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Ein Ende des Wartens

Ein Ende des Wartens

Titel: Ein Ende des Wartens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Knieps
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hinterhergingen, tauschten sie vielsagende Blicke aus, denen Annika irgendwann mit einer Handbewegung Einhalt gebot. Genau in diesem Augenblick drehte sich der Verkäufer zu den beiden um und stutze ob des Schlages in die Leere, den er scheinbar mitbekommen hatte.
Annika merkte ihren Fauxpas und entschuldigte sich damit, dass sie eine Fliege gestört habe. Die hochgezogene Augenbraue ihres Gegenübers sprach Bände, doch er war so hilfreich, die Situation nicht weiter auf die Spitze zu treiben, indem er sich bückte und den beiden einen ökologisch abbaubaren Feueranzünder hinhielt, den die beiden nur mit einem kurzen Blick betrachteten.
Wofür die beiden denn einen Feueranzünder brauchten, fragte der Verkaufsleiter, wie Annika in diesem Moment auf dem Namensschild las. Zudem sah sie, dass er Sören hieß.
Sie hätten in ihrem Ferienhaus einen Kamin entdeckt und würden ihn gerne bei diesem scheußlichen Wetter anzünden, beantwortete Tammy die Frage und legte den Anzünder in den Einkaufswagen. Sie bedankte sich und wollte sich schon auf den Weg zur Kasse machen, als in Annika etwas ausgelöst wurde, das sie sich wenige Augenblicke später schon nicht mehr erklären konnte.
Ob er nicht am Abend vorbeikommen wolle, um ihnen beim Feueranzünden zu helfen. Sie würden was kochen und hätten auch einen Wein eingekauft, fragte Annika mit einer Selbstsicherheit, als wäre es das Normalste auf der Welt.
Sören hingegen war für einen Augenblick sprachlos – wie auch Tammy. Doch dann fing er sich, schaute zu Tammy und in den Einkaufswagen, trat an ihn heran, begutachtete die Auswahl des Weines und meinte, dass dieser zwar kein schlechter Wein sei, er aber einen viel fruchtigeren kennen würde, den er gerne nach seiner Arbeit zu den beiden mitbrächte.
Kaum, dass er Annikas Einladung angenommen hatte, erklärte er, dass er bis acht Uhr Dienst habe, und erhielt im Gegenzug die Adresse des Ferienhauses, das er vorgab zu kennen.
Dann bis später, verabschiedete sich Annika von Sören, und ohne dass er die Namen der beiden Frauen kannte, ließen sie ihn am Regal mit den Feueranzündern zurück und fuhren mit dem Wagen Richtung Kasse.
Erst als sie um eine Ecke gefahren waren, hielt Tammy den Wagen an und starrte Annika sprachlos an.
    Was denn los sei, wollte Annika von ihrer Freundin wissen.
Wieso sie den Verkäufer eingeladen habe, wollte Tammy wissen.
Zum einen heiße er Sören, und zum anderen hatte sie die spontane Eingebung, dass es ein schöner Abend werden könnte, wenn er mit ihnen zu Abend esse.
Das sei unbestritten, erwiderte Tammy, doch für wen habe Annika Sören eingeladen.
Annika antwortete, dass sie die Frage nicht verstünde, doch ehe Tammy ihr den Inhalt ihrer Frage noch mal erklären konnte, verstand sie den Hintersinn und antwortete gleich darauf.
Für keinen von uns beiden, wenn sie das meinen würde. Sie wolle nur einen schönen Abend verbringen, und wenn sich dann was für Tammy ergeben würde, wäre das doch bestimmt nichts Schlimmes.
Wieso solle sich was für sie ergeben, fragte Tammy aufgeregt zurück. Sie wäre nicht in der Stimmung, mit einem Urlaubsflirt etwas anzufangen. Zudem wollte sie von Annika wissen, ob sie Sören nur für Tammy eingeladen hätte. Dann würde sie nämlich gleich zurückgehen und die Verabredung absagen.
Das könne sie nicht machen, entgegnete Annika, und Tammy erkannte deutlich, dass aus Annika etwas sprach, das sie bisher nicht kannte: das Unbekannte, das Abenteuer. Die Lust, mal etwas Neues, etwas Verrücktes zu machen. Wie diese Fahrt oder das spontane Mieten des Ferienhauses. Dieses ganze Wochenende, das wie das Lösen eines Pfropfens schien, der Annikas Leben bisher verschlossen hatte.
Natürlich konnte sie diese Erkenntnis nicht einfach so erzählen, und so rollte Tammy mit den Augen, packte den Bügel des Einkaufswagens und fuhr weiter in Richtung Kasse, auf deren Band sie alle Lebensmittel legte. Annika blickte indessen verträumt durch die Gegend und benötigte einen Stupser ihrer Freundin, um zu merken, dass sie mit dem Einkauf schon fertig waren.
Gemeinsam räumten sie die Lebensmittel in zwei Tüten ein, schoben den Einkaufswagen zurück in die Reihe und liefen durch die Pfützen zum Auto, in das sie mehr hineinsprangen denn normal einstiegen. Die Tüten warfen sie nach hinten auf den Rücksitz und trotz dessen, dass der Wagen nur wenige Meter vom Überdach des Eingangs entfernt stand, hatten beide das Gefühl, bis auf die Haut durchnässt zu

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