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Ein Engel an Güte (German Edition)

Ein Engel an Güte (German Edition)

Titel: Ein Engel an Güte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ippolito Nievo
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getuschelt.«Cavalier Terni steigt bei Formiani ein! Sapperlot, eine dicke Freundschaft in kaum mehr als drei Wochen!»
    « Ei, wisst Ihr denn nicht», fuhren andere fort,« er hat seine Mätresse im Hause Formiani, der kleine Cavaliere...! Die Tochter eines Klienten Seiner Exzellenz ... der Podestà in Dalmatien sein muss oder sonst irgendwo... derjenige, welcher die intrigante Cecilia geheiratet hat...»
    « Ha, ha, aber ja, haha...! Jetzt erinnere ich mich, ein rechter Tölpel...! Eine hübsche Posse ist mir das...! Und ob das wohl ein Abkommen auf Halbpart ist zwischen dem Alten und dem Jungen?»
    « Haha...! Sprechen wir von anderem, ich bitte Euch.»
    Wie man sieht, war Morosina von einigen Stutzern, die bei den Seraphinerinnen verkehrten, erkannt worden, und da nahmen die Lästereien dieser Laffen gar kein Ende mehr. Sie indes blickte voller Vertrauen Celio an und schwelgte unter den böswilligen und lüsternen Blicken der Menge in der Seligkeit reinster Liebe.
    « Wenn ihr nichts dagegen einzuwenden habt», sagte der Inquisitor, als sie auf der Höhe von Santa Maria della Salute 55 angelangt waren,«müsste ich am Dogenpalast aussteigen. Ihr, meine Kinder, könnt unterdessen eine kleine Runde durch die Lagune drehen und mich auf dem Rückweg wieder abholen, in etwa vierzig Minuten habe ich alles erledigt... Ihr seid doch heute Abend unser Gast, Cavaliere?!»
    « Danke, Euer Exzellenz», sagte Celio mit einer Verbeugung.
    « Nun gut, ich vertraue Euch mein Adoptivtöchterchen an», setzte Formiani hinzu.«Leistet ihr angenehme Gesellschaft, solange ich mir den Kopf bei diesen vermaledeiten Amtsgeschäften zerbrechen muss.»
    « Ein großer Sprung, nicht wahr», meinte Celio,« so mir nichts dir nichts vom Gondelkorso auf dem Kanal überzuwechseln zu einer Ratssitzung, wo möglicherweise über das Wohl des Staates entschieden wird!»
    « Oh, die Zeiten sind vorbei», erwiderte Formiani traurig.«Und das Wohl des Staates, glaubt mir, hängt auch nicht mehr von einem Dekret des Rats der Zehn ab. Man hält die Maschinerie in Gang, damit der Rost die Zahnräder nicht völlig zerfrisst. So weit ist es gekommen, dass wir uns keinen besseren Rat mehr wissen als die alte Bauernregel: Ich mache es so, weil mein Großvater es auch schon so gemacht hat!»
    Indessen glitt die Gondel an die Riva della Piazzetta heran, wo der Inquisitor zu halten befahl und, von Celio gestützt, das Pflaster betrat. Wenn die Lagune dort verlassen vor ihnen lag, weil sich alle Gondeln im Kanal drängten, so war das an der Riva 56 und der Piazza keineswegs so, dort herrschte dichtes Gedränge, verschiedenste Unterhaltungen in den Gesellschaften waren zu vernehmen, Füßescharren, Kleiderrascheln und laute Rufe der Obstverkäufer, Wasserträger, Sorbetverkäufer und Harlekine, die an den Ständen der Puppenspieler einen großen Kreis von Zuschauern um sich scharten.
    « Zuanne, du kommst mit mir!», sagte Formiani zu dem jungen Ruderer vorn an der Gondel. « Und ihr, Kinder, erkältet euch nicht, legt meinen Marderpelz um, und auf Wiedersehen in höchstens einer Dreiviertelstunde.»
    « Gott erleuchte Euer Exzellenz», sagte Celio und erhob sich von der Seitenbank, um sich neben Morosina zu setzen.
    « Am Licht würde es ja nicht fehlen, wohl aber am Öl!», entgegnete Formiani.«Nochmals, leb wohl, mein Töchterchen!»Und bei diesen Worten verschwand er, auf Zuannes Arm gestützt, in der Menge.
    « Gott stehe Ihnen bei, Herr Pate!», sagte endlich Morosina, die gar nicht begriff, wie ihr geschah.« Und sputen Sie sich», setzte sie halblaut hinzu.
    Welche Empfindungen dem Mädchen diese letzte Bemerkung eingegeben haben mochten, die im Übrigen in den Wind gesprochen war, weil Formiani sich schon weit vom Ufer entfernt hatte, wüssten wir nicht zu ergründen. Gewiss mischte sich einige Bangigkeit in die geheime Lust, sich so ganz allein mit Celio zu sehen – ob diese dadurch verdorben oder gesteigert wurde, will ich nicht sagen. Herauszufinden, wie ein so großes, fast überwältigendes Glück in den launischen Fingern des Zufalls zustande gekommen sein mochte, war sie in ihrer Aufregung nicht imstande, und nach Art aller gutartigen Wesen, denen wegen ihres unerschütterlichen Zutrauens die Vernunft eine viel gefährlichere Führerin ist als der Instinkt, ließ sie sich von den Ereignissen treiben.
    Unter den Stößen des einzigen verbliebenen Ruders bewegte sich die Gondel langsam auf die Lagune hinaus, dann, als sie so weit vom Ufer

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