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Ein endloser Albtraum (German Edition)

Ein endloser Albtraum (German Edition)

Titel: Ein endloser Albtraum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Marsden
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geschossen habe. Ich weiß, wie man eine Pistole lädt und wie man zielt, aber ich will nicht damit schießen.«
    »Na gut«, sagte Homer. »Aber könntest du jemanden vom Dach stoßen oder mit dem Messer angreifen oder ein Elektrogerät in die Badewanne schleudern, wenn gerade wer drinsitzt?«
    »Ich glaube, das, was du zuletzt gesagt hast, das könnte ich vielleicht.«
    »Du könntest also jemanden umbringen, solange das keinen direkten körperlichen Kontakt beinhaltet?«
    »Ja, ich denke, das macht den Unterschied aus. Ich könnte wahrscheinlich sogar auf sie schießen, wenn ich mehr Übung mit Waffen hätte.«
    »Robyn?«
    »Das, was Ellie gesagt hat, hat mir zu denken gegeben«, sagte Robyn unerwartet. »Als sie die Frage stellte, warum gerade wir in dieser Lage sind und nicht wie alle anderen gefangen genommen wurden. Vielleicht sollen wir auf die Probe gestellt werden, vielleicht ist das ein Test, um zu sehen, was in uns steckt.« Sie stand auf, ging zum Fenster und drehte sich zu uns um. »Am Ende werden wir vielleicht danach beurteilt, wie wir uns verhalten haben. Und ich denke, diesen Test bestehen wir nur, wenn wir uns wie anständige Menschen verhalten, wenn wir nie aufhören zumindest zu versuchen das Richtige zu tun. Und wenn wir nicht aus Gier oder Ehrgeiz oder blindem Hass oder Blutrausch handeln, sondern jede Entscheidung den Dingen gegenüberstellen, an die wir glauben, und uns bemühen mutig und ehrlich und fair zu bleiben ... na ja, mehr kann eigentlich niemand von uns verlangen. Wir müssen nicht vollkommen sein, solange wir nicht aufhören uns wenigstens um Vollkommenheit zu bemühen.«
    »Wozu also wärst du bereit?«, fragte Homer.
    »Das kann ich nicht im Voraus beantworten. Überlegen wir uns einen Plan. Dann werde ich alles tun, damit er funktioniert. Damit müsst ihr euch im Moment zufriedengeben.«
    »Wie sieht es bei dir aus, Homer?«, fragte ich ihn.
    Seine Stimme war so fest wie sein Blick. »Ich werde kämpfen. Ich schrecke vor nichts zurück. Eine Soldatin töten zu müssen würde mir wahrscheinlich die größten Schwierigkeiten bereiten. Das ist unlogisch, aber was soll ich machen? Aber ich denke, wenn es nötig wäre, könnte ich es tun.«
    Alle hatten gesagt, was sie dachten. Wir wussten nun mehr oder weniger, wo jeder stand. Als Nächstes mussten wir einen Plan ausarbeiten. Wir redeten stundenlang. Da Fi keinen der Pläne gezeichnet hatte, um die wir sie gebeten hatten, stellten wir ihr tausend Fragen. Wo sind die Hintertüren der Häuser? Wo die Treppenaufgänge? Haben sie Veranden, die in den Garten führen? Wie viele Schlafzimmer? Wo sind die Kästen mit den elektrischen Sicherungen? Welche Heizungssysteme haben sie? Fi beantwortete alle Fragen, auf die sie eine Antwort wusste, aber nach einer Weile geriet sie durcheinander und konnte nicht mehr sagen, welches Haus einen Weinkeller hatte und welches einen Kühlraum.
    Schließlich wurde es Zeit, dass das nächste Paar in der Kirche Stellung bezog und die Straße den ganzen Tag lang im Auge behielt. Wir beschlossen, dass wir unsere Beobachtungen fortsetzen mussten, dass wir mehr Informationen brauchten – je mehr, umso besser.
    Wir hielten unsere Routine noch drei lange Tage aufrecht und am Ende war es kein großartiger und sorgfältig durchdachter Plan, der die ersehnte Unterbrechung brachte, sondern Glück. Lee und ich beobachteten eines Morgens, wie ein Möbelwagen in die Turner Street einbog. Er war aus Stratton – Wirrawee war für eine eigene Möbelspedition viel zu klein. Er fuhr den Hügel hinauf, wendete und parkte vor dem Haus am oberen Ende der Straße. Der Soldat, der ihn gefahren hatte, ließ ihn stehen und verschwand in einem anderen Haus. Dann stand der Wagen mehrere Stunden da, ohne dass etwas geschah. Um die Mittagszeit kam jedoch ein Offizier aus dem Haus, das wir inzwischen das Hauptquartier nannten, und rief alle Wachen zu sich. Sie gehorchten, schienen aber nicht besonders erpicht. Er sprach kurz zu ihnen, dann marschierten sie alle zu dem letzten Haus. Es dauerte nur ein paar Minuten, bis ich begriff, dass sie das Haus plünderten. Sie brachten einen wunderschönen großen Esstisch aus dunklem Holz heraus, das im lauen Herbstlicht glänzte. Als Nächstes folgten sechs Stühle aus demselben dunklen Holz mit dunkelroten Sitzkissen. Danach mehrere Gemälde in schweren großen Goldrahmen, die sie jeweils nur zu zweit tragen konnten. Der Offizier war die ganze Zeit anwesend, passte auf, ohne selbst Hand

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