Ein Ende des Wartens
sein.
Sie denke daran, dass sie noch niemals in ihrem Leben eine solche Lust verspürt habe, antwortete sie und erzählte in groben Zügen von ihren Beziehungsschwierigkeiten. Sören unterbrach sie nicht einmal, sondern hörte ihr aufmerksam zu – auch ihre Lüge, dass sie Single sei, sprach er nicht an.
Ohne dass er glaube, dass das hier mehr als nur für eine Nacht sei, glaube er jedoch, dass Annika sich bereits von Marco getrennt habe. Vielleicht sei die Sicherheit noch nicht groß genug, um es auszusprechen, aber eine Fortführung wäre nicht nur für ihn, sondern vor allem für sie eine Farce.
Wie er darauf komme, wollte sie von ihm wissen.
So wie er sie einschätze, erwiderte er und wählte seine Worte mit Bedacht, basiere ihre Vorstellung einer Liebesbeziehung auf Vertrauen. Und selbst wenn sie darüber hinwegsehen könne, dass ihr Partner ihr Vertrauen durch seine unabgesprochene Flucht nach Afrika erschüttert habe, so könne sich Annika doch wohl nach dieser Nacht nicht mehr in die Augen sehen und von Vertrauen sprechen.
Annika schwankte. Nicht körperlich, sondern in ihrem Innern. Was Sören da aussprach, war genau ihr Standpunkt: wenn ihre Beziehung auf einer Basis von absolutem Vertrauen gestanden und Marco sie mit seinem Jahr in Afrika gefährlich ins Wanken gebracht hatte, dann war es an ihr gewesen, das Konstrukt mit dieser Nacht zum Fallen gebracht zu haben. Denn dem Partner aus Rache für eine Verletzung eine anderweitige Verletzung zuzufügen, konnte niemals die Basis einer vertrauensvollen Beziehung sein.
Hatte sie sich mit diesem Gedankengang endgültig von Marco getrennt? Diese Frage umkreiste Annikas Kopf, und als sie das Gefühl hatte, eine Antwort gefunden zu haben, drehte sie ihren Körper, drückte sich nach oben und kletterte auf Sören, der weiterhin entspannt auf dem Sofa lag.
Sie habe die Entscheidung längst getroffen, sonst wäre sie wohl nicht bereit gewesen, diese Nacht mit Sören zu verbringen, erklärte sie und überzog seinen regungslosen Körper mit einer Vielzahl von Küssen. Sören ließ Annika machen und genoss die Rolle des Inaktiven, der verwöhnt wird.
Doch bald schon war es mit seiner Zurückhaltung vorbei und er umschloss mit seinen Armen ihren Rücken, zog sie zu sich heran und beide gaben sich der erneuten, aufwallenden Lust ihrer Körper hin, solange, bis sie ein zweites Mal erschöpft und schweißgebadet nebeneinander auf der Couch lagen.
Danke, hauchte Annika nach einer langen Weile des Schweigens.
Wofür, fragte Sören, auch wenn er sich sicher war, wofür sie sich bedankte.
Dafür, dass er ihr helfe, das Chaos in ihrem Kopf zu ordnen, erklärte sie. Er wäre ihr Samariter, der ihr in der Not helfe.
So selbstlos sei er gar nicht, denn immerhin habe er zweimal sehr wohl von ihrer anmutigen Schönheit kosten dürfen, erklärte Sören.
Da sich Annika an seinen Körper kuschelte und ihren Kopf auf seine Brust legte, sah sie seinen Ausdruck von Zufriedenheit nicht.
Langsam kraulte Sören Annikas Kopf und massierte sanft die Schläfen, bis er merkte, dass sie kurz vor dem Einschlafen war.
Sie sollten noch ins Bad gehen und sich anziehen, flüsterte er ihr ins Ohr und schaffte es, sie schlaftrunken ins Badezimmer zu führen, auch wenn sie lieber die gesamte Nacht über in dieser Lage auf seiner Brust geschlafen hätte. Doch die Angst, dass sie sich trotz der drückenden Wärme des Ofens erkälten könnten, war Sören zu groß.
Im Badezimmer standen sie zusammen vor dem großen Spiegel, und Annika schaute aus verschlafenen Augen zunächst auf ihr Gesicht und ihre Haare, ehe ihr Blick auf Sören fiel, der sich gerade die Zähne mit ihrer Zahnbürste putzte. Aus irgendeinem Grund verspürte sie eine erneute Lust, auch noch einmal im Badezimmer über ihn herzufallen, doch dann bekam sie sich selbst wieder unter Kontrolle.
18
Die Klamotten im Dunkel des Zimmers wiederzufinden, war gar nicht so einfach. Doch Annika wollte kein Licht anmachen, sondern sich nur mit dem wenigen Licht des Kamins zurechtfinden. Sie genoss die Abwesenheit des Lichtes und des Lärms, der sonst um sie herum war.
Sie fand ihren Slip und ihr Top, zog beides über und kuschelte sich in eine Decke. Es wirkte, als hätte sie einen überlangen Mantel um die Schultern, als Sören aus dem Bad trat und Annika am Fenster stehen sah.
Es habe aufgehört zu regnen, erklärte sie.
Es sei nicht ungewöhnlich, dass es hier im Norden heftig regne, um dann genauso schnell wieder
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