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Ein Engel an Güte (German Edition)

Ein Engel an Güte (German Edition)

Titel: Ein Engel an Güte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ippolito Nievo
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er Celio und Morosina zu sehen gemeint hatte, in Weiß gekleidet und mit schneeweißen Rosen bekränzt, wie sie vor ihm niederknieten und er sie von der Höhe herab segnete.«Ach, ich bin mir ein schöner Heiliger, dass ich Segnungen erteilen sollte!», rief er, als er sich aufsetzte, um seine Schokolade zu trinken.«Genug, ich will es versuchen...! So mag der Name Formiani denn erlöschen.»

XI
Die Vorsehung
    Vierzehn Tage nach Celios Abreise kehrten auch der Podestà und Chirichillo nach Asolo zurück, dorthin gerufen von den unaufhörlichen Klagen der Signora Cecilia, die sich in diesen zwei Monaten ihrer Abwesenheit zunächst damit vergnügt hatte, die Amtsgeschäfte gründlich durcheinanderzuwirbeln, dieses Zeitvertreibs jedoch nun überdrüssig zu werden begann und ihr einsames Leben langweiliger fand denn je. Morosina trennte sich schweren Herzens von ihren beiden Alten, und ihr Gemahl fühlte mit ihr. Kaum waren sie fort, sagte er, um sie trösten, mit einem traurigen Lächeln zu ihr:«Nun komm, mein Weibchen, diese Trennung wird die letzte und die kürzeste sein.»Und damit schien er sagen zu wollen:«Bald bin ich nicht mehr, und dann kannst du gehen, wohin es dir beliebt.»
    Doch das junge Mädchen zeigte sich jedes Mal so betrübt, wenn ihr Gemahl in dieser Weise auf so traurige Ereignisse anspielte, dass er sich beeilte hinzuzusetzen:«Ich wollte sagen, dass wir sie und Signora Cecilia recht bald wieder einladen, und dann geben sie alle miteinander der Podesteria einen Fußtritt und bleiben hier bei uns.»
    Doch in Wahrheit fühlte Formiani seit einiger Zeit, wie ihm das Alter immer beschwerlicher wurde; bis Mitte September schleppte er sich noch so dahin, doch er verfiel zusehends, und schließlich musste er das Bett hüten, mit sehr geringer oder gar keiner Hoffnung, je wieder aufzustehen.
    Von da an war Morosinas Leben ganz christliche Aufopferung. Unentwegt zu Gott beten für die Ihren und ihren Mann; diesen tagsüber pflegen, des Nachts bei ihm wachen; ihn auf jede erdenkliche Weise von den finsteren Bildern und trüben Gedanken ablenken, die ihn bisweilen quälten; ihn trösten, wenn er verzagt, ihn beschwichtigen, wenn er ungeduldig, ihn bestärken, wenn er gut gelaunt war – so gingen ihre Tage einförmig in frommer Pflichterfüllung dahin. Niemals mehr als jetzt erwies sich der ganze unerschöpfliche Reichtum ihre Güte; und die völlige Selbstvergessenheit, die eifrige und liebevolle Pflege des Kranken trugen ihr die Bewunderung ihrer ganzen Umgebung ein. Einen solchen Einfluss übte ihr engelgleiches Wesen aus, dass der Patient, dem sonst von Natur aus jeder Lärm, jede Medizin, jede Störung unerträglich waren, sich nach und nach wandelte; und zuletzt beteuerten die älteren Bedienten im Haus, als gesunder, junger Mann sei ihr Herr nie so heiter und ausgeglichen gewesen wie jetzt, obwohl er nun altersschwach und dem Tod nahe war.
    Celio hatte treu an seinem im Stillen geleisteten Schwur festgehalten und sich nie mehr in Venedig blicken lassen; auch Morosina wahrte mit peinlichster Gewissenhaftigkeit ihr Gelöbnis, das sie Gott, sich selbst und Chirichillo gegeben hatte, und erwähnte weder je den Namen des jungen Mannes, noch fragte sie nach ihm. Erst als sie nach der Rückkehr des Vaters nach Asolo von diesem einen Brief erhielt, öffnete sie ihn mit heftigem Herzklopfen; und das Auge, unwillkürlicher Übersetzer der geheimsten Wünsche, blieb unvermittelt an zwei Zeilen hängen, in denen es hieß, der Cavalier Terni sei dort oben, man sehe ihn selten, immer blass und einsam, gleichwohl scheine er bei guter Gesundheit; im Übrigen halle der ganze Umkreis wider von Segenswünschen wegen der Wohltaten, die er mit vollen Händen austeile – was beim Lesen dieser Zeilen in Morosinas Herz vorging, kann sich jeder vorstellen; trotzdem empfand sie fast Gewissensbisse wegen dieser geheimen Freude und eilte mit dem Brief ans Bett ihres Gemahls, um ihn ihm zu zeigen.
    Als der alte Herr die beiden Zeilen las, lächelte er liebevoll darüber.«Na geh, mein Töchterchen», sagte er,«ihr habt recht, wenn ihr Gutes tut, denn früher oder später wird der Herr es euch lohnen!»
    Das junge Mädchen sah ihm ins Gesicht, als verstünde sie nicht, aus welchem Anlass diese im Übrigen vollkommen richtige Maxime vorgebracht wurde.
    « Ich weiß, wovon ich spreche!», fuhr der Kranke fort,«und eines Tages werdet ihr es auch wissen. »
    Dieser neu erlangte Seelenfrieden Formianis wich nie mehr von ihm,

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