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Ein endloser Albtraum (German Edition)

Ein endloser Albtraum (German Edition)

Titel: Ein endloser Albtraum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Marsden
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tief Luft und versuchte es noch einmal ruhiger. Diesmal ging es besser. Wir fuhren zum Tor hinaus und die Straße hinunter und ich sagte zu Homer: »Ich habe vergessen bei den Hühnern nachzusehen.«
    »Okay, Ellie, das geht in Ordnung«, sagte er. »Wir schaffen das.«
    Aber er sah mich nicht an, saß vorn auf der Sitzkante und schaute besorgt durch die Windschutzscheibe.
    Homers Haus ist etwa eineinhalb Kilometer von unserem entfernt.
    Das Einzige, was wir sehen wollten, als wir näher kamen, war Bewegung.
    Es gab keine. Als wir über das Viehgitter rumpelten, ließ ich die Hupe dröhnen, bis Lee vom Rücksitz aus heftig rief: »Tu das nicht, Ellie.« Ich hatte wieder Angst zu fragen, warum, aber ich hörte auf. Wir kamen schleudernd in der Nähe der Vordertür zum Stehen, Homer sprang hinaus und rannte los. Er stieß die Tür auf, lief hinein und rief: »Mum, Dad!«
    Noch bevor ich den Fahrersitz verlassen hatte, merkte ich an seiner verzweifelten Stimme, dass er keine Antwort bekommen hatte.
    Ich ging zur Tür. Dabei hörte ich, dass hinter mir der Landrover gestartet wurde. Ich drehte mich um und schaute hin. Lee saß am Steuer. Ich beobachtete ihn. Er war ein entsetzlicher Fahrer, aber mit viel Reversieren brachte er das Fahrzeug in den Schatten unter dem alten Pfefferkorn-Baum hinter der Tankstelle. Plötzlich erinnerte ich mich an ein unbeschwertes Gespräch in der Hölle. Und plötzlich wusste ich es und ich hasste und fürchtete die Erinnerung. Lee kletterte aus dem Wagen und ging zur Vordertür. Ich schrie ihn an: »Lee! Du irrst dich! Hör auf, diese Dinge zu tun! Hör auf, diese Dinge zu denken! Du irrst dich!«
    Robyn kam zu mir und packte mich am Arm.
    »Wahrscheinlich irrt er sich«, sagte sie. »Aber das Radio ...« Sie machte eine Pause. »Reiß dich zusammen, Ellie. Bis wir es wissen.«
    Wir gingen gemeinsam ins Haus. Während wir durch die Tür in die trostlose, tote Stille traten, fügte sie hinzu: »Bete aus tiefstem Herzen, Ellie. Wirklich aus tiefstem Herzen. Ich tue es.«
    Ich hörte hinter dem Haus ein Tier brüllen und ging geradewegs in den Hof hinaus. Homer bemühte sich verbissen die Kuh zu melken. Aus ihren Zitzen tropfte Milch, sie bewegte sich unruhig und brüllte jedes Mal, wenn er versuchte sie zu berühren.
    »Kannst du melken, Ellie?«, fragte er leise.
    »Nein, tut mir leid, Homer. Ich habe es nie gelernt. Ich werde die anderen fragen.«
    Als ich wieder hineinging, rief er mir nach: »Der Wellensittich im Wintergarten, Ellie.«
    »Okay«, rief ich und rannte los. Corrie hatte inzwischen den Wellensittich gefunden, der am Leben war, aber nur noch ein wenig modriges Wasser im Käfig hatte. Wir brachten ihm frisches Wasser, das er genauso trank wie Dad sein erstes Bier nach dem Scheren.
    »Ihr habt doch zu Hause eine Milchpumpe, nicht wahr?«, fragte ich Corrie. »Kannst du Homer im Hof hinten ablösen?«
    »Klar«, antwortete sie und ging hinaus. Wir alle begannen unnatürlich ruhig zu handeln. Ich wusste, welche Angst Corrie und die Übrigen jetzt um ihre Familien hatten, aber im Augenblick konnten wir nichts für sie tun. Ich brachte den Wellensittich in die Küche, wo Lee gerade den Telefonhörer auflegte. Ich zog die Augenbrauen hoch und er schüttelte den Kopf. Einen Augenblick später kam Homer herein.
    »Im Büro steht ein LF-Sender«, sagte er, ohne jemanden anzusehen.
    »Was ist ein LF-Sender?«, fragte Fi. Ich hatte sie nicht bemerkt; sie stand in der Türöffnung zur Speisekammer.
    »Landfeuerwehr«, antwortete Homer kurz.
    »Wäre es ungefährlich?«, fragte Robyn.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Homer. »Wer weiß überhaupt etwas?«
    Ich sprach leidenschaftlich verzweifelt und drängend, um sie zu überzeugen. »Das ist lächerlich. Ich weiß, was ihr denkt, und es ist absolut vollkommen unmöglich. Absolut nicht möglich. Solche Dinge passieren einfach nicht, nicht hier, nicht in diesem Land.« Dann schöpfte ich wieder Hoffnung, weil ich mich an etwas erinnerte. »Die Brände! Sie werden draußen sein und die Brände bekämpfen. Einige müssen schlimm gewesen sein, so schlimm, dass sie nicht nach Hause gehen konnten.«
    »Ellie, es war nicht diese Art von Bränden«, sagte Homer. »Das weißt du. Du weißt, wie ein schlimmes Feuer aussieht.«
    »Ich weiß nicht viel über diese Dinge«, sagte Lee, »aber sollte euer LF-Sender nicht vor Stimmen übersprudeln, solange die Feuer brennen?«
    »Ja!« Homer drehte sich um.
    »Aber wir haben keinen Strom«, sagte Fi.
    »Sie

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