Ein endloser Albtraum (German Edition)
wach?«
Wie ein aufgeschrecktes Opossum, das sein Baumloch verlässt, streckte ich meinen Kopf unter der Decke hervor. Ich muss auch wie ein Opossum ausgesehen haben, denn meine Augen waren weit aufgerissen und meine Haare ganz zerzaust.
Es war Lee.
»Du siehst wieder wie eine Raupe aus.«
»Nicht wie ein Opossum?«
»Ja, so auch. Kann ich zu dir ins Bett kommen?«
Er stand in eine Decke gehüllt und vor Kälte zitternd vor mir und sah mich mit einem flehenden Blick aus seinen braunen Augen an. Ich spürte eine leise warme Erregung, bemühte mich aber, sie nicht zu zeigen.
»Nein!«, sagte ich. »Ich habe nur eine Decke an.«
»Das habe ich gehofft. Ich habe auch nicht mehr an.«
»Lee!«
»Darf ich?«
»Nein. Na gut, du kannst dich zu mir legen, mehr aber nicht. Und glaub ja nicht«, fügte ich hinzu, als er mit einem Satz bei mir war, »dass ich mich überreden lasse.«
»Nicht einmal bei meinem Charme und meiner Persönlichkeit ...?«
»Ja, ja, kennen wir alles.«
Er lag neben mir, stützte seinen Kopf auf den rechten Arm und sah mich nachdenklich an. Auf seinem Gesicht lag der Anflug eines Lächelns.
»Woran denkst du?«, fragte er auf einmal.
»Oh.« Er hatte mich mit seiner Frage überrumpelt. Ich fand es so unglaublich aufregend, ihm so nahe zu sein, dass mir unter der Decke heiß geworden war. »Darauf will ich lieber nicht antworten.«
»Komm schon.«
»Na gut, aber ich sag dir nicht alles. Ich habe mich gefragt, warum du lächelst.«
Erstaunlicherweise sagte er eine Weile gar nichts. Er hatte aufgehört zu lächeln und machte ein sehr ernstes Gesicht, fast so, als wäre er in der Kirche.
»Konntest du nicht schlafen?«, fragte ich ihn.
»Nein. Neuerdings schlafe ich nicht gut. Seit der Nacht bei den Klippen nicht mehr.«
Ich erschrak. »Themenwechsel.«
Sein Gesicht kam plötzlich näher und er küsste mich. Der Kuss kam unerwartet und heftig und ich erwiderte ihn, vielleicht sogar noch heftiger. Ich wusste nicht, wo es hinführen würde oder wo ich wollte, dass es hinführte. Mit der Zeit veränderten sich seine Küsse, die eben noch wild und leidenschaftlich gewesen waren, und wurden nun sanft und verspielt. Er berührte zart meine Lippen, küsste sie an immer wieder anderen Stellen. Ich fand das aufregend. Wir machten eine Weile so weiter, dann legte ich meinen Kopf an seine Schulter. Seine Decke war ein wenig verrutscht, aber ich sorgte dafür, dass meine an Ort und Stelle blieb. Unter seinem Schlüsselbein war eine kleine Vertiefung, die sich wie Samt anfühlte; seine Haut war warm und voller Leben. Ich streichelte die Stelle mit meinen Lippen, knabberte an ihr herum, murmelte alles Mögliche dabei und ließ meine Hand über seinen Oberarm wandern. Dann spürte ich einen leisen Puls unter der Haut und konzentrierte meine Küsse darauf. Ich glaubte ihn summen zu hören, konnte aber nicht mehr unterscheiden, ob er es war, der summte, oder seine Haut. Er spielte mit meinem Haar und meinem Nacken und streichelte mich mit verblüffender Zuversicht. Seine schmalen langen Finger klaubten mein Haar auseinander, entfernten ein paar Knoten und ließen einzelne Strähnen über seine Hände streichen.
»Du hast schönes Haar«, sagte er schließlich.
»Es ist so fettig«, klagte ich.
»Ich mag das. Es ist natürlich. Und sexy.«
»Zu freundlich«, lachte ich.
Er muss das als eine Art Aufforderung verstanden haben, denn nun bewegte er erstmals seine Hände unter meine Decke und fuhr mit den Fingern die Umrisse meiner Schulterblätter nach. ›Oh, Hilfe‹, dachte ich, ›was mach ich nur?‹ Mein Dad hatte immer gesagt, irgendwann müsse man den ersten Schritt wagen, und ich befürchtete, das hier war so ein Moment. Ich wollte nicht aufhören, aber dann dachte ich, es wäre vielleicht doch besser und dass ich es vielleicht bereuen würde, wenn ich ihn weitermachen ließe. Andererseits fühlte es sich so gut an. Woher zum Teufel wusste er, was ich mochte? Ich fragte mich, ob ich bei ihm eine ähnliche Wirkung auslösen würde, und tastete mit meinen Fingern versuchsweise seine Rippen ab. Seine Haut schien unter meiner Berührung zu erschauern, was wiederum meine eigene Erregung steigerte. Ich richtete mich ein wenig auf und berührte seine linke Brustwarze. Steve hatte mir beigebracht, dass die Nippel eines Jungen genauso sensibel sind wie die eines Mädchens. Im Vergleich zu Steve waren die von Lee aber anders. Steves Nippel waren blass und breit gewesen, ein bisschen wie Spiegeleier.
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