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Ein endloser Albtraum (German Edition)

Ein endloser Albtraum (German Edition)

Titel: Ein endloser Albtraum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Marsden
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hatte sie genossen, obwohl mich die Macht dessen, was wir getan hatten und was wir tun konnten, beinahe erschreckte. Das Einzige, was Homer ausgelassen hatte, war die Art, wie er geweint hatte, als er sah, dass wir in Sicherheit waren. Da sah ich seine Sanftheit, die er als kleiner Junge gehabt hatte und von der manche Leute wahrscheinlich glaubten, dass er sie als Teenager verloren hatte.
    Wir zogen uns an einen schattigen Platz zwischen den Felsen zurück. Lee übernahm die erste Wache. Ich wollte mich zu ihm setzen, ihm Gesellschaft leisten, aber plötzlich überfiel mich eine solche Erschöpfung, dass meine Knie nachgaben. Ich kroch in eine kühle Spalte zwischen ein paar Felsen und machte es mir mit einem gestohlenen Kissen bequem. Ich fiel in einen so tiefen Schlaf, dass es beinahe Bewusstlosigkeit war. Lee erzählte mir später, dass er versucht hatte mich aufzuwecken, damit ich Wache stand, aber es gelang ihm nicht, also übernahm er auch meine Schicht. Ich wachte erst um vier Uhr nachmittags auf.
    Es war beinahe dunkel, als wir allmählich wieder zum Leben erwachten und etwas Energie zeigten. Das Einzige, was uns auf die Beine brachte, war der Wunsch, nach Hause zu fahren, die anderen vier wiederzusehen. Wir hielten es für ungefährlich, die Motorräder zu verwenden – wir legten uns eine Route zurecht, die uns zu meinem Haus brachte, wo wir den Landrover zurückgelassen hatten. Wir befolgten einen komplizierten Fahrplan, der uns vor unwillkommenen Patrouillen schützen sollte.
    Wenn ich an diese Fahrt zurückdenke, kommt es mir komisch vor, dass wir keine Vorahnungen hatten. Wahrscheinlich waren wir alle zu müde und wir hatten das Gefühl, dass das Schlimmste vorüber war, dass wir unsere Arbeit getan hatten und jetzt Ruhe verdienten. Man wird dazu erzogen zu glauben, das Leben solle so sein.
    Wir brachen also gegen zehn Uhr abends auf. Wir waren vorsichtig, wir reisten langsam, wir waren so leise wie möglich. Es war gegen Mitternacht, als wir meine vertraute Auffahrt hinauf- und am Haus vorbeifuhren, weil wir direkt zur Garage wollten. Der Landrover war im Busch versteckt, aber ich brauchte noch Werkzeug aus dem Schuppen. Ich schaltete das Motorrad ab, stellte es auf den Ständer und bog um die Ecke in den großen Maschinenschuppen.
    Was ich dort sah, ähnelte den Weinachtskrippen in der Kirche mit Josef, Maria, den Hirten und allem Übrigen, das dort auf seinen Plätzen stand, naturgetreu, lebenswahr, aber erstarrt. Das Bild in unserem Schuppen wurde von einer düsteren Taschenlampe beleuchtet, deren Batterien dabei waren den Geist aufzugeben. Kevin saß auf dem Boden und lehnte sich an eine alte Wollpresse, die an der Wand stand. Neben ihm hockte Robyn und hatte ihm eine Hand auf die Schulter gelegt. Chris stand an Kevins anderer Seite und blickte auf Corrie hinunter. Corrie lag quer über Kevins Schoß. Ihre Augen waren geschlossen, ihr Kopf war zurückgesunken und in ihrem Gesicht war keine Farbe. Als ich dort stehen blieb, wandten mir Kevin, Chris und Robyn ihre Gesichter zu, doch Corrie öffnete die Augen noch immer nicht. Ich konnte mich nicht bewegen. Es war, als hätte ich mich ebenfalls in das Bild gestellt.
    Dann sagte Kevin: »Sie wurde angeschossen, Ellie.«
    Seine Stimme brach den Bann. Ich lief hin und kniete neben Corrie nieder. Ich hörte die Ausrufe von Homer und den anderen, als sie in den Schuppen kamen, aber ich hatte nur Augen für Corrie. Aus ihrem Mund kam ein wenig Blut, winzige helle Blasen aus rosa Blut.
    »Wo wurde sie getroffen?«, fragte ich.
    »In den Rücken«, antwortete Chris. Er wirkte beinahe unnatürlich ruhig. Robyn schluchzte geräuschlos. Kevin zitterte.
    »Was werden wir tun?«, fragte Fi und kam näher. Ich blickte zu ihr auf. Ihre großen Augen schienen ihr Gesicht mit Schock und Entsetzen zu füllen.
    »Wir müssen sie in die Stadt bringen«, sagte Homer. »Wir wissen, dass das Krankenhaus noch immer in Betrieb ist. Wir müssen ihnen vertrauen, dass sie sich um Corrie kümmern. Wir haben keine andere Wahl.«
    Er hatte Recht. Es gab keine.
    »Ich hole den Landrover«, sagte ich und stand auf.
    »Nein«, sagte Homer rasch. »Der Mercedes ist noch da. Er ist näher und die Fahrt wird ruhiger sein.«
    Ich lief hinaus und holte ihn. Ich fuhr im Rückwärtsgang in den Schuppen und sprang hinaus, um ihnen zu helfen, als sie Corrie hineinlegten. Aber dafür brauchten sie mich nicht; sie legten Corrie vorsichtig und langsam auf den Rücksitz. Dann packten wir den

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