Ein Engel aus der Hölle
du?«
»Ich heiße Fiona.«
»Und weiter?«
»Ich schütze Frank Durban. Ich bin sein Engel. Ich bin diejenige, die dafür sorgt, dass es ihm gut geht und er seine großen Erfolge erzielen kann. Er ist auf dem Weg, der Beste zu werden, und Furcht brauchte er nicht zu haben. Ich bin in sein Leben getreten, um ihm zur Seite zu stehen.«
Endlich war auch Mike Glover in der Lage, sich zu melden. »Wer bist du?«, flüsterte er und betonte dabei das erste Wort besonders.
»Das habe ich dir gesagt. Ich bin ein Engel.«
»Glaube ich nicht!«, stieß er hervor.
Mike schrie auf. »Ha, und wo sind deine Flügel?«
Die Frau hob die Schultern. »Müssen Engel denn immer Flügel haben?«, fragte sie.
»So habe ich es früher gelernt.«
»Dann bist du jetzt eines Besseren belehrt worden. Und Engel sind auch nicht immer lieb und nett. Wenn sie schützen, dann mit allem, was sie haben.«
»Aha...«
»Das heißt!«, fuhr Fiona fort. »Euer Tod ist bereits eine beschlossene Sache.«
Es waren harte Worte. Beide konnten sie nicht glauben. Aber sie sprachen auch nicht dagegen, bis Paco der Kragen platzte. Er wollte es genau wissen, und er hielt auch sein Messer in der Hand. Es war zudem genug gesagt worden.
Mit einer schnellen Bewegung riss Paco den rechten Arm in die Hohe. Er schleuderte das Messer mit einer mörderischen Wucht zielsicher auf die Frau zu. Die Waffe traf – und fuhr durch die Gestalt hindurch!
Paco’s Schrei, mit dem er den Wurf begleitet hatte, brach urplötzlich ab. Er tat nichts mehr. Er glotzte nur nach vorne und sah die dunkelhaarige Frau so stehen wie vor dem Wurf. Ihr war nichts geschehen. Es gab keine Wunde, aus der Blut gequollen wäre. Sie sah völlig unverletzt aus, und das irritierte den Dealer.
Er konnte auch nichts mehr reden. Seine Lippen zuckten. Er schüttelte den Kopf. Eine Erklärung hatte er nicht. Die Augen traten aus den Höhlen, und plötzlich er fing er an zu lachen. Es war ein Geräusch, das tief in seiner Kehle entstand und sich nur wenig menschlich anhörte.
Mike Glover stand neben seinem Kumpan und sagte kein Wort. Er konnte nur noch glotzen. Der Mund halb offen. Seine Lippen zitterten, und er schaute zu, dass sich die Frau völlig unverletzt bewegte und ihren Platz verließ. Sie kam auf Frank Durban zu, der sich in der Zwischenzeit einigermaßen erholt hatte und sich jetzt aufrichtete, Paco und Mike ließen es zu. Sie konnten nichts dagegen tun. Sie standen noch immer unter dem Bann des Unheimlichen.
Geschmeidig und lautlos bewegte sich die Person. Es gab nur die beiden Dealer, die sie interessierte, und sie sagte ihnen auf den Kopf zu, was bald geschehen würde. »Ihr werdet jetzt sterben!«
Der Satz war so etwas wie eine Initialzündung für Paco Bullock. Er hatte die Waffe des Polizisten an sich genommen und zerrte sie jetzt aus dem Gürtel hervor.
»Ich schieß dich zusammen!«, brüllte er, riss die Glock hoch und feuerte drei Schüsse schnell hintereinander ab.
Verfehlen konnte er die Frau nicht. Er traf sie auch, und erneut erlebte er ein Wunder, das an seinen Nerven zerrte. Die Person wurde getroffen, die Kugeln jagten durch ihren Körper – aber das war auch alles.
Verletzt oder gar getötet wurde Fiona nicht.
Paco war so überrascht, dass seine Waffenhand nach unten sank. Er konnte nichts tun. Für ihn war eine Welt zusammengebrochen, und er tat auch nichts, als die Frau zugriff.
Sie umkrallte das rechte Gelenk des Mannes. Für einen Moment standen beide unbeweglich, dann passierte es. Auch das war nicht zu erklären, denn Fiona riss Paco in die Höhe, obwohl sie ihn nur am Gelenk festhielt. Er verlor den Halt, er schwebte plötzlich über dem Boden, glitt immer höher, und im Gesicht der Frau regte sich nichts. Abgesehen von einem Lächeln blieben ihre Züge glatt.
Über ihr schwebte Paco plötzlich. Im nächsten Augenblick erfolgte eine Drehbewegung, bei der auch ein Knacken zu hören war, denn das Handgelenk des Dealers brach.
Es wurde noch schlimmer. Fiona bewies, wer hier das Sagen hatte und welche Kraft in ihr steckte. Als wäre der Mann der Flügel eines Ventilators, so wurde er kreisförmig über den Kopf der Frau geschwenkt. Seine Beine sanken dabei kaum nach unten, denn die Schwerkraft schien aufgehoben worden zu sein.
Immer schneller drehte er sich. Er bildete einen Kreis, aus dem seine von Schmerzen erfüllten Schreie drangen.
Dazwischen war das Lachen der Frau zu hören. Es klang wie eine eiskalte Musik, aber sie dauerte nicht lange an,
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