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Ein Ende des Wartens

Ein Ende des Wartens

Titel: Ein Ende des Wartens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Knieps
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und nun verstanden beide, dass sie auf der ursprünglich geplanten Strecke zurück waren. Es waren keine zwanzig Kilometer mehr, und Annika lenkte den Wagen durch die abgeschiedene, völlige Dunkelheit. Kein einziges Auto kam ihnen entgegen oder schloss auf sie auf, trotzdessen, dass Annika weit unter der erlaubten Geschwindigkeit fuhr. Doch die beiden drängte es nicht, schneller am Ziel anzukommen. Tammy wartete gespannt und sah jeden Kilometer, der auf dem Bildschirm wie ein Countdown heruntergezählt wurde, während sich Annika sehr stark auf die Straßenführung konzentrieren musste. Ab und an wurden die Straßen so schmal, dass sie sich ernsthaft fragte, was sie wohl tun würde, wenn ihnen an dieser Stelle und zu dieser nächtlichen Uhrzeit ein anderes Auto entgegenkäme.
Stehen bleiben, mahnte sie sich selbst in ihrem Innern und suchte die Dunkelheit nach Anzeichen eines anderen Fahrzeugs ab. Doch die beiden blieben unbehelligt, bis sie wieder auf eine größere Straße trafen. Nun waren es gerade noch mal vier Kilometer und ihnen begegneten zwei Autos, die mit einer hohen Geschwindigkeit auf der anderen Seite hintereinanderher fuhren, ganz so, als ob sie ein Rennen austrugen. Aber das kümmerte Annika und Tammy nicht. Ihre Anspannung und Vorfreude waren auf dem Höhepunkt, und als Annika den Wagen auf einen meernahen Parkplatz lenkte und abstellte, öffnete Tammy ihre Wagentüre und beide vermeinten augenblicklich, das Meer rauschen zu hören.
     
     

11
    Tammy hatte die Decke schon abgestreift und stand neben dem Auto, bereit, zum Strand zu laufen, doch Annika brauchte noch eine Weile, ehe sie aus dem Wagen gestiegen war und sich in alle Richtungen gestreckt hatte. Die Spuren der langen Fahrt waren ihr anzusehen. Sie verspürte leichte Rückenschmerzen, denn so eine lange Fahrt war sie einfach nicht gewöhnt. Sie massierte die unteren, seitlichen Muskeln ihres Rückens und hatte für einen Moment kein Gehör für das Rauschen des Meeres.
Als sie wieder aufnahmefähig war, merkte sie, dass Tammy bereits die Decken aus dem Auto geräumt hatte. Annika öffnete die hintere Türe und nahm sich noch ein Jäckchen aus ihrer Tasche, schloss die Türe mit einem lauten Knall, und in diesem Augenblick fiel ihr auf, dass sie die einzigen auf diesem durchaus weitläufigen Parkplatz waren.
Sie hätte den Wagen auch näher ans Meer parken können, meinte sie nachdenklich zu Tammy, der das aber nicht wichtig schien, sondern ihr sagte, dass sie den Wagen abschließen solle. Annika merkte, dass Tammy nun ans Meer wollte, und sie selbst war nach der Reise, nachdem sie es für sich selbst bewiesen hatte, dass sie spontan eine Reise ans Meer machen konnten, nicht mehr ganz so versessen darauf, in diesem Moment ans Meer zu marschieren. Aber da es für Tammy das Allerwichtigste in diesem Augenblick zu sein schien, nahm sie eine Decke aus Tammys Arm und setzte sich hinter ihr in Bewegung.
Entweder schien Tammy viel mehr in der Dunkelheit zu sehen oder die Nachtblindheit von Annika war doch stärker, als es auf der Fahrt ausgesehen hatte. Deswegen ließ Annika ihre Freundin vorgehen, die scheinbar genau wusste, wohin sie trat.
    Sie überquerten den Parkplatz und gelangten an eine Art Einweiser, auf dem einiges geschrieben stand, das die beiden aber in der Dunkelheit nicht entziffern konnten. Annika wollte schon ihr Handy hervorholen, um fürs Lesen etwas Licht zu haben, doch da Tammy einfach weiterging, ohne sich für die Instruktionen zu interessieren, und Annika Angst hatte, im völligen Dunkeln alleine zurückgelassen zu werden, ließ sie ihr Handy in der Tasche wieder los und lief ihrer Freundin hinterher.
Tammy hatte inzwischen eine Schranke gefunden, die wohl die Autos vom Befahren des Strandes abhielt, und als beide um die Schranke herum und um eine weitere Biegung entlanggingen, standen sie plötzlich und unvermutet vor dem Meer. Es war direkt voraus, und wie durch ein Wunder war es hier, an diesem Ort, so viel heller erleuchtet als auf dem Parkplatz, dass nicht nur Annika dachte, dass der Mond extra nur für diesen Moment hinter den Wolken hervorgekommen war.
Tatsächlich stand der Mond recht tief am Himmel, und trotz Wolkenlosigkeit um ihn herum, hatten die Bäume um den Parkplatz herum das reflektierte Licht abgehalten, auf den Platz zu dringen. Nun aber spiegelte sich das Mondlicht in der anrollenden Brandung, die stärker ging, als es die beiden Freundinnen erwartet hatten.
    Vor ihnen lag das Meer, und sie

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