Ein endloser Albtraum (German Edition)
nackte Haut seines Körpers zu spüren war das unbeschreiblichste Gefühl meines ganzen Lebens. Ich dachte, ich wäre bereits vorhin vor Erregung glühend heiß gewesen, doch jetzt schien mein Körper Funken zu sprühen. Der Gang ins Bad hatte Lee beruhigt und abgekühlt, doch als ich die Arme um ihn schlang und mich an ihn drängte, um ihn zu wärmen, spürte ich sofort, wie er reagierte.
»Mach es drauf«, sagte ich schließlich mit einem Nicken auf seine geballte Faust.
Er öffnete eines der Päckchen und setzte sich auf; sein Blick war nach unten gerichtet, um zu sehen, was er tat. Ich sah ihm neugierig zu.
»He, schauen gilt nicht«, rief er aus. Er wurde rot und versuchte mir mit seinem Arm die Sicht zu verstellen.
»Weißt du, dass du zum Fressen süß bist, wenn du schüchtern bist?«
Als er so weit war, zog ich ihn wieder zu mir herunter und knabberte noch eine Weile an seinem Ohrläppchen herum, bevor ich meine Beine um ihn schlang. Danach lief alles ganz gut; nicht toll, aber okay. Lee war zuerst ein wenig ungeschickt, aus Nervosität wahrscheinlich, wodurch ich ebenfalls ein bisschen nervös wurde, was auch nicht gerade half. Ich wollte die Wahnsinnsgeliebte sein, die perfekte Partnerin, und ich machte mir Sorgen, dass ich es nicht war. Als er schließlich ganz in mir war, konnte er sich nicht mehr zurückhalten und danach war er nicht mehr so leidenschaftlich; er wollte bloß noch daliegen und mich in den Armen halten.
Er musste sich aber noch ein wenig mehr einfallen lassen, bis ich auch genug hatte. Danach konnte ich nicht sagen, was in mir vorging oder wie ich mich fühlte. Es waren mehrere Dinge gleichzeitig. Ich war froh es endlich getan zu haben, und das ohne gröbere Katastrophen, zugleich tat es mir leid, dass es nicht besser gelaufen war, und schließlich fragte ich mich, ob ich von nun an ein anderer Mensch sein würde. Aber das Kuscheln genoss ich sehr. Wir lagen ungefähr eine halbe Stunde lang eng aneinandergeschmiegt und mit geschlossenen Augen da, streichelten einander mit langsamen, faulen Bewegungen und dösten vor uns hin.
Schließlich unterbrach uns ein leises Pochen an der Tür und Homers Flüstern: »Ellie, du bist mit der Wache dran.«
»In Ordnung, ich komme gleich.«
Ich wartete noch ein paar Minuten, dann schlüpfte ich unter Lee hervor. Ich hüllte mich in eine Decke und wollte nach unten gehen und mir trockene Sachen aus meinem Bündel holen, bevor ich Homer ablöste. Als ich jedoch an der Tür war, traf mich die Erkenntnis wie der Blitz: Homer hatte angeklopft und durch die verschlossene Tür zu mir gesprochen. Das hatte er noch nie getan. Er trampelte sonst immer herein und weckte mich, indem er mich schüttelte. Wir kannten uns schon so lange, dass wir uns um höfliche Umgangsformen nicht kümmerten. Ich drehte mich um und sah Lee an.
»Lee«, sagte ich. »Warum hat Homer angeklopft?«
»Ha?«, murmelte er im Halbschlaf.
»Warum hat Homer angeklopft? Warum ist er nicht wie sonst einfach hereingeplatzt?«
Auf einmal war er wach. Er sah mich schuldbewusst an.
»Du Mistkerl«, fuhr ich ihn an.
»Ich konnte die Kondome nicht finden«, sagte er. »Ich musste ihn fragen.«
Ich riss die Tür auf und stürmte hinaus, versaute aber noch meinen Abgang, weil ich über die Decke stolperte. Ich war außer mir. Ich wollte nicht, dass Homer Bescheid wusste. Wusste es erst Homer, dann wussten es alle. Meine Wut darüber, dass Lee es ihm gesagt hatte, hatte aber auch eine gute Seite: Sie sorgte dafür, dass ich hellwach blieb. In Gedanken führte ich die ganze Zeit Gespräche mit Lee, in denen ich ihm meine Meinung sagte. So gesehen kann Wut auch nützlich sein.
Fünfzehntes Kapitel
Schließlich beruhigte ich mich wieder. Natürlich wäre es mir lieber gewesen, Lee hätte Homer nichts gesagt, aber ich sah ein, dass er keine andere Wahl gehabt hatte. Ich genoss es aber auch, wie er beschämt und schuldbewusst durch die Gegend schlich, und beschloss ihn noch eine Weile leiden zu lassen. Er hatte es verdient.
Alles in allem fühlte ich mich gut. Manchmal tat es noch ein bisschen weh, wenn ich eine falsche Bewegung machte, aber insgesamt ging es mir gut. Ich beobachtete mich den ganzen nächsten Tag, suchte nach Zeichen, dass ich mich verändert hatte, ein anderer, neuer Mensch geworden war. Anscheinend war aber doch kein Wunder geschehen. Auf der einen Seite war ich erleichtert, auf der anderen tat es mir auch irgendwie leid, dass ich nie wieder eine Jungfrau sein würde. Es
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