Ein Engel an Güte (German Edition)
zu ihm umwandte und ihm ins Ohr flüsterte:«Sei ganz unbesorgt, mein guter Alter, der Cavaliere ist ein Mann von Ehre.»
« So geschehe denn Euer Wille!», sagte Formiani, während er Celio zur Tür begleitete.
« Signora... wenn Sie etwas zu bestellen hätten... nach Asolo», sagte dieser,«so bitte ich Sie ... verfügen Sie frei über mich ...»
« Empfehlen Sie mich... meiner Frau Mutter sehr... so Sie Gelegenheit haben, sie zu sehen», antwortete Morosina.
Es mag unmöglich scheinen, aber in diesen Worten der beiden jungen Leute lag die gegenseitige Versicherung glühendster Liebe, und wenn nicht der Hoffnung, so doch immerwährender Treue.
Als Celio fort war, trat der Inquisitor in die Mitte des Raums, mit einer Miene, wie man sie noch nie an ihm gesehen hatte. Er war verärgert, gerührt und verwundert zugleich, er sah Chirichillo und dann Morosina in einer Art und Weise an, die sich hier schlecht schildern ließe. Er wollte eben von seiner Gemahlin Abschied nehmen, um sich in seine Gemächer zu begeben, als Adriana und Moretta in den Saal stürmten; hinter ihnen ein sehr schöner und blasser junger Mann mit Bart und langem schwarzem Haar, der sich vor ihm auf die Knie warf. Die Zofen ihrerseits ergriffen die Hände Seiner Exzellenz, küssten und streichelten sie, und alle drei riefen:«Oh, welche Großmut! Welche Dankbarkeit...! Gott segne Sie...! Die Muttergottes und der heilige Gennaro mögen Sie beschützen!»
Das war, wie man sich denken kann, Graf Giorgetto, der sich, eben aus dem Gefängnis entlassen, beeilte, Formiani seine Aufwartung zu machen, denn ihm verdankte er die gute Behandlung in all diesen Monaten und die wiedererlangte Freiheit.
Als er durch das Tor in den Palast hineineilte, hatte er den guten Carlino mit dem Ellbogen angerempelt, sodass dieser der Länge nach aufs Pflaster fiel; doch kaum hatte Adriana den schönen Neapohtaner erblickt, kümmerte sie sich nicht weiter um ihren Liebsten und lief jenem über die Treppe hinauf nach, wo sie auch Moretta begegneten, und so kamen sie alle drei zusammen, um dem Herrn für seine gütige Fürsprache zu danken. Unterdessen war der Verlobte der verführerischen Blondine wieder auf die Beine gekommen, wischte sich die Jacke ab, die ihm bei seinem Sturz von den Schultern gerutscht war, und brummte vor sich hin:«Sapperlot, der reinste Teufel, dieses Mädchen! Ich hab mich gefürchtet vor dem Schatten, der da vorbeigehuscht ist, sie aber wie der Blitz hinterher, um zu sehen, was das ist...! Oh, das Teufelsmädchen; und was für ein Glück, sie bei mir zu haben ...! Ich möchte wetten, sie hält mir auch diese Schlange von Vincenzo in Schach...!»In solche Gedanken vertieft, lehnte sich der gute Kerl an die Tür und wartete, dass die Schöne wieder herunterkäme.
Der Inquisitor zeigte sich allerdings nicht sonderlich erbaut von den Segenswünschen und Handküssen des Sorrentiner Grafen und seiner beiden Fürsprecherinnen. Ja, nachdem er einsilbig etwas erwidert hatte, machte er dieser Begeisterung kurzerhand ein Ende, indem er nach Bernardo rief, der wie gewohnt wie ein Kobold zu Stelle war.«Lebt wohl, meine Kinder!», sagte der alte Herr.«Und schlaft gut!»
Dann gab er seiner Gattin einen innigen Kuss und sagte, sie solle nun bald zu Bett gehen, sie müsse müde sein, dann zog er sich selbst in seine Gemächer zurück.
Nach zwanzig Jahren war dies der zweite Abend, an dem er Bernardo nicht dem gewohnten Verhör unterzog, sondern ihn mit ein paar spärlichen Worten entließ, weshalb dieser sich beim Hinausgehen beunruhigt nach seinem Herrn umsah.
« Nichts, nichts, mein Freund!», sagte der Inquisitor, dem nichts entging.«Du wirst mir morgen berichten; heute brauche ich Ruhe.»
In der Tat, kaum war der Cappanera hinausgegangen, löschte er das Licht und streckte sich zum Schlafen aus.«Potztausend!», murmelte er bei sich.«Ich bin doch wirklich übel dran...! Gerade dann, wenn ich es wirklich nicht brauchen kann, laufen mir zwei Heilige über den Weg...! Und bei Gott Heilige, wirkliche Heilige, da kann man nichts sagen...! Ach, aber was für liebe und schöne Seelen dagegen...! Ach, wenn doch nur alle so wären...! O ich Unglückseliger!»Hier verstummte er, wie um einem neuen Gefühl, das sich in seinem Herzen zu regen begann, nachzugehen und zu lauschen.«Ja, es ist besser so!», schloss er befriedigt.
Dann schlief er friedlich ein, und als er am nächsten Morgen von Martino geweckt wurde, löste er sich eben aus einem Traum, in dem
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