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Ein endloser Albtraum (German Edition)

Ein endloser Albtraum (German Edition)

Titel: Ein endloser Albtraum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Marsden
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anzulegen, und es dauerte alles sehr lange, weil er dafür sorgte, dass sie behutsam mit den Gegenständen umgingen. Nachdem sie die Gemälde aufgeladen hatten, ließ er sie Mittag essen gehen. Dann rührte sich für den Rest des Tages nichts mehr.
    Als Lee und ich von unserer Wache zurückkehrten und wir müde in unserem Haus ankamen, schlug ich den anderen einen Plan vor. Ich hatte den Möbelwagen auf der Spitze des Hügels den ganzen Tag nicht aus den Augen gelassen und er hatte mich auf eine Idee gebracht.
    »Hört mal«, sagte ich. »Was, wenn einer von uns unbemerkt in den Wagen gelangt, die Bremsen löst, den Leerlauf einlegt und wieder herausspringt? Der Lieferwagen steht so, dass er den Hügel hinunterrollen würde. Er würde die ganze Turner Street runterrollen und in das Haus am Ende der Straße donnern. Zu dem Zeitpunkt kämen alle angerannt und wären abgelenkt. Den Moment könnten wir ausnutzen, in die Häuser eindringen und Feuer legen. Jeder von uns kann sich ein Haus vornehmen. Auf diese Weise könnten wir ziemlichen Schaden anrichten. Und sobald es überall brennt, wären sie noch einmal abgelenkt und wir könnten in dem Durcheinander abhauen.«
    Es war eine gewagte Idee, aber inzwischen waren wir so gelangweilt und frustriert, dass uns jede Abwechslung recht war – wir beschlossen es zu versuchen. Unser größter Vorteil würde die Dunkelheit sein, denn sollte sich gleich zu Beginn herausstellen, dass es zu riskant war, könnten wir unverrichteter Dinge wieder abziehen. Brannten die Häuser erst, würde es schwieriger werden.
    Wir machten uns an die Arbeit. Wir rafften zusammen, was wir an Zündstoff finden konnten: Terpentin, Kerosin, Brennspiritus und Feueranzünder und natürlich Streichhölzer. Wir packten unsere Besitztümer und versteckten sie an einer Stelle im Garten, wo wir sie leicht holen konnten. Unser Fluchtplan sah vor, dass wir uns am anderen Ende der Stadt, in der Nähe des Messegeländes beim Haus von Ms Alexander, treffen würden. Als wir zuletzt dort waren, hatte ich in ihrer Garage zwei Autos entdeckt und in beiden steckte noch der Zündschlüssel. Ich nahm an, dass sie immer noch dort waren; sie konnten sich als nützlich erweisen, falls wir gezwungen waren die Stadt möglichst rasch zu verlassen.
    Wir stellten unsere Uhren gleich. Fis Aufgabe war es, den Möbelwagen in Bewegung zu setzen. Wir anderen wählten jeder ein Haus und überlegten uns unsere jeweiligen Routen in die Gärten. Ich entschied mich für Fis Nachbarhaus – das Haus, in dem allem Anschein nach Major Harvey wohnte. Fis Haus ließen wir aus, aber nur weil es nicht zu den vier wichtigsten Häusern gehörte und nur vier von uns den eigentlichen Angriff durchführen konnten. Wir vereinbarten einen Zeitrahmen, der uns nicht allzu sehr unter Druck setzen würde: fast eineinhalb Stunden, um um drei Uhr früh loszuschlagen. Nachdem wir uns noch einmal rasch umarmt hatten, zogen wir los.
    Angst verspürte ich erst, als ich bei Fis Nachbarhaus angekommen war und über den Gartenzaun stieg. Bis dahin war alles viel zu chaotisch und unorganisiert gewesen. Doch jetzt in der Kälte, in der Dunkelheit und in dem Wissen, dass irgendwo zwischen mir und dem Haus ein Soldat Wache hielt, spürte ich, wie die Kälte aus dem Boden in meine Beine kroch und meinen ganzen Körper erfasste. Ich weiß nicht, ob ich aus Angst oder wegen der Kälte so schlotterte; ein paar Minuten versuchte ich vergeblich das Zittern mit meinem Willen zu unterdrücken, wusste aber, dass ich trotzdem weitermachen würde.
    Die Einzäunung – eine alte, ungefähr eineinhalb Meter hohe Ziegelmauer – überwand ich problemlos. Ich landete auf einem Komposthaufen, der in einer Grube beim äußersten Winkel des Zauns angelegt war. Der Besitzer musste ein besonders gewissenhafter Gärtner sein, denn er hatte mehrere Gruben mit jeweils eigenen Erd- und Kompostsorten angelegt. Ich versank bis zu den Knien in der Grube, zog mich heraus, klopfte mir den Mist von den Beinen und setzte mich vorsichtig in Bewegung. Im Haus war irgendwo ein schwaches Licht an; ich vermutete, dass es nur ein Nachtlicht war. Ich hatte eine gute Stunde Zeit, um eine Entfernung von vierzig Metern zurückzulegen – was mir sehr recht war. Ich zwang mich, alle paar Minuten einen Schritt vorwärts zu machen und zu warten. Trotz der Angst, jeden Moment von einer tödlichen Kugel getroffen zu werden, fiel mir das unglaublich schwer. Die Versuchung, einfach ›Was soll schon sein?‹ zu

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