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Ein endloser Albtraum (German Edition)

Ein endloser Albtraum (German Edition)

Titel: Ein endloser Albtraum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Marsden
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auf Robyn, die immer fit ist. Nach einer Weile sah ich sie nicht mehr vor uns, aber ich hörte Kevins schweres Keuchen, das aus der Dunkelheit kam. Als wir uns dem Haus näherten, rief Lee: »Sei vorsichtig, wenn du hinkommst, Kev«, doch er bekam keine Antwort.
    Kevin und Robyn waren zwei oder drei Minuten vor uns dort. Aber es hatte nicht viel Sinn gehabt. Sein Haus sah genauso aus wie Homers und meines. Drei tote angekettete Hunde, ein toter Kakadu in einem Käfig auf der Veranda, zwei tote Lämmer neben den Verandastufen. Nur Kevs alte Lieblingshündin Flip war im Haus eingesperrt gewesen und in der Waschküche hatte ein Eimer mit Futter und einer mit Wasser für sie gestanden. Sie war am Leben, aber sie hatte sich eines der Zimmer als Klo ausgesucht, daher stank das Haus entsetzlich. Als sie Kevin sah, geriet sie vor Freude außer sich; als wir ankamen, leckte sie ihm noch immer übers Gesicht, jaulte erbärmlich, vollführte unglaubliche Sprünge und machte sich vor Aufregung nass.
    Corrie kam mit grimmigem Gesicht, einem Mopp und einer Handvoll Wischlappen daher. Ich hatte schon früher beobachtet, dass Corrie zu putzen anfing, sobald die Stimmung zu emotional wurde. Was eine sehr nützliche Angewohnheit war.
    Wir hielten wieder eine Kurzkonferenz ab. Robyn kam auf die glänzende Idee, dass Fahrräder schnell und geräuschlos sind – das perfekte Transportmittel. Kevin hatte zwei jüngere Brüder, also holten wir drei Fahrräder aus dem Schuppen.
    Homer fragte, ob wir jemanden kannten, der nicht auf die Messe gegangen war. Ihm war klar geworden, dass jemand, der an diesem Tag zu Hause geblieben war, das Rätsel lösen konnte. Lee nahm an, dass seine Eltern wahrscheinlich nicht daran teilgenommen hatten; seine Schwestern und Brüder besuchten für gewöhnlich die Messe, aber nicht seine Eltern. Kevin wollte Flip, die Corgi-Hündin, mitnehmen. Er konnte es nicht ertragen, sie nach allem, was sie durchgemacht hatte, wieder allein zu lassen.
    Es war eine schwere Entscheidung. Uns allen tat der Hund leid, der mit einer unsichtbaren Leine an Kevin gefesselt schien, aber uns wurde immer deutlicher bewusst, dass wir vor allem an unsere eigene Sicherheit denken mussten. Schließlich kamen wir überein, Flip bis zu Corries Haus mitzunehmen; auf Grund dessen, was wir dort vorfinden würden, wollten wir dann eine Entscheidung treffen.
    »Aber Kevin«, warnte ihn Lee, »wir müssen vielleicht ein paar hässliche Entscheidungen treffen.«
    Kevin nickte nur. Das wusste er.
    Robyn, die auf die Idee mit den Fahrrädern gekommen war, joggte den größten Teil des Weges zu Corries Haus. Wir konnten bestenfalls zu zweit auf einem Fahrrad sitzen und sie sagte, sie brauche das Training. Homer transportierte Kevin, der Flip in den Armen hielt. Die kleine Corgi-Hündin leckte ihm während der Fahrt die ganze Zeit das Gesicht, um ihm zu zeigen, wie sehr sie ihn liebte und wie dankbar sie ihm war. Es war eigentlich komisch, aber wir konnten nicht mehr lachen.
    Ich werde mich immer daran erinnern, wie Corrie mitten in ihrem Wohnzimmer stand und ihr die Tränen übers Gesicht liefen. Dann kam Kevin herein, der in den übrigen Zimmern nachgesehen hatte, sah Corrie, ging schnell zu ihr, schloss sie in die Arme und drückte sie an sich. So standen sie einige Minuten da. Ich mochte Kevin in diesem Moment sehr.
    Robyn übte heftigen Druck auf uns aus und wir entschlossen uns endlich etwas zu essen, bevor wir den nächsten Schritt unternahmen. Sie war den ganzen Abend über sehr logisch gewesen und sie war es noch immer, auch wenn das nächste Haus, das wir aufsuchen wollten, ihres war. Also machten sie, ich und Homer aus altbackenem Brot und Salami sowie Salat und Tomaten aus Mrs Mackenzies berühmtem Gemüsegarten Sandwiches. Wir kochten auch Tee und Kaffee mit Haltbarmilch und verwendeten dazu ein kleines, mit festem Brennstoff betriebenes Camping-Öfchen. Es fiel uns schwer, das Essen durch unsere ausgetrockneten und verkrampften Speiseröhren hinunterzuzwingen, aber wir würgten so lange, bis jeder wenigstens ein Sandwich gegessen hatte, und es wirkte sich positiv auf unsere Energie und unseren Kampfgeist aus.
    Während wir aßen, beschlossen wir zu Robyns Haus zu fahren, aber wir wussten, dass wir damit vor einem Haufen vollkommen neuer Probleme standen. Hier draußen auf dem Land, wo die meisten von uns lebten, wo die Luft rein und die Koppeln groß und leer waren, hatten wir uns ziemlich selbstsicher bewegt. Die Gefahr schien

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