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Ein Engel an Güte (German Edition)

Ein Engel an Güte (German Edition)

Titel: Ein Engel an Güte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ippolito Nievo
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achtzehn Jahren, als du mich mit der guten Chiaretta besuchen kamst und ich dir im Scherz versprach, einen Mann für dich zu finden...! Nur Mut, nur Mut, mein Liebes», fuhr er fort, indem er sich von seinen beiden Stützen losmachte und mit der gütigsten Miene auf Morosina zusteuerte.« Nur Mut, einen dicken Kuss wie ehedem, die Unschuld hat die Seiten gewechselt, und rein sind diese Küsse nun auf andere Weise!»
    « Geben Sie acht, Exzellenz, geben Sie acht!», sagte das Mädchen ängstlich, als sie ihn schwanken sah, ließ jede Zurückhaltung fahren und streckte ihm die Hand entgegen.
    « Keine Sorge, keine Sorge, mein Patentöchterchen!», antwortete Formiani gut gelaunt, ergriff ihre Hand und näherte sich ihren Wangen, auf die er genussvoll zwei ausgiebige Küsse drückte.«Keine Sorge, mein Töchterchen, aber ich will, dass du dieses langweilige ‹Exzellenz› weglässt, hörst du? Du nennst mich ganz einfach Pate, und so wollen wir es fortan halten.»
    Noch ganz rot von den beiden Küssen, stand das Mädchen betreten da.
    « Nun gut, bei Tisch werden wir alles regeln», sagte der Alte.«Nein, Don Gasparo, bemüh dich nicht! Von nun an ist Morosina im Haus meine Wärterin, nicht wahr?»
    « Oh, von Herzen gern!», antwortete das Mädchen.
    « Nun, so hilf mir also diese Treppe hinauf; du, Moretta, veranlasse, dass das Essen aufgetragen wird; du, Adriana, bring diese Papierrolle hinauf, und du, Don Gasparo, leg das Tischtuch auf und sprich drei Benedicte auch in unserem Namen. Nicht wahr, Morosinetta», fuhr er fort, während er auf ihren Arm gestützt die Treppe hinaufstieg, « nicht wahr, du wirst meine Wärterin sein?»
    « Ja, Exzellenz», antwortete Morosina, die angesichts der umgänglichen Art ihres neuen Beschützers ihr ganzes Selbstgefühl wiederfand.
    « Nun hör doch endlich auf mit der Exzellenz!», schimpfte dieser.«Pate sollst du mich nennen. Versuch’s einmal! Nakomm... Pate, ja... Pate ...»
    « Ja, mein Pate», erwiderte Morosina schüchtern.
    « Danke, mein Patenkind!», sagte der Alte mit einem Händedruck und einem fast väterlichen Blick.«Und nun nimm hier Platz», sagte er, als sie in seinem Arbeitszimmer angelangt waren,«und sag mir, wie viele Tage du mir deine Gesellschaft zu gewähren gedenkst.»
    Morosina, die erwartet hatte, in dem Inquisitor einen finsteren und unzugänglichen Kerkermeister zu finden, und stattdessen sah, dass er ihr ihre Freiheit ließ und sie zu ihrer eigenen Herrin machte, fühlte auch die letzte Spur von Groll, den sie am Morgen gegen diesen Verlängerer ihrer Sklaverei gehegt hatte, aus ihrem Herzen weichen. Diese Art, sie von Gleich zu Gleich zu behandeln, sei es nun zum Schein oder in aller Aufrichtigkeit, versöhnte sie schließlich mit ihm und rief in ihr das in ihrer Familie erbliche Gefühl der Ergebenheit gegenüber dem Hause Formiani wieder wach.«Oh, Exzellenz, oh, Pate», antwortete sie mit bebender Stimme,«ich bleibe hier, so lange es Ihnen und meinem Vater beliebt, mich hierbleiben zu lassen.»
    « Sehr gut, sehr gut, mein Patentöchterchen!», antwortete Formiani. Er vertauschte seine Amtskleidung, Toga und Perücke, mit einem seidenen Hausmantel und Samtbarett.«Entschuldige», fuhr er fort,«dass ich mir vor dir keinerlei Zwang antue; aber sag mir: Wann bist du ins Haus gekommen? »
    « Zu Mittag», antwortete Morosina,«und ich danke Ihnen ...»
    « Zu Mittag? Und was hast du seither mit diesen beiden Klatschmäulern getrieben? Haben sie dir deine Unterkunft gezeigt? Haben sie die Schneiderin und die Putzmacherin rufen lassen?»
    « Sie haben mich recht lustig unterhalten», antwortete Morosina.
    « Und sonst nichts? Das denke ich mir, dass sie dich lustig unterhalten haben, diese Spitzbübinnen! Aber ich rate dir, du musst ihrer Zunge Zaum anlegen, denn sonst hast du von früh bis spät ihr Gezwitscher im Ohr!»
    « Ich habe mich recht nett mit ihnen unterhalten», versetzte Morosina, aus feinfühliger Herzensgüte das Lob für die beiden Zofen noch einmal betonend.
    « Du bist ein gutes Kind», erwiderte Formiani,« begnügst dich mit allem und weißt dich mit allem zu begnügen, aber sieh, du wirst hier auch frohe Tage verleben. Glaub nur ja nicht, dass mein Haus zujeder Stunde so ist, wie du es heute Morgen vorgefunden hast: ein wahrer Friedhof! Des Nachts kommen hier angesehene Cavalieri und Damen zusammen und junge Fräuleins deines Alters, unter denen du dich hervortun und meinen Gesellschaften neuen Glanz verleihen wirst.»
    «

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