Ein Ende des Wartens
Türe. Annika ging mit schnellen Schritten in den Flur und bedeutete Tammy, dass sie in der Küche bleiben konnte.
Es war Sören – wer sonst auch sollte an ihrer Türe klingeln, fragte sich Tammy – und sie hörte, wie Annika ihn freundlich und fast schon ein wenig zu intim begrüßte. Er habe zwei Flaschen Wein mitgebracht, abgestimmt auf das, was in dem Einkaufswagen gelegen habe, hörte Tammy Sörens Stimme, und nur wenige Momente später trat er bereits in die Küche und trug nun nicht mehr den grünen Kittel, sondern eine Bluejeans und einen dunkelgrauen Rollkragenpullover, der seiner drahtigen Figur etwas Samtenes verlieh.
Auch Tammy begrüßte Sören mit großer Freundlichkeit und ließ sich nichts von ihren Gedanken anmerken. Er blickte in die Kochtöpfe und sagte, dass er froh sei, dass sie beide genau das kochten, was er vermutet hatte – sonst wären die Weine völlig falsch gewesen.
Er stellte die Flaschen auf die Anrichte und blickte von Annika zu Tammy und wieder zurück zu Annika. Da die beiden Frauen für einen Augenblick sprachlos waren und Sören auch nichts zu sagen hatte, entstand eine peinliche Stille, die aus Annikas Sicht zum Glück von Tammy aufgelöst wurde, indem sie vorschlug, einen Wein zu öffnen, während Sören Annika half, das Feuer im Ofen anzuzünden.
Als Sören vernahm, dass er ein Feuer anzünden sollte, meinte er trocken, dass das eine Leichtigkeit sei, und schon ging er in das Wohnzimmer, begutachtete den gedeckten Tisch, hielt kurz ein und schenkte Annika ein Lächeln, das sie schüchtern erwiderte. Zum Glück für sie widmete er sich gleich dem Kamin, schaute in das dunkle Innere, stocherte in dem Halbverbrannten und schob es zur Seite. Kaum, dass er das getan hatte, zog er eine Schublade aus dem Kamin unterhalb der Flügeltüren, die die beiden Freundinnen bisher nicht entdeckt hatten. Diese Schublade war voller Reste, und sogleich machte sich Sören daran, diese sauberzumachen. Er war so beschäftigt, dass er nicht mitbekam, wie Annika jede seiner Bewegungen genau beobachtete. Erst, als er sich aufrichtete, um am Kaminrohr nachzuschauen und dort die Stellung eines Hebels veränderte, wurde Annika klar, dass sie wahrscheinlich gar kein Feuer hätten abbrennen können – selbst wenn sie es einhundert Mal versucht hätten.
Kein Wunder, dass es ihnen nicht gelungen sei, ein Feuer anzuzünden, stellte auch Sören fest, denn Feuer brauche einen gesunden Luftzug, und den hätten die beiden nicht ermöglicht.
Nun erklärte er die Funktion des Hebels, drückte die Schublade wieder hinein und ließ sie ein stückweit offen. Das würde zu einem besseren Zug führen, und wenn das Feuer erst einmal richtig brennen würde, könne man die Schublade ganz schließen und den Luftzug am Rohr etwas verringern, damit das Holz nicht gleich wie trockener Zunder verbrenne.
Das Feuer selbst bereitete Sören wie Annika und Tammy vor, er zerknüllte Papier, legte Anmachholz darüber, wartete, bis der Feueranzünder brannte – nur die Unterfütterung des Papiers mit weiteren Feueranzünders war anders. Wie bei den beiden Freundinnen brannte das Feuer lichterloh, doch als er nach wenigen Augenblicken die Flügeltüren schloss, sahen sie gleich das Flammenspiel hinter dem schwarzen Glas.
Das Schweigen zwischen ihnen kehrte zurück, und Tammy beendete es auch dieses Mal, indem sie die beiden aufforderte, ihr beim Tragen des Essens und des Weines zu helfen. Sören nahm die Flasche Wein und goss den beiden Freundinnen ein, während Tammy und Annika das Essen auf den Tisch stellten.
Nun ging es erst einmal ums Essen und den Wein, von dem Sören erzählte, wie er zu diesem wirklich sehr guten Wein kam, woher dieser stammte, und dass der Winzer inzwischen ein guter Freund von ihm geworden sei. Sören war auch schon mehrfach auf dem Weingut gewesen, und so gelang es dem Gespräch, langsam in Schwung zu kommen.
Irgendwann wollte Sören dann wissen, was die beiden Freundinnen machten und wie es dazu gekommen sei, dass sie hier oben ihren Urlaub zu zweit verbrachten. Zu Tammys Verwunderung sparte Annika ihre Beziehung zu Marco vollkommen aus und betonte zweimal, dass sie aktuell Single sei. Um keinen Unfrieden zwischen ihnen an diesem Abend aufkommen zu lassen, unterließ Tammy einen Kommentar und versuchte nur, dass der Abend nicht gleich abdriftete.
Das Essen schmeckte allen dreien, und bald schon war die erste Flasche Wein geleert, sodass Tammy die zweite Flasche öffnen ging. In der
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