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Ein Ende des Wartens

Ein Ende des Wartens

Titel: Ein Ende des Wartens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Knieps
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Antwort finden wollte, keine war, die ihr Leben sonderlich beeinflussen würde. Sie hatte sich arrangierte mit ihrer Mutter, und Carmen war ein wichtiger Teil ihres Lebens geworden. So hatte sie beide Mütter in ihrem Leben vereint, ohne auf eine verzichten zu müssen. Denn wenn sie ganz ehrlich zu sich selbst war, musste sie zugeben, dass sie mit wachsendem Alter immer mehr zu ihrer eigenen Mutter tendierte als zu der offenherzigen Carmen, die ihr am Ende dann doch bei zu vielen wichtigen Lebenseinstellungen zu unzuverlässig war. Was aber nichts an der Liebe zu ihr veränderte. Diese Liebe würde sich niemals verändern!
Beim Thema Liebe wanderten ihre Gedanken sogleich wie ferngelenkt zu Marco. Sofort war auch die Unsicherheit in ihrem Körper zurück. War es richtig gewesen, den Brief zu schreiben? Das schon, aber ihn auch abzuschicken? Hätte sie nicht darauf warten sollen, bis sie miteinander sprechen konnten? Hätte sie nicht vor seiner Abreise nach Afrika mit ihm sprechen müssen? Natürlich hätte sie das! Natürlich hätte sie den Brief nicht abschicken sollen! Natürlich hatte sie auch Fehler gemacht! Annika schrie sich in ihrem Innern in dritter Person selbst an. Sie führte ein Zwiegespräch mit sich und warf Fragen auf, auf die sie keine Antworten finden konnte. Umso tiefer grub sie sich mit jeder weiteren Frage in sich selbst ein, und es gelang ihr erst, Abstand von dieser Endlosschleife ohne Auflösung zu finden, als sie sich fragte, ob Marco wohl inzwischen an seinem Ziel in Afrika angekommen war. Was hatte er ihr noch einmal erzählt? War er auf direktem Weg zu dem Krankenhaus unterwegs, in dem er das nächste Jahr arbeiten sollte? Oder musste er vorher noch einige Zeit woanders verbringen, ehe er an sein letztgültiges Reiseziel kam? Wusste sie überhaupt noch, in welchem Land dieser Erde er gerade steckte? Obwohl sie erst vor Stunden den Brief an ihn beschrieben und in den Briefkasten geschmissen hatte?
Annika merkte, wie schwer es ihr fiel, das Gesagte und Nichtgesagte in diesem Zusammenhang in eine vernünftige Ordnung zu bringen. Sie gab zu, dass sie ihm besser hätte zuhören können, als er von den Inhalten seiner Reise sprach – war sie am Ende völlig taub gegenüber seinen Wünschen gewesen? Hätte sie sein Abenteuer vielleicht schon viel früher erahnen müssen? Hatte Marco ihr von dem Abenteuer in Afrika vielleicht schon früher erzählt, und sie hatte ihm nicht richtig zugehört? Wie sie es zuweilen tat, wenn er fachsimpelte, weil Annika sowieso kaum mehr als das einfachste Medizinerlatein verstand? Nein, sie war sich sicher, dass er vorher über dieses Auszeitjahr nicht gesprochen hatte. Das hätte sie mitbekommen. Da war sie sich einhundertprozentig sicher. Worin sie sich nicht so sicher war: ob sie die Veränderung seiner Wünsche für seine berufliche Zukunft nicht hätte erahnen müssen. Immerhin lebten die beiden seit acht Jahren zusammen! Annika erinnerte sich, dass sie Marco ansehen konnte, wenn er irgendwo Schmerzen hatte oder wenn ihn irgendeine Sache tiefer bedrückte – aber diese Sache hatte er vollständig vor ihr geheim gehalten. Was ein deutliches Indiz dafür war, dass er diese Flucht niemals vorher angesprochen hatte. Da war sich Annika sicher. Sehr sicher.
     
     

9
    Nach einhundertundachtzig Kilometern auf der Autobahn schrak Annika plötzlich auf und sah, dass sie in der Mitte von zwei Fahrbahnen den Wagen auf der Straße lenkte. Sofort schnellte ihr Puls in die Höhe, denn ihr kamen die Bilder von Unfällen in den Kopf, die aufgrund von Sekundenschläfen entstanden waren. Sie lenkte den Wagen langsam und als sei es die natürlichste Bewegung der Welt auf die rechte Spur zurück. Nun hielt sie das Adrenalin wach, und gleich beim nächsten Rastplatz setzte sie den Blinker und fuhr hinaus. Beim Abbremsen wachte Tammy aus ihrem tiefen Schlaf auf, schüttelte den Kopf und wunderte sich, wo sie beide waren.
Sie sei rausgefahren, um sich mal die Beine zu vertreten. Damit sie nicht einnicke beim Fahren, antwortete ihr Annika und stellte den Wagen auf dem dunklen Rastplatz, soweit wie es nur von den anderen Fahrzeugen ging, in einer Haltebucht ab.
Sie schaltete den Motor aus, schloss die Augen und atmete tief durch. Sie wusste, dass Tammy sie anstarrte, doch das war ihr egal. Die Bilder, die sich gerade in ihrem Kopf abspielten, wie sie sich vorstellte, dass sie mit Tammy auf dem Beifahrersitz schlafend gegen eine Leitplanke krachte und sie beide vielleicht schwer

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