Ein endloser Albtraum (German Edition)
Fußraum mit Jutesäcken voll und stopften rings um sie Kissen, so dass sie weder rollen noch sich bewegen konnte. Ich würgte an meinem Schluchzen, während ich zusah, wie ihre Brust sich mit jedem gurgelnden Atemzug langsam hob und senkte. Das war meine geliebte Corrie, meine Freundin seit immer. Wenn Homer mein Bruder ist, dann ist Corrie meine Schwester. Ihr Gesicht sah so ruhig aus, aber ich spürte, dass in ihrem Körper ein schrecklicher Krieg ausgetragen wurde, ein Kampf auf Leben und Tod. Ich richtete mich auf und wandte mich zu den anderen. Homer sprach.
»Das wird jetzt grausam klingen«, sagte er, »aber wir können nur eines tun: Sie zum Tor des Krankenhauses bringen, den Wagen mit Corrie darin verlassen, klingeln und davonrennen, als wäre der Teufel hinter uns her. Wir müssen versuchen vernünftig darüber zu denken. Sieben Leute sind besser als sechs. Wenn wir nicht nur Corrie, sondern noch jemanden verlieren, schwächt uns das sehr. Ganz zu schweigen von den unangenehmen Fragen, denen sich diese Person stellen müsste.«
Kevin stand auf. »Nein«, sagte er. »Nein. Es ist mir völlig egal, was vernünftig und was logisch ist. Corrie ist meine Freundin und ich werde sie nicht einfach abladen. Nur Ellie und ich können Auto fahren, und wenn es dir nichts ausmacht, Ellie, möchte ich fahren.«
Ich sagte nichts, bewegte mich nicht. Ich konnte nicht.
Kevin ging zum Fahrersitz und stieg ein. Fi beugte sich durchs Fenster und küsste ihn. Er hielt kurz ihren Arm fest und ließ ihn dann los.
»Viel Glück, Kevin«, sagte Lee.
»Ja«, wiederholte Homer, während der Wagen langsam reversierte. »Viel Glück, Kevin.«
Chris streichelte die Kühlerhaube. Robyn weinte so sehr, dass sie nicht sprechen konnte. Ich lief vorn um den Wagen herum, beugte mich zu Kevins Fenster und ging mit dem noch immer reversierenden Wagen rückwärts.
»Kevin«, sagte ich. »Sag Corrie, dass ich sie liebe.«
»Tu ich bestimmt«, antwortete er.
»Und dich auch, Kevin.«
»Danke, Ellie.«
Der Wagen war im Freien und wendete. Kevin legte den ersten Gang ein, schaltete die Scheinwerfer ein und fuhr davon. Ich sah an seinem konzentrierten Gesicht, wie sehr er sich bemühte die Unebenheiten in der Auffahrt zu vermeiden. Ich wusste, dass Corrie in guten Händen war, und verstand auch die Scheinwerfer. Ich sah ihm nach, bis die roten Rücklichter in der Ferne verschwunden waren.
»Gehen wir nach Hause«, sagte Homer, »in die Hölle.«
Epilog
Es ist schwierig herauszufinden, wo eine Geschichte beginnt – ich glaube mich daran zu erinnern, dass ich das am Anfang dieser Geschichte gesagt habe. Und es ist auch schwierig herauszufinden, wo sie endet. Unsere Geschichte ist noch nicht zu Ende. Wir haben uns seit einer Woche hier verkrochen, seit Kevin mit Corrie auf dem Rücksitz weggefahren ist. Ich habe die ganze Zeit hektisch geschrieben, aber die anderen waren oft auf dem Tailors Stitch und haben sich umgesehen. Bis jetzt sind noch keine Patrouillen aufgetaucht, deshalb nehmen wir an, dass Kevin sie mit einer Geschichte über sein und Corries bisheriges Versteck täuschen konnte. Das Camping-Zeug liegt noch immer unter der Masonic Hall; er hat sich vielleicht daran erinnert und Gebrauch davon gemacht.
Wir sprechen nicht über die anderen Möglichkeiten, zum Beispiel, dass Kevin nicht einmal bis zum Krankenhaus gekommen ist. Wir wissen einfach nicht, was geschehen ist, aber ich bete täglich ein Dutzend Mal inbrünstig für sie. Wenn ich eine Stunde lang nicht an sie denke, fühle ich mich schuldig.
Ich bin froh, dass ich den Bericht auf den neuesten Stand gebracht habe. Wahrscheinlich werde ich ihn jetzt den anderen zeigen müssen. Hoffentlich gefällt er ihnen. Es ist eine große Sache, Aufzeichnungen zu hinterlassen, nicht vergessen zu werden. Ich denke immer wieder an die Kassette des Einsiedlers. Ohne sie hätten wir nichts über ihn gewusst, abgesehen von den Gerüchten, die uns so wenig erzählten.
Ich weiß nicht, wie lange wir hier sein werden. Vielleicht genauso lange wie der Einsiedler. Wir haben die Hühner, wir haben Gemüse angebaut und wir hoffen noch immer Frettchen und Netze zu bekommen. Kevin und Corrie waren in jener Nacht zu Kevins Onkel gegangen, um ein paar Frettchen zu holen. Sie sahen die Soldaten, die auf sie schossen, nicht einmal. Plötzlich flogen Kugeln und Corrie wurde getroffen. Kevin rannte zurück, hob sie hoch und trug sie bis zu meinem Haus.
Treue, Mut, Güte. Ich frage mich, ob sie
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