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Ein endloser Albtraum (German Edition)

Ein endloser Albtraum (German Edition)

Titel: Ein endloser Albtraum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Marsden
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ein. Vielleicht befürchteten wir auch, den Teufel an die Wand zu malen und dass es tatsächlich eintreten würde, wenn wir es aussprachen. Über die Macht der Worte hatte ich bereits eine Menge gelernt.
    »Was sollen wir tun?«, fragte Lee schließlich. »Hier können wir nicht bleiben.«
    »Doch, können wir schon«, erwiderte Fi.
    »Ich glaube nicht, dass es hier sicher ist«, sagte Homer. »Diese Kolonisten sind nur ein Stück die Straße rauf. Wir wissen nicht, wie weit sie schon gekommen sind. Sie könnten morgen hier sein.«
    »Es ist schon so spät«, sagte Fi. »Und ich bin hundemüde. Außerdem ist mir kalt. Ich hab die Schnauze voll.« Mit diesen Worten verschränkte sie die Arme auf dem Tisch und legte ihren Kopf darauf.
    Lee strich ihr mitfühlend über das Haar; wir anderen waren für eine Reaktion zu müde.
    »Wir können noch ein paar Stunden hierbleiben«, lenkte Homer ein. »Aber spätestens bis zum Morgengrauen müssen wir abhauen. Mir wäre es lieber, später gut zu schlafen, als jetzt ein paar Stunden schlecht zu schlafen.«
    Niemand sprach. Wir alle schauten Fi an, in der Hoffnung, dass sie nachgab.
    »Na gut, in Ordnung«, sagte sie endlich, schüttelte Lees Hand ab und stand auf. »Und wohin gehen wir?«
    »Nach Wirrawee«, antwortete Homer rasch. »Wir waren schon ewig nicht mehr dort. Ich finde, wir sollten uns ein wenig umsehen und herausfinden, was los ist und ob wir irgendwas unternehmen können. Wenn wir jetzt losgehen, sind wir vor Sonnenaufgang dort.«
    Für Diskussionen waren wir zu müde. Außerdem hatte keiner eine bessere Idee. Mir war es recht, nach Wirrawee zu gehen. Ich wollte der Zivilisation möglichst nahe sein und war froh den Gedanken an ein Wiedersehen mit der Hölle noch eine Weile hinausschieben zu können.
    Zehn Minuten nachdem wir das Haus von Chris verlassen hatten, begann es zu regnen. Das Klügste wäre gewesen, umzukehren und uns in einem trockenen Schuppen zu verstecken, aber wir brachten nicht einmal mehr für einen Vorschlag die Energie auf. Der Gedanke, noch eine Entscheidung treffen zu müssen, war allen unerträglich. Also stapften wir schweigend weiter und wurden von Minute zu Minute durchnässter. Da es stockfinster war, konnten wir auf der Straße bleiben, ohne befürchten zu müssen entdeckt zu werden. Ich kann mich nicht erinnern, dass während des gesamten Marsches ein einziges Wort gesprochen wurde.
    Wir erreichten Wirrawee und das Haus der Musiklehrerin bei Tagesanbruch. Das graue Licht im Osten war kaum heller als die Dunkelheit der Nacht. Wir standen zu viert im Garten, verbargen uns zitternd vor Kälte und bis auf die Knochen durchnässt hinter den Bäumen, während Homer ins Haus schlich, um zu sehen, ob es leer war. Ich fragte mich, wo er die Energie hernahm. Er schien mehr davon zu haben als ich, mehr als jeder von uns. Endlich gab er uns das Signal, dass alles in Ordnung war. Wir trotteten der Reihe nach hinein, machten uns auf die Suche nach Handtüchern und Decken und zogen uns im Bad im ersten Stock die nassen Klamotten aus. Homer bot sich freiwillig für die erste Wache an und stieß auf keine Widerrede. Robyn und Fi krochen gemeinsam in ein Bett, ich fand ein eigenes Bett in einem anderen Zimmer und Lee verschwand im letzten Zimmer am Ende des Flurs. Ich hoffte bloß, dass das Haus nicht durchsucht würde, solange wir splitternackt waren, aber nichts deutete darauf hin, dass seit unserem letzten Besuch jemand hier gewesen war.
    Als ich endlich im Bett lag, ging es mir wie so oft, wenn ich eine ganze Nacht auf war und nur noch schlafen wollte: Ich konnte kein Auge zutun. Im Gegenteil, ich war hellwach. Die raue Wolldecke kratzte angenehm auf meiner Haut; es war ein grobes, ein primitives Gefühl. Es dauerte noch eine Weile, bis mir warm wurde; ich zog meine Beine an, drückte sie eng aneinander und wickelte mich in die Decke, bis nichts, nicht einmal mein Kopf mehr herausragte. Ich verschränkte die Arme und klemmte meine Hände in die Achselhöhlen. Als mein Kreislauf wieder in Bewegung geriet, spürte ich am ganzen Körper ein sanftes Prickeln. Schließlich waren nur noch meine Füße kalt. Ich legte den rechten auf den linken und rieb sie aneinander. Das Gefühl von Wärme und Geborgenheit, nach dem ich mich so gesehnt hatte, reichte schließlich bis in die Zehenspitzen und endlich konnte ich mich entspannen. Ich streckte mich aus und genoss dieses Gefühl wie einen unbeschreiblichen Luxus. Dann hörte ich ein Flüstern.
    »Bist du

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