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Ein Engel an Güte (German Edition)

Ein Engel an Güte (German Edition)

Titel: Ein Engel an Güte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ippolito Nievo
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gesamte Hauspersonal lebenslang in ihren Diensten zu behalten oder ihnen, falls sie es anders wünschten, bei der Gründung eines Geschäfts oder Handwerks behilflich zu sein. Der Signora Cecilia, Bernardo und Don Gasparo wurden stattliche Renten ausgesetzt; dem zum Testamentsvollstrecker ernannten Cavalier Terni wurden die Familienpapiere und im Besonderen eine kleine Schatulle überantwortet, die der Erblasser eifersüchtig gehütet hatte und die der Cavaliere am Tag nach seiner Hochzeit mit Morosina öffnen und samt Inhalt verbrennen sollte. Ferner war der Wunsch ausgedrückt, dass diese Hochzeit sechs Monate nach seinem Tod, nicht früher und nicht später, stattfinden solle. Schließlich war noch die Rede von einem zum Hause Formiani gehörigen Fideikommiss 128 mit vierhundert Dukaten Rente, den der Erblasser seinem geliebten Neffen Vettore als Pflichtteil vermachte.
    Nach Verlesung und Annahme des Testaments löste sich die Versammlung auf; doch Morosina in ihrem Zartgefühl nahm an dem Letzten Willen des Inquisitors tief greifende Veränderungen vor, denen Celio großzügig zustimmte, und erklärte schon am folgenden Tag ihren Verzicht auf die Erbschaft Formiani zugunsten des Neffen Seiner Exzellenz. So glaubten die beiden im Sinne des Verstorbenen zu handeln, dessen Seele sich, nunmehr allem kleinlichen irdischen Groll enthoben, noch im Himmel über dieses gute Werk freuen musste.
    Dass diese umgehende Rückgabe des Erbes in Venedig für erhebliches Aufsehen sorgte, braucht nicht gesagt zu werden; die Meisten wussten freilich nicht, ob sie diesen Akt als Großzügigkeit bewundern oder eher als Verrücktheit bedauern sollten.
    Der hochwohlgeborene Vettore, der bei der Nachricht von seiner Enterbung vor Angst und Beklemmung schon auf bestem Wege war, seinem Onkel nachzufolgen, wäre ihm im Überschwang der Freude fast tatsächlich nachgefolgt, als er von dem unerwarteten Erbverzicht erfuhr. Für diesmal kam er zwischen Skylla und Charybdis unbeschadet davon, und wenn die Gläubiger ihm dann das Fell über die Ohren zogen, sodass trotz des üppigen Erbes nicht genügend«Kleingeld»übrig war, wie der Inquisitor sich auszudrücken pflegte, um die Dogenkappe an sich zu bringen, blieben ihm doch immerhin Zechinen genug, um in den diversen Theatern für seine Gemahlin sieben Logen zu halten und den unzähligen gemeinsamen Lastern aufs ausgiebigste zu frönen. Von den Bediensteten richteten einige sich bei ihm ein, andere machten von der Großzügigkeit des Verstorbenen Gebrauch und legten sich, der eine einen Kramerladen, der andere eine Geflügelhandlung, der dritte ein Cafe zu. Von Giorgetto verlassen (er hatte sich urplötzlich nach Mailand abgesetzt, vielleicht, um dort das verblasste Grafentum aufzufrischen), nahm Adriana den braven Carlino zum Mann, und wie glücklich sie dabei war, mögen all jene sagen, die ihre Männer an der Nase herumzuführen pflegen. Don Gasparo zog sich nach San Geremia zurück, wo er das üppige Legat, das sein Herr ihm hinterlassen hatte, mit den dortigen Büßerinnen verprasste; im Übrigen aber gedachte er seiner stets in Dankbarkeit und bekundete dies durch Abfassung von dreißig Oktaven am Tag, bis das Poem vollendet war. Und da fand sich ein verrückter Drucker (damals gab es so etwas noch), der es übernahm, das Poem auf eigene Kosten herauszubringen. Beim Stöbern an Buchständen könnte man auf ein Duodezbändchen stoßen, das den Titel Formianäis trägt: Um Himmels willen, kauft es nicht, und sollte der elende Trödler es euch auch um den Papierwert überlassen – es ist das Poem des Don Gasparo!
    Schwester Agata, die einstige Ratgeberin und Haushofmeisterin Signora Cecilias, wollte das Seraphinenkloster nicht mehr verlassen und starb dort wenige Jahre später im Geruch der Heiligkeit. Schließlich zogen nur Bernardo und Moretta mit Morosina nach Asolo, wohin sich die Familie zunächst begab; der Erste aus Verehrung und Andenken an seinen Herrn, die Zweite aus Zuneigung zu ihrer kleinen Herrin.
    An so viel Glückseligkeit hatte auch Chirichillo seinen Anteil; er war nun aus seinem Amt als Gerichtsschreiber in den Ruhestand entlassen und betätigte sich wieder als einfacher Dilettant in der Küche. Doch die Rosen waren nicht ohne Dornen für ihn; manches Mal, vor allem, wenn er allein war, tat der gute Alte einen tiefen Seufzer, und wenn er sich dann in seine überirdischen Betrachtungen versenkte, verabschiedete er sich anschließend nicht mit dem üblichen Lächeln von

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