrustet, auf dem man ebenso gut ausrutschen konnte wie auf dem Eis, an dessen Stelle es getreten war.
    Als er klingelte, nahm Rebus eine

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