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Ein eisiger Tod - Ein Inspector-Rebus-Roman

Titel: Ein eisiger Tod - Ein Inspector-Rebus-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin Giovanni Bandini Ditte Bandini
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schlichte Feststellung.
    »Ich bin ganz Ohr.«
    Gillespie dachte, an seiner Unterlippe kauend, nach, schüttelte dann aber den Kopf. Rebus starrte ihn an und versuchte, ihn durch reine Willenskraft umzustimmen. Aber Gillespie hatte Angst; man sah sie in seinen Augen, im Ausdruck seines Gesichts.
    Der Mann war außer sich vor Angst.
    »Ich begleite Sie hinaus«, sagte Gillespie und führte Rebus den Korridor entlang. In der einen Hand hielt er die Cafetière, in der anderen zwei Becher. Durch die Bürotür konnten sie Mrs. Gillespie wieder die Maschine verfluchen hören. Es klang so, als traktiere sie sie dabei mit Fußtritten.
    »Temperamentvolle Dame, Ihre Frau Gemahlin«, bemerkte Rebus. Er sah, dass Gillespie keine Hand frei hatte, also öffnete er ihm zuvorkommend die Tür zum Büro.
    »Ist er endlich weg?«, fauchte Mrs. Gillespie.
    »So gut wie, Mrs. Gillespie«, antwortete ihr Rebus, indem er den Kopf ins Zimmer streckte und sich kurz, aber gründlich umsah. »Hat mich gefreut, Ihre Bekanntschaft zu machen.«
    Ihr Gesicht war knallrot, und ihr Ärger schlug rasch in Verlegenheit um. »Tut mir Leid«, sagte sie.
    »Keine Ursache.«
    Und Rebus überließ die beiden ihren wie auch immer gearteten Pflichten …

18
    Rebus brauchte den halben Nachmittag, um zu dem Ergebnis zu gelangen, dass das der richtige Weg war.
    Genauer gesagt, brauchte er zehn Minuten dazu und ein paar Stunden, um sich den Bewusstseinszustand anzutrinken, der ihm gestatten würde, dieser Erkenntnis entsprechende Taten folgen zu lassen.
    Er trank allerdings nicht nur, er war gleichzeitig auch auf der Jagd: Augen und Ohren weit offen für Hinweise auf den Verbleib Rico Briggs’.
    Rico war so ziemlich der beste und schlechteste Einbrecher der ganzen Ostküste. Nicht dass er ungeschickt gewesen wäre: Er konnte in wenigen Minuten in die meisten Häuser oder Wohnungen einsteigen und wieder verschwinden, egal, ob die Bewohner nun gerade schliefen, vor der Glotze hockten oder gerade eine Party feierten. Ricos Problem war seine Auffälligkeit, und Auffälligkeit war in seinem Metier geschäftsschädigend. Früher war Rico ein großer Hearts-Fan gewesen und hatte in den Saisons 77 bis 80 - abgesehen von einem kurzen Erholungsurlaub im Gefängnis Peterhead - nicht ein Spiel seiner Elf verpasst. Eines Abends war Rico nach einem Besäufnis zur Feier eines epochalen Sieges gegen die Hibs in ein Tattoo-Studio marschiert, um sich verschönern zu lassen. Am folgenden Morgen hatte er in seinen Badezimmerspiegel geschaut und entdeckt, dass auf seinen beiden brennenden Wangen das Wappen der Hearts prangte: ein rotbraunes Herz mit einem Kreuz in der Mitte. Er hatte nur ein, zwei Tage gebraucht, um einen glühenden Hass auf seine vormals heiß geliebte Mannschaft zu entwickeln; was als eine Ironie des Schicksals bezeichnet werden musste, da er doch jetzt eine wandelnde Werbung für die Kicker von Gorgie war.

    Wie man sich denken kann, waren die Tätowierungen einmalige Sonderanfertigungen und für die Polizei so gut wie Fingerabdrücke. Als er das begriffen hatte, war Rico dazu übergegangen, bei der Arbeit eine Sturmhaube zu tragen - mit dem Ergebnis, dass nunmehr sein zweites untrügliches Erkennungsmerkmal besonders gut zur Geltung kam: eine Nase von den Dimensionen der Cheopspyramide. Auch die fiel den Leuten ins Auge.
    Rebus hatte versucht, Rico Briggs dazu zu bewegen, in den Ruhestand zu gehen, und immerhin einen halben Erfolg erzielt. Inzwischen konzentrierte sich Rico ganz darauf, seine Fähigkeiten an eine Reihe von Lehrlingen weiterzugeben; er hatte sogar Rebus heimlich ein paar Lektionen im Gebrauch von Dietrichen erteilt. Sie erwiesen sich jedes Mal wieder als nützlich, wenn der Polizeibeamte seine Hausschlüssel verlegte; und zu anderen Gelegenheiten auch.
    Rebus fand Rico zu guter Letzt in einer Bar in einer Querstraße der Nicolson Street, einem Lokal, dessen bedrückt dreinschauende Gäste in der Regel unterzutauchen versuchten, nachdem sie sich vom halb blinden Friseur von nebenan die Haare hatten schneiden lassen. Es war verblüffend, wie gut sich Rico in diese Ansammlung von Pfuschfrisuren einfügte.
    »Hi, Rico«, sagte Rebus und ließ sich auf den hölzernen Barhocker neben ihn gleiten. »Wie geht’s?«
    Rico hatte das lokale Revolverblatt auf der Seite des Kreuzworträtsels-für-Doofe aufgeschlagen und klopfte mit einem der zwergformatigen Kulis mit garantiert zehnminütiger Lebensdauer, die man in Wettbüros bekommt, darauf

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