Ein Engel an Güte (German Edition)
Und dass dieser Taugenichts von Vettore meine Zechinen einstreichen soll... O nein, nein, nein...! Wenn es mir diesmal nicht gelingt, so mag der Name Formiani zum Teufel gehen, und ich vermache alles... dem Armenhaus...! Ach, meine liebe kleine Gemahlin...! Und dabei weiß man nicht, wie man es anstellen soll, diesem gebenedeiten Weibe böse zu sein...!»
Bald darauf traten Morosina und Chirichillo ein, und scherzend sagte er zu ihnen, er habe eine schöne Überraschung für sie bereit; dabei blickte er fortwährend auf die Uhr, bis gegen elf geräuschvoll die Tür aufging und hinter Bernardo, der die Portiere hochhielt, der Cavalier Terni im Saal erschien.
Unwillkürlich sprang Morosina da von ihrem Stuhl auf; die Ärmste, sie war zu bedauern, denn obwohl sie mit ihrem Mann über Celio gesprochen und dieser ihr mit aller Bestimmtheit versichert hatte, sie könne im Hinblick auf ihn gänzlich beruhigt sein, war sie doch nicht darauf gefasst gewesen, ihn so bald wiederzusehen. Sie verbarg ihre Freude jedoch ganz in ihrem Herzen und setzte sich wieder hin, völlig verwirrt von dieser unbedachten Regung.
Chirichillo, der überhaupt nicht verwundert war, blickte nacheinander den Cavaliere, das Mädchen und den Inquisitor an und begleitete die dreifache Frage mit einem dreifachen Seufzer.
« Oh, die Gefangenschaft war aber eine kurze, Cavaliere», begann Formiani.«Meinen Glückwunsch. »
« Das verdanke ich Ihnen, Euer Exzellenz!», antwortete Celio mit einer Verbeugung.
« Mir?», erwiderte der alte Herr scherzend.« Der Vorsehung, wolltet Ihr wohl sagen, die sich Eurer annimmt, Euch wohlgesonnen ist und weiß, wie sehr Ihr Euren Altersgenossen in jeder Hinsicht überlegen seid, und die Euch das mit jeder Art von Gunstbezeugung beweisen will...! Nun los, Morosina», setzte er hinzu,«begrüß den Cavaliere und freu dich mit ihm!))
« Ich freue mich, Cavaliere!», sagte das junge Mädchen, wobei sie abwechselnd errötete und erbleichte.
« Ich danke Ihnen für Ihre Güte», antwortete Celio traurig.
« Ei, was für eine Ziererei!», rief der Inquisitor.« Ihr kommt mir ja wahrhaftig vor wie die Marionetten...! Nun gut, wenn es so ist, will ich die Drähte ziehen, damit Ihr eine gute Figur macht ...! Los, vorwärts Cavaliere», fuhr er fort, indem er Celio beim Arm nahm und ihn zu seiner Gattin schleifte.«Tut Eurer Höflichkeitspflicht Genüge und küsst der Dame die Hand.»
Am ganzen Leib zitternd und wie widerstrebend kam Celio näher; mit zwei Fingern ergriff er diese schneeweiße und fein geformte Hand und senkte zögernd seine Lippen darauf.
« Sapperlot!», dachte der Inquisitor,«zu meiner Zeit war man nicht so frostig.»Doch rieb er sich die Hände, als er sah, dass der Cavaliere seinen Mund länger auf dieser Hand ruhen ließ, als die Etikette es vorschrieb. In der Tat war Celios Seele ganz darauf ausgerichtet, die reine Wollust dieses Kusses auszukosten, und in diesem Augenblick war alles andere vergessen.
Aufs Höchste verwirrt sah Morosina, die Ärmste, sich um und begegnete einem Blick Chirichillos, der besagte:«Standhaftigkeit!»Der Blick war nicht vergebens, denn das Mädchen fasste sich, lächelte dem Cavaliere zu und sagte zu ihm:«Von ganzen Herzen teile ich die Freude meines Gatten, Sie in so wunderbarer Weise aus der Enge des Kerkers befreit zu sehen!»
« Das war in jeder Hinsicht eine gute Lektion», entgegnete der junge Mann, den die sittsame Zurückhaltung des Mädchens wieder zu sich gebracht hatte und der es ihr nun an Seelenstärke gleichtun wollte.«Seien Sie versichert, dass ich in diesen zwei Tagen mehr gelernt habe als in den vergangenen fünf Jahren, da ich in Padua studierte.»
« Und doch wart Ihr auch dort schon unter den Besten!», mischte Formiani sich ein.
« Ich weiß ja nicht, wie es bei den anderen ist», erwiderte Celio lächelnd.«Von mir weiß ich, dass ich ein echter Hohlkopf war, als ich hinkam, und als ebensolcher wieder abgefahren bin; außer dass ich vielleicht gelernt habe, mich höher einzuschätzen, als ich tatsächlich wert bin.»
« Das ist viel», entgegnete Formiani,«denn diese Meinung von Euch habt Ihr mit den besten und dauerhaftesten Argumenten in den Köpfen der anderen verankert. Wenigstens schlottert dieser Degen, der an Eurer Seite hängt, nicht vor Angst, wie bei unseren kleinen Stutzern, die sich fürchten, ihn geschliffen zu tragen!»
Nachdem so Überraschung und Befangenheit des ersten Augenblicks überwunden waren, kam das Gespräch
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