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Ein endloser Albtraum (German Edition)

Ein endloser Albtraum (German Edition)

Titel: Ein endloser Albtraum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Marsden
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Mercedes – fuhr den ganzen Tag vor und wieder ab. Mindestens sechs verschiedene wichtige Persönlichkeiten – allesamt in Offiziersuniform – benutzten sie. Sie wurden von den Wachposten mit großem Respekt behandelt. Es schien, als wäre ein Haus das Hauptquartier, während zwei andere als Unterkünfte für die hochrangigen Männer und Frauen dienten. Die anderen Häuser, einschließlich Fis, wurden anscheinend nur von den Wachen benutzt.
    Alle Häuser wurden bewacht, aber am stärksten das eine, in dem das Hauptquartier untergebracht war. Die Wache wurde alle vier Stunden abgelöst. Vier Soldaten bewachten das Haupthaus, je zwei die anderen Häuser. Die Soldaten waren eine bunte Mischung: manche von ihnen gewissenhaft und aufmerksam, andere schlampig und nachlässig. »Die meisten sehen nicht so aus, als würden sie Frontdienst leisten«, sagte Robyn. »Sie erinnern mich an diese Patrouillen. Die Jüngsten sehen aus wie vierzehn, die Ältesten dürften so um die fünfzig sein.«
    Fi und ich trafen kurz vor Morgengrauen im Kirchturm ein. Es war eiskalt: Um uns warm zu halten, vertraten wir uns alle halben Stunden im Hauptgebäude der Kirche abwechselnd die Beine. Wir trugen so viele Schichten Kleider, dass wir aussahen wie das Michelin-Männchen. Eine Zeit lang zeigte mir Fi Aerobic-Übungen, aber das erwies sich wegen der vielen Kleider als unmöglich. Bis acht Uhr früh, als die Wache abgelöst wurde, tat sich gar nichts. Fi schrieb »8.00, Wachen« auf einen Zettel.
    »Du solltest 0800 schreiben«, meinte ich. »So macht man das bei der Armee.«
    Wir beobachteten, wie sich die Wachen verteilten: Die einen bezogen ihren Posten vor jedem Haus, während die anderen dahinter verschwanden. Als Nächstes erwachten die Häuser selbst langsam zum Leben. In Fis Nachbarhaus erschien ein Mann in Unterwäsche vor dem Fenster im ersten Stock und blickte auf die Straße. Fi bekam einen Lachanfall, als er zuerst den einen Arm und dann den anderen hob und seine Achselhöhlen mit Deodorant besprühte. Aus einem anderen Haus kam eine Frau im grün-weißen Jogginganzug und lief die Straße hinunter.
    Anscheinend hielten sich die Offiziere an bestimmte Bürostunden, denn um fünf vor neun verließen die Leute die Häuser, als würden sie zur Arbeit gehen. In der Regel trugen sie gewöhnliche Uniformen, doch sechs von ihnen waren eindeutig hohe Tiere. Einen erkannten wir wieder: Es war derselbe, den wir in dem Jaguar gesehen hatten. Sie steuerten alle auf das alte Steinhaus auf halber Höhe der Turner Street zu.
    »Es gehört Doktor Burgess«, bemerkte Fi. »Schönes Haus.«
    Im Laufe des Vormittags wurde das Geschehen auf der Straße so alltäglich, dass ich kaum noch an die Gefahr dachte, in der wir uns befanden. Wir beobachteten einen ganz normalen Arbeitsalltag. Autos kamen und fuhren wieder ab, Leute eilten von einem Haus ins andere und ab und zu, wenn es auf der Straße gerade still war, konnten wir sogar das Läuten eines Telefons hören. Die Mittagspause begann um
    12.30 Uhr. Wieder herrschte zwischen den einzelnen Häusern ein fortwährendes Kommen und Gehen, manche saßen in der schwachen Herbstsonne im Freien und aßen ihren Lunch aus kleinen Plastikbehältern. Aus den Küchen wehten köstliche Gerüche zu uns herüber, machten uns den Mund wässrig und ließen unsere Mägen knurren. Lustlos wandten wir uns unserem eigenen Essen zu: trockene Weizenkekse mit Marmelade, Vegemite oder Honig bestrichen. So schlecht waren sie gar nicht, obwohl sie mir mit Butter oder Margarine besser geschmeckt hätten. Ich sehnte mich nach einer heißen Mahlzeit, nach ein wenig Fleisch, nach Speisen, wie sie die Soldaten zubereiteten.
    Bis 16.35 Uhr passierte nicht viel, doch dann sahen wir etwas, das uns den Atem anhalten ließ. Fi war in der Kirche gewesen und hatte ihre Runden gedreht, während ich die Straße im Auge behielt. Sie war gerade wieder heraufgekommen und lehnte schwer atmend an der Wand neben mir.
    »Ehrlich, Fi, kein Mensch wird dein Fitness-Video kaufen, wenn du nicht besser in Form kommst«, sagte ich und dann: »Ja, was haben wir denn da? Zur Abwechslung mal ein Auto.«
    Fi begab sich zu ihrem Fenster und wir sahen beide hinaus, als das Auto hielt. Es war ein Rangerover, den wir vorher noch nie gesehen hatten. »Das ist der Wagen der Ridgeways«, bemerkte Fi ziemlich empört. Sie klang fast so, als handelte es sich um das bislang schlimmste Verbrechen in diesem Krieg.
    »Geh und verhafte sie«, murmelte ich, ohne das

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