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Ein Engel an Güte (German Edition)

Ein Engel an Güte (German Edition)

Titel: Ein Engel an Güte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ippolito Nievo
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übergeht. Wenn überall sonst Festtagslaune und Heiterkeit herrschten, so lag hier eine melancholische Düsternis über den reglosen, stillen Gewässern, und der Widerhall des Lärms aus der Ferne drang nur säuselnd wie ein Chor von Seufzern hierher. Seine Exzellenz wandte sich zu dem hinteren Ruderer um und fragte:«Wie spät ist es, Bastianello?»
    « Es hat eben neun geschlagen», antwortete dieser.
    « Gut», sagte Formiani.«Mach hier ein wenig Halt, ich bin des ganzen Trubels überdrüssig.»
    Fünf Minuten später sahen sie aus dem Dunkel eine kleine, einsame Gondel auftauchen, die in der abendlichen Kühle nicht geöffnet, sondern rundum geschlossen war und quer über die Wasserfläche auf die dunkle Einfahrt eines Seitenkanals zusteuerte.«Bastianello, drei Ruderschläge zu dieser Gondel hin», sagte der Inquisitor.«Und dann ruf: ‹Seine Exzellenz Niccolö, rudere zurück! ›»
    Bastianello tauchte das Ruder dreimal ins Wasser und steuerte dabei nach links, und als er gerufen hatte, wie ihm geheißen war, sah man die geheimnisvolle Gondel sich einmal um sich selbst drehen und Seite an Seite an Formianis Barke anlegen.«Massimo!», rief dieser, und sogleich ertönte es aus deren Innerem:«Hier bin ich, Exzellenz. »
    « Der Spaziergang ist aufgeschoben», sagte Formiani.« Gute Nacht...! Rudere weiter, Bastianello, hier ist es zu kühl.»
    Und während das Gefährt des Inquisitors in das muntere Treiben des Gondelcorsos zurückkehrte, überquerte die kleine Gondel erneut den Kanal und verschwand zwischen zwei riesigen Palästen, dort, wo sie ein paar Minuten zuvor herausgekommen war.
    Morosina hatte den Zwischenfall kaum bemerkt und fand auch nichts Befremdliches daran. Formiani hingegen schien lange darüber nachzusinnen, denn seine Stirn blieb umwölkt bis ungefähr zum Rialto. Erst da fand er, sei es, weil er den Ärger überwunden hatte, sei es, weil er ihn der Menge nicht zeigen wollte, seine Beredsamkeit und sein Lächeln wieder.«Du bist aber wortkarg, mein Töchterchen», sagte er da.«Solltest du in diesem Punkt nicht nach deiner Mutter geraten...? Oh, oder vielleicht verdrießt dich dieses Umherschaukeln zwischen so vielen Leuten? Sag es nur freiheraus, mein Kind!»
    « O nein, es verdrießt mich nicht», rief Morosina heiter, wobei sie den Kopf immer weiter nach hinten drehte, damit ihr im Vorangleiten der Gondel nicht der einzige Anblick entschwände, der sie in dem ganzen Schauspiel dieses reizenden Durcheinanders fesselte.
    Formiani wandte ebenfalls vorsichtig den Kopf und erblickte die Gondel Celios, die der seinen langsam folgte.«Oh, der Cavalier Terni!», rief er aus.«Bastianello, rudere etwas langsamer, wir wollen hören, was es bei ihm Neues gibt.»
    Morosina wusste nicht, wohin sie ihre Blicke richten sollte, ihrem Wunsch folgend auf Celio oder zum Dank für seine gütigen Worte auf ihren Paten.
    « Guten Tag, Cavaliere!», sagte Formiani, als die Gondel in Rufweite war.«Wie ist es Euch seit gestern Abend ergangen?»
    « Was die Gesundheit angeht, recht leidlich, im Übrigen aber schlecht, Exzellenz», antwortete Celio, der schon so nah herangekommen war, dass er Morosina mit dem Ellbogen berühren konnte.« Und Ihnen geht es scheint’s ebenfalls passabel, wenn ich Sie hier bei der abendlichen Ausfahrt sehe...! Und auch Ihnen, Signorina», setzte er zu dem Mädchen gewandt hinzu,«denn für die Nachtigall, die sechs Jahre lang im Käfig saß, muss der erste Flug ja köstlich sein.»
    « Bisher kam alles so überraschend für mich, dass ich die Freude nicht von meinen anderen Gefühlen unterscheiden konnte», antwortete das Mädchen, am ganzen Leib zitternd.
    « Und nun?», fragte Celio leise.
    « Nun gewöhne ich mich daran und habe ziemliches Vergnügen dabei», kam es treuherzig aus Morosinas Mund.
    « Sie versteht sich darauf, sie versteht sich darauf!», dachte Formiani bei sich, solch jungfräuliche Offenherzigkeit mit Koketterie verwechselnd.« Die Seraphinerinnen haben ihre Zeit nicht vergeudet...! Kommt, Cavaliere», fuhr er mit lauter Stimme fort,«kommt zu uns herüber, wir sind nämlich allein. Das wird uns ein wenig zerstreuen, denn wie Ihr Euch denken könnt, will zwischen einem alten Mann und einem jungen Mädchen keine rechte Fröhlichkeit aufkommen.»
    « Danke», erwiderte der Cavaliere und setzte behende von einer Gondel in die andere über.« Ihr könnt nach Hause fahren», sagte er zu den eigenen Gondolieri.
    « Seht doch, seht doch», wurde indessen ringsum

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