Ein eisiger Tod - Ein Inspector-Rebus-Roman
Fehlanzeige)
Gyle Park West (Industriepark)
Gyle Park West war ihm ein Begriff, weil er ihn sich an dem Morgen angesehen hatte. Es war eine Ansammlung unscheinbarer kleinerer gewerblicher und industrieller Betriebe im Schatten des imposanten Gebäudes von PanoTech Electronics. An der Einfahrt zum Industriepark befand sich ein Schild mit den Namen der verschiedenen dort angesiedelten Betriebe, wozu auch Deltona gehörte. Rebus erinnerte sich, dass Salty Dougary für Deltona arbeitete und Deltona Microchips für PanoTech herstellte, das seine Computer lediglich aus anderweitig produzierten Bauelementen zusammenschraubte.
Wobei nichts von alledem eine erkennbare Verbindung zwischen Councillor Gillespie und Wee Shug McAnally herstellte. Und nichts für sich genommen auch nur im mindesten verdächtig war. Der Councillor war Mitglied eines Planungsausschusses, ein hinreichend triftiger Grund dafür, dass er Akten über die staatlichen Wirtschaftsförderungsagenturen SDA und Scottish Enterprise und über Gyle Park West besaß. Aber warum dann die Panik, die
Eile, diese Akten zu vernichten? Das war es, was Rebus stutzig machte.
Als er aus Gyle hinausfuhr - einem ihm kaum bekannten Stadtteil - wurde ihm noch etwas anderes klar. Gyle hatte in den Achtzigerjahren geboomt, neue Wohnsiedlungen, Betriebe, sogar einen eigenen Bahnhof bekommen. Davor war es lediglich ein Ort in der Nähe des Flughafens gewesen. In den Achtzigern war der Flughafen sein großes Plus gewesen, insofern als er für schnelle Transportverbindungen sorgte. Heutzutage besaß Gyle eine eigene Identität, und zu einem guten Teil lag das an dem vielen Geld, das dort hineinfloss. Aber Gyle verfügte noch über einen weiteren Aktivposten.
Wie der Zufall so spielte, war sein Bezirksabgeordneter kein anderer als der Oberbürgermeister, Lord Provost Cameron McLeod Kennedy.
Das Telefon klingelte und riss ihn aus seinen Überlegungen. Er griff nach dem Hörer. »Hallo?«
»Selber hallo.« Es war Mairie Henderson.
»Ich dachte schon, Sie hätten mich vergessen«, sagte Rebus.
»Ich hab’s erst jetzt geschafft, LABarum ausfindig zu machen.« Rebus nahm seinen Stift zur Hand und zog den Schreibblock näher heran. »Dass ich solche Schwierigkeiten hatte, lag einfach daran, dass es gar nicht existiert.«
»Was?«
»Jedenfalls noch nicht. Es ist ein Projekt von PanoTech. Sagt Ihnen der Name was?«
»Die Computer-Firma?«
»Genau. LABarum ist eine Idee, mit der die PanoTech-Leute seit einiger Zeit spielen. Sehen Sie, das Problem mit Silicon Glen, mit der gesamten schottischen Elektronikbranche, ist, dass es sich um eine reine Fertigungsindustrie
handelt. Sie schraubt Einzelteile zusammen, das war’s aber auch schon. Alles wird anderswo hergestellt.«
»Nicht alles, es gibt immerhin Deltona.«
»Ein sehr kleines Rädchen im Getriebe.Was wir in Schottland brauchen, ist ein Software-Riese, ein Microsoft, jemand, der forscht, der für die Rechner Software entwickelt und produziert.«
»LABarum?«
»Genau. Aber laut meinem Informanten existiert die Firma vorläufig nur auf dem Papier. Das Problem ist die Finanzierung. An kreativen Köpfen mangelt es nicht, aber es wird Geld kosten, sie in Schottland zu halten, gewaltige Mengen Geld.« Sie schwieg kurz. »Mein Informant hat sich gefragt, wie Sie überhaupt davon erfahren haben.«
»Ich habe einen Geschäftsplan gesehen.«
»Wirklich? Wo? Bei PanoTech?«
»Nein.« Was konnte er ihr schon sagen? In einer untervermieteten Sozialwohnung in Stenhouse? Versteckt hinter der Taschenbuchsammlung eines Halbwüchsigen?
»Wo dann? Im Rathaus?«
Rebus horchte auf. »Wie kommen Sie...?« Dann dachte er nach. Ein Plan, eine Software-Firma zu gründen, vermutlich in Gyle Park West... Er sah auf seine Aufzeichnungen. Der District Council würde darüber debattieren wollen, würde zweifellos darüber informiert sein. Tom Gillespies Ausschuss würde mit Sicherheit davon wissen. Und wenn das Unternehmen tatsächlich in Gyle Park West angesiedelt werden sollte, wenn es den District Council überhaupt in irgendeiner Weise betraf, dann würde der Lord Provost davon wissen. Cameron McLeod Kennedy.
Rebus hob den Geschäftsplan vom Boden auf und sah auf die Initialen auf der ersten Seite. Mairie teilte ihm derweil mit, dass sie mit Dalgety nicht weitergekommen sei, aber er hörte nicht zu.
»C.K.«, sagte er leise. Cameron Kennedy. »Jesus, Mairie, diese zwei Jungs kannten doch Kirstie Kennedy!«
20
Am Montagvormittag ging
Weitere Kostenlose Bücher