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Ein endloser Albtraum (German Edition)

Ein endloser Albtraum (German Edition)

Titel: Ein endloser Albtraum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Marsden
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der abgedeckten Ladefläche des Armeefahrzeugs. Die Soldaten sahen unbeteiligt zu. Obwohl sie Gewehre dabeihatten, machten sie sich nicht die Mühe, sie abzunehmen. Sie wirkten entspannt und ziemlich gelassen. Die anderen waren offensichtlich Gefangene, insgesamt zehn, fünf Männer und fünf Frauen. Ich kannte keinen von ihnen, dachte aber, dass eine der Frauen Corries Mutter ähnlich sah.
    Die Gefangenen schienen zu wissen, was zu tun war. Sie brauchten keine Anweisungen. Einige holten sich Säcke von der Tragfläche des kleineren Lastwagens und machten sich auf den Weg zu den Obstbäumen. Ein paar gingen in das Haus hinein und zwei in den Geräteschuppen. Jede Gruppe wurde von einem Soldaten begleitet; der vierte Soldat blieb bei den Fahrzeugen und zündete sich eine Zigarette an.
    Ich drehte mich zu Homer um und sagte: »Was meinst du?«
    »Das ist ein Arbeitstrupp.«
    »Ja. Gute Gelegenheit, ein paar Neuigkeiten zu erfahren.«
    »Warten wir erst mal ab.«
    »Zeit für Erkundungsgänge, finde ich. Eine von ihnen sieht aus wie Corries Mum.«
    »Ich glaube nicht, dass sie es ist«, sagte Fi. »Es sind nur dieselben grauen Haare. Ansonsten ist sie zu dünn. Und zu alt.«
    Wir wandten uns wieder unseren Löchern und Rissen zu und beobachteten. Die Leute im Obstgarten konnte ich hin und wieder sehen, aber die anderen in den Gebäuden blieben unsichtbar. Nach zehn Minuten kam der Soldat, der in den Geräteschuppen mitgegangen war, wieder heraus und gesellte sich zu seinem Kumpel bei den Lastwagen. Er bemühte sich offenbar, eine Zigarette zu schnorren. Das dauerte ein paar Minuten, aber schließlich holte der andere eine Packung aus seiner Tasche und reichte sie ihm.
    Daraufhin kletterten beide in das Fahrerhaus des größeren Lastwagens und legten dort eine Rauchpause ein.
    »Wir hauen hier besser ab«, sagte Robyn. »Wir sind bewaffnet. Wir wollen nicht noch mehr Schwierigkeiten.«
    »In Ordnung«, erwiderte Homer. »Zuerst müssen wir unsere Spuren verwischen. Wir können durch den Hinterausgang raus und durch die Bäume verschwinden.«
    »Ihr tut das«, sagte ich. »Ich gehe runter zum Geräteschuppen.«
    Die anderen sahen mich skeptisch an.
    »Ich finde nicht ...«, setzte Robyn an.
    »Es ist eine gute Gelegenheit«, unterbrach ich sie sofort. »Wir haben seit Wochen nichts mehr gehört. Ich will wissen, wie es Corrie geht. Und unseren Familien. Robyn, kannst du meine Sachen mitnehmen?«
    Sie nickte widerstrebend.
    »Ich komme mit«, sagte Lee.
    Die Versuchung war groß, denn ich hätte mich sicherer gefühlt. Aber ich wusste, dass es nicht klappen würde.
    »Danke, aber zwei ist einer zu viel.«
    Lee zögerte, aber ich hatte keine Lust, mich mit ihm zu streiten. Ich wollte etwas tun, mir selbst beweisen, dass ich noch Mut hatte, dass ich in der entsetzlichen Nacht im Holloway Valley nicht zum Angsthasen geworden war. Dazu kam, dass ich durch den wochenlangen Regen unruhig geworden war. Das letzte Mal, als ich unabhängig und stark sein wollte, verlor ich meine Fingerkuppen. Ich war so weit, ich wollte es wieder versuchen, es besser machen, meine Selbstachtung wiederfinden. Vielleicht auch ein wenig die Achtung der anderen.
    Sie hatten begonnen ihre Sachen aufzusammeln und bewegten sich dabei rasch und lautlos. Ich verließ die Hütte durch ein Seitenfenster und begab mich sofort in den Schutz der Eukalyptusbäume entlang der Schafkoppeln. Den Hang hinunter verlief ein Baumgürtel und ich blieb im Schatten der Bäume, bis zwischen mir und den Lastwagen nur noch der Geräteschuppen lag. Während ich mich vorsichtig dem Schuppen näherte, benutzte ich ihn als Deckung. Mein Problem war, dass der einzige Eingang zum Schuppen auf seiner östlichen Seite lag, die ganze Wand einnahm und dadurch vollkommen offen war. Ich musste unter den Bäumen hervorkommen und seitlich am Schuppen entlangkriechen, um den einzigen noch verbleibenden Schutz, einen Wassertank an der Ecke, zu erreichen.
    Das letzte Stück bis zum Tank waren meine Nerven auf das Äußerste angespannt; mein Herz pochte wie verrückt und meine Brust führte ein Eigenleben, als atmete ich durch Dudelsackpfeifen. Ich ballte die Fäuste und brüllte mich innerlich an, mich zusammenzureißen und zu beruhigen, denn der schwierigste Teil stand mir noch bevor. Ich ging zu Boden und kroch unter das Tankgestell. Dann, Millimeter für Millimeter und mit quälender Langsamkeit, streckte ich den Kopf raus und warf einen Blick um die Ecke. Ich sollte hinzufügen, dass das

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