Ein endloser Albtraum (German Edition)
auf einmal? Ich weiß nicht, Fi, ob wir überhaupt über so viele Flugzeuge verfügen. Ich weiß nicht, ob unsere Luftwaffe so groß ist.«
»Okay«, sagte Fi. »Es herrscht ein nationaler Notstand und alle müssen gemeinsam Hilfe leisten.«
»Und die Flugzeuge?«
»Das war unsere Luftwaffe, die zu Hilfe kam. Vielleicht helfen uns auch die Luftwaffen anderer Länder.«
»Warum hätten sie dann die Lichter nicht eingeschaltet?« Robyn schrie jetzt, wie immer, wenn sie wütend ist.
»Das wissen wir nicht mit Bestimmtheit.« Jetzt schrie auch Fi. Fi schrie? Es gibt immer ein erstes Mal, dachte ich. Fi fuhr fort: »Vielleicht hat sich Ellie geirrt. Es war mitten in der Nacht. Sie muss schlaftrunken gewesen sein. Es fiel ihr erst jetzt wieder ein. Sie konnte sich nicht so sicher gewesen sein.«
»Ich habe sie gesehen, Fi«, sagte ich. »Ich bin mir sicher. Damals fiel es mir nicht auf. Meine Augen funktionierten. Aber mein Gehirn machte eine Pause. Außerdem haben Robyn und Lee sie auch gesehen. Frag sie.«
»Wir haben sie nicht gesehen«, sagte Robyn scharf. »Wir haben sie nur gehört.«
»Beruhigt euch jetzt«, unterbrach sie Homer. »Bleibt ruhig oder wir kommen nicht weiter. Mach weiter, Fi, was noch?«
»Ich weiß es nicht«, sagte sie. »Ich glaube einfach, dass sie irgendwohin gestürzt sind, um zu helfen. Vielleicht sind ein paar Wale gestrandet.«
»Also stürzt ein Haufen Eltern fort, ohne auch nur eine Nachricht zu hinterlassen?«, fragte Kevin.
»Aber wenn ihr die Flugzeuge weglasst«, sagte Fi, »habt ihr viel weniger in der Hand. Nur ein kleiner, örtlicher Notstand.«
»Vergiss die Rundfunksender nicht«, sagte Robyn.
Jetzt mischte sich Lee ein. »Das alles sind triftige Theorien, Fi. Und ich sage nicht, dass du Unrecht hast. Du hast vermutlich Recht und die Flugzeuge sind nur ein Zufall und das mit dem Radio kann auch erklärt werden und so weiter. Aber was mir schreckliche Angst macht, ist die Tatsache, dass es eine Theorie gibt, die zu allen Fakten passt und verdammt vollkommen ist. Erinnerst du dich an unser Gespräch an jenem Morgen in der Hölle? Dass der Gedenktag der ideale Zeitpunkt wäre, um es zu tun?«
Fi nickte stumm; Tränen rannen ihr übers Gesicht. Jetzt weinten wieder alle, sogar Lee, der unter Tränen weitersprach.
»Vielleicht sind die Geschichten meiner Mutter schuld daran, dass ich früher als ihr daran gedacht habe. Und wie Robyn vorher sagte« – er bemühte sich, die Worte über die Lippen zu bringen und sein Gesicht war verzerrt, als hätte er einen Schlaganfall – »wenn wir uns irren, könnt ihr so laut und so lange darüber lachen, wie ihr wollt. Aber vorläufig, nur vorläufig, wollen wir sagen, dass es wahr ist. Lasst uns sagen, dass eine Invasion stattgefunden hat. Ich glaube, es wird Krieg geben.«
Siebentes Kapitel
Es war schrecklich, darauf zu warten, dass es dunkel wurde. Wir wollten immer wieder aufbrechen, begannen stets mit: »Okay, das reicht, gehen wir«, dann widersprach jemand: »Nein, wartet, es ist noch immer zu hell.«
Das Problem mit dem Sommer ist, dass es so lange hell bleibt. Aber wir hatten beschlossen Risiken zu vermeiden und hielten uns daran.
Der Mond war schmal und ging spät auf, daher war es stockdunkel, als wir uns auf den Weg machten. Wir hatten zwei Taschenlampen, die Homer gefunden hatte, aber wir hatten uns darauf geeinigt, sie nur zu benützen, wenn es unbedingt notwendig war. Millie ließen wir auf einer Decke in Homers Küche zurück. Sie war zu schwach, um weit zu gehen. Wir gingen etwa eineinhalb Kilometer die Straße entlang, dann zweigten wir über die letzte Koppel der Yannos ab und nahmen die Abkürzung, die zu dem Weg zu Kevins Farm führt. Ich ging neben Homer, aber wir sprachen nicht viel. Dann erinnerte ich mich daran, dass ich ihn nicht nach ihren Hunden gefragt hatte. »Wir hatten nur noch zwei«, antwortete er, »und die waren nicht da. Ich weiß nicht, wohin sie gegangen sein könnten. Dad hat erwähnt, dass er mit ihnen zum Tierarzt fahren wollte. Beide hatten schlimme Ekzeme. Ich kann mich nicht erinnern, ob er das wirklich gesagt hat oder ob ich es mir nur einbilde.«
Sobald wir den Weg erreicht hatten, begann Kevin zu laufen. Wir mussten noch ungefähr zwei Kilometer gehen, aber ohne dass wir ein Wort gewechselt hätten, rannten wir alle hinter ihm her. Kevin ist groß, nicht für Kurzstrecken gebaut und trödelt normalerweise wie ein Zugpferd, aber diesmal konnte keiner mit ihm Schritt halten – bis
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