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Ein Ende des Wartens

Ein Ende des Wartens

Titel: Ein Ende des Wartens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Knieps
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jemand, mit dem man die Wochenenden und den Urlaub verbringt, ohne immer darauf hoffen zu müssen, dass einer der Kumpels Zeit für ihn habe. Das dritte oder fünfte Rad am Wagen zu sein, sei nicht mal am Anfang des Singledaseins erstrebenswert.
Das könne sie gut nachvollziehen, erklärte Annika und verwies auf ihre Freundin Tammy, die auch eine solch lange Zeit mal durchgemacht habe – mit denselben Höhen und Tiefen. Irgendwann aber käme der oder die Richtige vorbei – man müsse nur darauf warten können.
Im Grundsatz sei das richtig, kommentierte Sören Annikas Worte und wandte seinen Blick zurück zum Sternenhimmel, aber so wenig wie er daran glaube, dass es den einen Richtigen oder die eine Richtige gebe, suche er nach einem Menschen an seiner Seite, der die meisten seiner Einstellungen zum Leben wenigstens akzeptieren und bestenfalls unterstützen oder sogar teilen könne. Eine reine Kopie von sich selbst will doch keiner haben!
Das meine sie auch nicht, wenn sie von dem oder der Richtigen spreche, widersprach Annika.
Was denn?
Sie wolle damit sagen, dass man einen Menschen findet, der schlicht zu einem passe. Je mehr Teile zueinander passen, desto besser. Wobei sie nicht sagen würde, dass die Teile zwingend gleich sein müssen – das wäre bei einem Puzzlespiel ja auch nicht so.
Interessant seien aber vor allem die Puzzleteile, die nicht zueinander passen, entgegnete Sören, denn diese seien es, die über das Gelingen oder das Scheitern einer Beziehung entscheiden. Wenn er darüber nachdenke, dass er mit seiner letzten richtigen Beziehung, die vor knappen vier Jahren in die Brüche ging, bei nahezu allen Punkten einer Meinung war, sie sich aber über das Thema Familienplanung zerstritten hätten…
Was aber ein zentrales Puzzleteil ist, fiel Annika Sören ein wenig ins Wort.
Natürlich sei die Familienplanung ein wichtiger Baustein des Zusammenlebens…
Aber, fragte Annika, als Sören kurz zögerte.
Aber es war nicht die Frage, ob wir Kinder bekommen sollen oder nicht – nicht einmal die Frage danach, wann wir die Kinder bekommen oder wer verdient und wer die Kinder groß zieht.
Du verdienst das Geld und sie zieht die Kinder groß, meinte Annika etwas spöttisch.
Tatsächlich wollte sie die Kinder großziehen, konterte Sören. Sie hätte sich sogar aussuchen können, ob sie länger zu Hause bleiben oder wieder früh in ihren Beruf einsteigen möchte. Mein Gehalt hätte für beide Varianten ausgereicht.
Aber was sei dann das Problem gewesen?
Das Problem sei der Aspekt gewesen, dass sie in eine große Stadt ziehen wollte, weil sie zum einen nicht aus dieser Gegend kam und zum anderen nicht wollte, dass unsere Kinder auf dem Land aufwachsen.
Warum denn nicht?
Weil sie dachte, dass die Kinder dann nicht so offen sein würden, sondern im Gegenteil nur ihre eingeschränkte Sichtweise hätten. Als würden sie zu Provinzdeppen, nur weil sie dort wohnen. Er sei doch wohl auch kein Provinzdepp geworden, auch wenn er sein ganzes Leben hier in der Nähe gewohnt habe.
Nein, er sei kein Provinzdepp, bestätigte Annika und schenkte ihm ein wohlwollendes Lächeln. Nein, das war er ganz sicher nicht, dachte sie aber direkt, aber auch kein Mann für ihre kleine Stadtwelt. Das war ihr sofort klar, sodass die Frage zu Marco zurückkehrte, der ein typischer Stadtmensch mit seinem städtischen Lebensrhythmus war.
Ob sie sich irgendwann Kinder wünsche, fragte Sören aus dem Nichts heraus, wie es seine Art zu sein schien.
Sie denke schon, antwortete Annika ungewöhnlich zurückhaltend auf die Frage, denn bis noch vor einem Monat hatte sie immer mit einem entschlossenen Ja geantwortet und sich nicht selten sogar bereits die Zukunft mit einer Tochter und einem Sohn ausgemalt. Aber das wäre jetzt in weite Ferne gerückt, schloss sie die kurze Erklärung und seufzte leise, ehe die beiden zurück in die Stille eintauchten.
Während Sören am Himmel nach etwas zu suchen schien, starrte Annika geradeaus ins Dunkel, ohne nun davor Angst zu haben. Sie war derart in ihren Gedanken gefangen, dass sie nichts um sich herum wahrnahm, sondern ausdruckslos wirkte. So hatte sich Annika schon lange nicht mehr gefühlt – eine umfassende Leere ohne Gedanken, nicht einmal die Leere selbst spürte sie. Sie war einfach.
Erst als Sören herzhaft und laut gähnte, schaute sie zu ihm herüber und musste selbst gähnen. Sie fragte ihn, ob sie nicht schlafen gehen sollten, und indem Sören zustimmte, standen beide von ihren

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