Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Ende des Wartens

Ein Ende des Wartens

Titel: Ein Ende des Wartens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Knieps
Vom Netzwerk:
erotischer fand, aber Männer wie Marco für das alltägliche Leben bevorzugte? Denn irgendwann würde sie nicht mehr so jung und spontan sein können – dann drehte sich das Leben vor allem um andere Dinge wie die Sorgen und Nöte der Kinder oder des Hauses, das sie vielleicht eines Tages besaßen. Oder war es am Ende sogar so, dass sie sich einen Mann wie Marco wünschte, der mit ihr das Leben bestritt, ohne dass es Marco selbst war? Und wer sagte ihr, dass Sören nicht auch diese Eigenschaften besaß? Immerhin war er der Filialleiter eines der größten Geschäfte in der Kleinstadt hier im Norden – könnte sie sich eine Beziehung mit ihm vorstellen? Über die Distanz? Oder sich sogar vorstellen, hier hoch zu ziehen? In den Norden und dabei ihre Freundin, ihre Umgebung und auch ihre Familie zurücklassen? Konnte und wollte sie das?
    Als könne er ihre Gedanken lesen, fragte Sören aus dem Nichts heraus genau das: wie sehr sie über eine solche Möglichkeit nachdachte.
Annika war dieses Mal weitaus weniger von seiner plötzlichen Frage überrascht, wandte ihren Kopf zu ihm und untersuchte seine warmen Augen, ehe sie ihm antwortete, dass sie sich gerade über alles im Unklaren sei, und dass eine Antwort auf diese Frage einfach nicht möglich erschien.
Sören hatte ihre Antwort in dieser Form erwartet oder konnte zumindest damit umgehen, denn ohne eine merkliche Reaktion auf ihre ausweichende Aussage drehte er sich zurück zum Himmel und meinte, dass das genau richtig sei: erst einmal müsse sie für sich selbst herausfinden, was sie wolle und welchen Weg sie nun einschlagen möchte, ehe sie darüber nachdenken konnte, wer denn der neue oder der alte Partner an ihrer Seite war, um diesen Weg gemeinsam zu gehen. Und wer wüsste das schon so genau – es konnte genauso gut die richtige Entscheidung sein, für eine Zeit ohne Partner zu leben, um sich selbst wieder zu entdecken.
Was er damit meine, wollte sie wissen, ohne ihren Blick von ihm zu nehmen.
Dass sie sich die Frage stellen sollte, wer sie denn sei, sagte er, ohne seinen Blick vom Firmament zu nehmen. Sie habe die letzten Jahre in einer Beziehung verbracht, in der sie eine gewisse Rolle gespielt hat. Die Frage, die sie sich stellen müsse, wäre, ob diese Rolle zu ihrem Wesen passe, und wenn sie ihr Wesen nicht kenne, müsse sie sich noch tiefer betrachten und herausfinden, wer sie genau sei, um danach zu entscheiden, welche Rolle zu ihr passe. Danach würde ihr dann die Entscheidung vermutlich sehr viel leichter fallen, ob ihr jetziger Nochfreund der richtige für sie sei.
Ob er ein Psychologe sei, wollte sie mit einem Lachen wissen, denn wenn Sören so sprach, war er ihr ein wenig mysteriös.
Nein, er höre vermutlich nur besser zu und beobachte die Menschen genauer, erklärte er. Das habe wohl mit seiner Arbeit zu tun, denn dort könne er die unterschiedlichen Menschen in den verschiedensten Situationen hautnah erleben, ohne dass sie große Rücksicht auf ihn nahmen, während er die Regale einräume – und Annika würde gar nicht glauben, was die Menschen alles im Geschäft von sich preisgäben. Außerdem sei er für einige seiner Kumpels die erste Anlaufadresse, wenn es Stress in der Beziehung gab – das habe sich über die Jahre irgendwie so eingebürgert.
Nun wollte Annika wissen, warum er selbst in keiner Beziehung war, wenn er doch so gut über die Liebeswelt Bescheid wüsste.
Weil die eigene Beziehung immer anders sei als eine fremde, da man sich selbst nie objektiv betrachten könne, wenn man selbst ein Teil des Problems ist, das man lösen möchte. Gute Ratschläge zu geben sei leicht, aber sich selbst an die guten Ratschläge zu halten, um ein Vielfaches schwerer, insbesondere, wenn die guten Ratschläge gegen die eigene Überzeugung wirken.
Sören schwieg nach seiner Erklärung und Annika wollte ihn auch nicht weiter zu einer Aussage drängen.
Erstaunlicherweise sei seine letzte Beziehung dann doch schon viel zu lange her, sagte er nach einem geraumen Schweigen und drehte seinen Kopf zu Annika zurück.
Wie lange denn, wollte Annika wissen.
Es seien jetzt bald vier Jahre, erklärte er. Das Problem sei neben seinen Arbeitszeiten wohl auch, dass nicht die Richtige dabei gewesen war. Er habe zwar schon genügend Dates gehabt, aber eine richtige Beziehung sei daraus nicht entstanden. Und auch wenn er es die ersten zwei Jahre auch in Ordnung gefunden habe, Single zu sein, merke er doch immer mehr, wie ihm etwas an seiner Seite fehle,

Weitere Kostenlose Bücher