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Ein endloser Albtraum (German Edition)

Ein endloser Albtraum (German Edition)

Titel: Ein endloser Albtraum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Marsden
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war einer dieser Schritte: Sobald man ihn macht, gibt es kein Zurück.
    Etwas, womit ich nicht gerechnet hatte, war dieses starke Lebensgefühl. Ich spürte es den ganzen Tag hindurch. Es war seltsam, aber schön. Ich nehme an, es war eine Reaktion auf die vielen Toten und die Zerstörung, die nun schon so lange Teil unseres Lebens waren. Nun hatte ich etwas Positives getan, etwas, das voll Liebe war und nicht zerstörerisch. Für mich bedeutete das eine große Veränderung. Ich weiß, Babys sind lästig und sie zu bekommen soll auf einer Schmerzskala von eins bis zehn bei elf rangieren, trotzdem gönnte ich mir einen kleinen Wachtraum und stellte mir vor, wie es wohl wäre, ein paar zu bekommen – in fünfzig Jahren oder so.
    Etwas sagte mir, dass Menschen wie wir dafür sorgen mussten, dass das Leben weiterging.
    Trotzdem würde der Moment kommen, in dem ich wieder kaltblütig und zerstörerisch handeln würde.
    In der Nacht darauf streunten Fi und ich durch die Straßen von Wirrawee. Wir waren unterwegs zu ihrem Haus. Sie wollte es besuchen, ein paar Dinge holen und sehen, welche Gefühle ein Wiedersehen mit den leeren Zimmern bei ihr auslöste. Fis Eltern waren Juristen, hatten Geld wie Heu und lebten in einem großen alten Haus in einer Straße mit lauter großen alten Häusern oben auf dem Hügel, im besten Viertel von Wirrawee. Wir hatten es nicht eilig. Wir müssen in Stimmung gewesen sein, uns in Gefahr zu begeben, denn es war viel zu früh, um im Freien zu sein. Aber unsere Lust auf frische Luft war stärker gewesen als unsere Vorsicht. Es hatte den ganzen Tag geregnet und die Straßen glänzten vor Nässe, doch als wir das Haus der Musiklehrerin verließen, hatte der Regen aufgehört. Die Wolken hingen tief, wodurch die Temperatur nicht so rasch fiel wie sonst. Wir vermieden die Straßen und legten mehrere Häuserblocks durch die Gärten zurück. Als wir beim Jubilee Park ankamen, versteckten wir uns im Musikpavillon, blickten auf den ungemähten Rasen und die mit Unkraut überwucherten Blumenbeete und unterhielten uns. Es war nicht zu übersehen, dass Fi wusste, was zwischen mir und Lee passiert war.
    »Woher weißt du es?«
    »Homer hat es mir erzählt.«
    »Na, bestens! Ich war so sauer, dass Lee es ihm gesagt hat. Na, egal. Ich dachte, du und Homer führt dieser Tage nicht gerade die intimsten Gespräche.«
    »Hmm. So wie früher ist es nicht. Aber wir verstehen uns ganz gut. Ich glaube nicht, dass er Lust auf eine richtige Zweierbeziehung hat.«
    »Mir kommt vor, als hätte ich seit Ewigkeiten nicht mehr richtig mit ihm geredet. Die meiste Zeit rede ich mit Lee oder mit dir.«
    »Heute Morgen muss die Unterhaltung mit Lee ja sehr gelungen gewesen sein.«
    »Lässt du mich jetzt in Ruhe? Es ist einfach passiert, in Ordnung? Du nervst mich.«
    »Hört sich an, als hätte Lee dich genervt.«
    »Oh, entschuldige.«
    »War es schön?«
    »Hmmm, nicht schlecht. Zum Teil war es völlig irre. Als es dann dazu kam, du weißt schon, war es ein bisschen komisch. Das nächste Mal wird sicher besser.«
    »Es wird also ein nächstes Mal geben?«
    »Was weiß ich! Na ja, sicher wird es noch einmal passieren. Irgendwann. Das heißt aber nicht, dass ich es jede Nacht tun werde.«
    »Hat es wehgetan?«
    »Ein bisschen. Aber nicht arg.«
    »Ich stelle es mir so unappetitlich vor.« Fi wäre es am liebsten gewesen, das Leben spielte wie in den Hochglanzmagazinen. »Hast du stark geblutet?«
    »Aber nein. So darfst du dir das nicht vorstellen. Zuerst hat es schon wehgetan und nervös war ich auch, aber dann hat es sich auch gut angefühlt. Bei Lee ist es ziemlich schnell gegangen. Trotzdem glaube ich, dass es für den Mann besser ist, das erste Mal wenigstens.«
    »Bist du sicher, dass es sein erstes Mal war?«
    »Ja. Er hat nicht wirklich Bescheid gewusst.«
    »Ist er ...« Fi prustete los, was schwierig genug war, da wir uns flüsternd unterhalten mussten und um uns nur Stille und Dunkelheit war. »Ist er ... wie groß ist er denn?«
    »Ich wusste, dass du das fragen würdest! Das Maßband hatte ich nicht dabei, wenn du es genau wissen willst.«
    »Ja, ja, aber ...«
    »Groß genug, das kannst du mir glauben. Ich kenn ja den Durchschnitt nicht, aber ich denke, dem hält er stand.«
    Jetzt kicherten wir beide los.
    Um zehn Uhr gingen wir los und stiegen den Hügel zur Turner Street hinauf. Wir bemerkten die Veränderungen erst, als wir bereits an der letzten Ecke angelangt waren.
    Die Straße bestand aus etwa zwölf

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