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Ein Engel an Güte (German Edition)

Ein Engel an Güte (German Edition)

Titel: Ein Engel an Güte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ippolito Nievo
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guten Gatten nicht zu schlecht zu behandeln und meine Morosina recht lieb zu haben.»
    « Oh, das verspreche ich dir bei meiner Seele.»
    « Im Vertrauen gesagt», flüsterte er ihr ins Ohr,« Eure Verbannung aus Venedig ist vor vierzehn Tagen aufgehoben worden, und auch Schwester Agata kann das Seraphinenkloster verlassen, man hat mir versichert, sie habe ihre Unart, sich in Dinge einzumischen, die sie nichts angehen, aufgegeben, sie mag zu Euch zurückkehren, wenn Ihr das wünscht. Aber... vernünftig sein!»
    « Oh, danke dir, danke, Nicoletto!», murmelte Signora Ceclia und wollte beinah auf die Knie fallen.
    « Gut, und nun kommt Ihr einmal her, Alvise!», fuhr Formiani, zu Valiner gewandt, fort.«Gebt Eurer Gattin die Hand, sie wird von nun an eine echte Hausfrau sein und Euch nicht mehr quälen.»
    « Oh, Signora Cecilia hat es immer so gut mit mir gemeint...! Sie ist so klug, so tüchtig ...!», sagte der Podestà weinend.
    « Einerlei; wenn sie von nun an etwas weniger klug und tüchtig ist, wird sie es nur umso besser mit Euch meinen», versetzte Formiani.«Und nun, liebe Cecilietta, und auch du, Morosina, und alle anderen, geht hinüber ins andere Zimmer... Oh, guten Tag, Chirichillo, mein armer Alter...! Komm her, komm her...! Ich habe dich keineswegs vergessen, weißt du ... aber ich weiß, dass du keiner guten Ratschläge bedarfst, um die ganze Welt zu lieben!»
    Der Gerichtsschreiber näherte sich Seiner Exzellenz und küsste ihm, von Rührung überwältigt, stumm die Hand.
    « Nun geht alle hinaus», sagte da der Inquisitor.« Ich muss mit dem Cavalier Terni unter vier Augen sprechen, und ich habe keine Zeit zu verlieren. »
    Betrübt gingen sie einer nach dem anderen hinaus, nur Celio blieb mit gefalteten Händen, das Kinn tief auf die Brust gesenkt, beim Bett stehen.
    « Komm näher, Celio!», sagte Formiani.«Heute ist es mir gestattet, dich vertraulich zu behandeln, denn im Sterben fühlt man sich den anderen verwandtschaftlicher verbunden als in jeder anderen Lebenslage.»
    Mit einem tiefen Seufzer trat Celio näher.
    « Hör zu», fuhr der Sterbende fort,«du hast viele, viele Gründe, mir böse zu sein...!»
    « Nicht einen einzigen!», unterbrach ihn der Cavaliere.«Sie aber haben einen sehr triftigen, mich zu verachten!»
    « Ich weiß, dass du Kenntnis von allem hast», antwortete Formiani,«verwehre mir also nicht eine ehrliche Beichte, von der vielleicht mein ewiges Heil abhängt. Ich weiß, dass du alles weißt, Celio; ich weiß, dass du mich zu Recht für einen abgefeimten Alten hältst ...»
    Der Cavaliere machte eine abwehrende Gebärde.
    « Lass mich ausreden», fuhr Formiani fort.«Ich weiß, dass du meine schmutzigen Intrigen kennst und dass du dich, sobald du davon erfuhrst, in heiliger Entrüstung geweigert hast, daran mitzuwirken. Und dabei hätten andere junge Männer ihre Seele dafür gegeben, an deiner Stelle und mir zu Gefallen zu sein und dabei womöglich noch weiterzugehen, als ich es verlangte.»
    « Oh, Exzellenz!», rief der Cavaliere mit einer Miene leisen Vorwurfs.
    « Exzellenz?», begann Formiani wieder.«Sag lieber ‹Sünder›, ja ‹verkommener Sünder›, denn so fühle ich mich in diesen letzten Augenblicken...! Oh, an mir, an mir ist es, niederzuknien vor dir und Morosina, diesem Engel...! Ihr beide habt mir die Augen geöffnet und mir gezeigt, wo die Wurzel des Übels lag, die ich seit Jahren stets bei meinen Nächsten suchte und nicht bemerkte, ich eitler Tor, dass ich sie in mir selbst trug!»
    « Oh, bei alledem wäre mein Verdienst gering», antwortete Celio gerührt,«denn erst spät habe ich mich eines Besseren besonnen... und das ist einzig und allein das Werk dieses Mädchens, das der Himmel mir gesandt hat!»
    « Nun gut», sprach Formiani weiter,«du allein hast das Wesen dieses Engels begriffen; du musst mir daher schwören, dass du ihr zur Seite stehen wirst, ihre Liebe sein wirst und ihr Glück, wenn ich tot bin.»
    Ein Schauer überlief Celio.
    « Ja...», fuhr der alte Mann fort.«Nimm keinen Anstoß daran, wenn du mich von meinem nahen Ende sprechen hörst. Was die Natur tut, ist wohlgetan. Im Übrigen bist du als Mann mit Stärke gewappnet; darum denk auch wie ein Mann und sei nicht schwächer als ein verweichlichter und vertrottelter Patrizier. Antworte mir: Wirst du Morosina lieben, wie sie es verdient?»
    « O ja!», rief der Cavaliere.
    « Gut!», antwortete Formiani, eine Träne verschluckend. « Es ist mein Wille, dass ihr sechs Monate

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